Egbert Prior: Conti zieht neue Reifen auf
Totgesagte leben länger.Wiederholt hatten wir Ihnen das in eine Krise
geratene Unternehmen empfohlen. Beispielsweise vor drei Jahren in der Prior
Börse vom 24. Juli 2009. Damals lag der Kurs bei 25 Euro. Unter einem
riesigen Schuldenberg durch die Übernahme der ehemaligen Siemens-Tochter VDO
brach Continental fast zusammen. Doch den Hannoveranern gelang es in den
letzten Jahren, den Schuldenberg deutlich zu reduzieren. Von rund 11
Milliarden Euro 2008 auf aktuell rund 7 Milliarden. Gleichzeitig sorgt der
Autoboom für wieder glänzende Geschäfte. Inzwischen ist die Notiz um mehr
als das Dreifache auf aktuell 84 Euro explodiert. Continental, der nach
Bosch zweitgrößte Autozulieferer der Welt, steuert auf ein Rekordjahr zu.
2012 soll der Umsazt um 7% auf etwa 33 Milliarden Euro klettern. Dabei soll
die operative Gewinnmarge des Vorjahrs (10,1%) übertroffen werden. Die
Eigenkapitalquote ist in den letzten Jahren um ein knappes Drittel auf
aktuell mehr als 30% gestiegen. Conti gehörte 1988 zu den
"Gründungsmitgliedern" des DAX, flog aber gleich zweimal wieder raus,
1996 und 2008. Noch 2012 wird den Niedersachen aber voraussichtlich das
zweite Comeback gelingen. Investmentfonds, die den DAX abbilden, sind also
gezwungen zu kaufen. Auch das erklärt den starken Kursanstieg in den letzten
Wochen. Seit Jahresbeginn ist die Aktie um 72% geklettert.
Hauptnutznießer der Kursrallye ist die Kugellagerdynastie Schaeffler, die
sich fast an der Conti-Übernahme verschluckt hätte, aber mit einem Anteil
von aktuell etwa 60% das Sagen hat. Continental wurde 1871 gegründet und
bereits wenig später an der Börse notiert. Das traditionelle Reifengeschäft
steht nur noch für 28% der Erlöse. Der Löwenanteil des Umsatzes wird mit den
verschie-densten Fahrzeugkomponenten erzielt, wobei Autoelektronik einen
besonders hohen Stellenwert hat. Conti möchte die Megatrends Sicherheit,
Umweltschutz und Digitalisierung bedienen. Man ist mit 164.000 Mitarbeitern
an 269 Standorten in 46 Ländern vertreten. Das Geschäft ist relativ
zyklisch, da die Kfz-Erstausrüstung 72% des Gesamtumsatzes ausmacht.
Deswegen möchten die Hannoveraner in Zukunft mehr an andere Industriezweige
liefern bzw. den Markt für Autoersatzteile stärker erschließen. Trotz der
kräftigen Kursrallye erscheint die Bewertung immer noch günstig. Die Aktie
wird derzeit lediglich mit dem 8fachen des für 2012 erwarteten Gewinns
gehandelt. Im Vorfeld der wahrscheinlichen DAX-Aufnahme rechnen wir mit
weiter anziehenden Notierungen.