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    USD/JPY  2397  0 Kommentare Japan will die Inflation – Der Weg wird schwierig und sehr lang!

    „Japan fürchtet die Preis-Explosion“, so lautete eine Schlagzeile im Frühjahr 2008, als auch Nippon sich nicht von der weltweiten Preisteuerung abkoppeln konnte. So richtig freuen konnte man sich allerdings damals nicht über die erste spürbare Inflation seit zehn Jahren. Denn im Gegensatz zu den dramatisch steigenden Preisen für Nahrungsmittel und Energie sanken in dieser Zeit die Löhne und Gehälter, so dass gerade der Effekt einer steigenden Nachfrage aus Angst vor einer Geldentwertung ausblieb, da die Japaner mit realen Einkommensverlusten zu kämpfen hatten. Vielen schon durch die jahrelange Deflation kurz vor dem Ruin stehenden Unternehmen gelang es deshalb nicht, die steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was sie immer weiter in die Krise trieb. Die Folge: Ein knappes halbes Jahr später war, wie der Chart zeigt, Japan dann wieder in der für die Wirtschaft so schädlichen Deflation angekommen und verharrt dort bis heute ganz im Gegensatz zum Beispiel zu den USA.

     

    Heute Morgen nun wurde ein neuer sehr ambitionierter Versuch gestartet, aus der Spirale aus sinkenden Preisen und einer rezessiven Wirtschaft herauszukommen. Zeitlich unbegrenzte Anleihekäufe, wie wir sie von der US-Notenbank schon kennen und wie sie in Europa vom obersten Notenbanker in der Form angekündigt wurden, „alles zu tun“, um den Euro zu retten, gehören ab sofort also auch zur Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ). Das Ziel sind zwei Prozent Inflation. Nur offen bleibt weiterhin die Frage, wann dieses Ziel erreicht werden soll. Da man aber selbst im neunköpfigen Gremium der BoJ weiß, dass dieser Weg ein sehr schwieriger und sehr langer sein wird, hat man den zeitlichen Rahmen erst einmal offen gelassen. Denn selbst noch für das Haushaltsjahr, was im Frühjahr 2015, also erst in zwei Jahren endet, erwartet die Notenbank eine Teuerung von gerade einmal 0,9 Prozent.

    Warum man dann aber mit den unbegrenzten Anleihekäufen erst in zwölf Monaten starten will, ist nicht nur für die Finanzmärkte, sondern auch für mich unklar. Wahrscheinlich hofft man, allein mit der Ankündigung dieser Maßnahmen die eigene Währung schon genug zu schwächen, um damit einerseits den Export zu stärken, die Inflation durch die Hintertür zu importieren und damit den gewünschten Nachfrageeffekt im Inland auszulösen. Ein gewagtes Spiel, wie man vor fünf Jahren gesehen hat. Denn werden die strukturellen Probleme in der japanischen Wirtschaft nicht parallel zu allen konjunkturstimulierenden Maßnahmen angepackt, könnte die für eine nachhaltige Inflation so zwingende Nachfrage erneut ausfallen und der Effekt verpuffen. Da sich der neue Premier Abe noch nicht wirklich zu solchen Themen wie Deregulierung vor allem der Landwirtschaft und Öffnung der japanischen Wirtschaft für ausländische Investoren geäußert hat, bin ich sehr skeptisch, was den Zeitpunkt einer tatsächlichen Rückkehr von Nippons Wirtschaft zu alter Stärke angeht. Hinzu kommt die von mir schon oft an dieser Stelle angesprochene schnelle Alterung der japanischen Bevölkerung, die sich als langfristiger Klotz am Bein erweisen könnte, weil sie – so hart es auch klingt – nur Kosten verursacht und wenig Nutzen im Sinne von Produktivität und Konsum bringt.

    Deshalb, so meine Vermutung, wird der neue Premier, der heute Morgen noch traute Einigkeit mit der unabhängigen Notenbank demonstrierte, bald wieder nach weiteren Maßnahmen rufen, wie etwa den Zinssatz für bei der Bank of Japan geparktes Geld von 0,1 Prozent ganz auf Null oder sogar darunter zu senken. Aber auch das wäre ein gewagtes Spiel, weil man nicht weiß, wie schnell aus der Mischung einer weiter vor sich hin dümpelnden Wirtschaft, eines durch Konjunkturpakete weiter steigenden Schuldenbergs und der immer schneller rotierenden Notenpresse eine Kapitalflucht beginnt, die dann zu steigenden Zinsen führt, was auch schon in geringem Ausmaß bei einer 240 Prozent-Verschuldung vom BIP gefährlich werden könnte.

    Vor diesem Hintergrund kann deshalb die nun schon drei Monate dauernde Abwertung der japanischen Währung nur der Anfang eines langfristigen Trends sein. Die heutige Gegenbewegung erscheint aufgrund des sehr stark überverkauften Yen und Äußerungen der Notenbank, die weitgehend erwartet worden waren, nur logisch. Eher noch wirkten die „Verschiebung“ des Anleihekaufprogramms auf 2014 und der offen gelassene Zeitpunkt zum Erreichen des Inflationsziels kontraproduktiv. Ebenso ist aber dann auch ein US-Dollar, der 100 Yen kostet, nur verschoben, und zwar in meinen Augen auf das zweite Halbjahr 2013. Auch jetzt weiter leicht fallende Kurse unter 90 USD/JPY sind deshalb für mich attraktive Einstiegsniveaus, um von einer weiteren Abschwächung des Yen gegenüber dem Dollar zu profitieren.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    USD/JPY Japan will die Inflation – Der Weg wird schwierig und sehr lang! „Japan fürchtet die Preis-Explosion“, so lautete eine Schlagzeile im Frühjahr 2008, als auch Nippon sich nicht von der weltweiten Preisteuerung abkoppeln konnte. So richtig freuen konnte man sich allerdings damals nicht über die erste spürbare Inflation seit zehn Jahren. Denn im Gegensatz zu den dramatisch steigenden Preisen für Nahrungsmittel und Energie sanken in dieser Zeit die Löhne und Gehälter, so dass gerade der Effekt einer steigenden Nachfrage aus Angst vor einer Geldentwertung ausblieb, da die Japaner mit realen Einkommensverlusten zu kämpfen hatten. Vielen schon durch die jahrelange Deflation kurz vor dem Ruin stehenden Unternehmen gelang es deshalb nicht, die steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was sie immer weiter in die Krise trieb. Die Folge: Ein knappes halbes Jahr später war, wie der Chart zeigt, Japan dann wieder in der für die Wirtschaft so schädlichen Deflation angekommen und verharrt dort bis heute ganz im Gegensatz zum Beispiel zu den USA.