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    Rohstoffe - Rohstoffaktien  18017  1 Kommentar Das Ende der Goldhausse wird von fundamentalen Veränderungen bestimmt

    Andreas Böger ist Fondsmanager des APM Gold & Resources Fund. Der Aktienfonds konzentriert sich auf Investitionen in Edelmetall- und Rohstoffaktien. Im Interview mit der Redaktion von wallstreet:online erklärt Böger seinen Investmentansatz und wie er den heftigen Kursverfall beim Rohstoff Gold in den letzten Monaten einordnet. Neben dem Einblick, welche Rohstoffaktien er favorisiert, schaut Böger auch auf das  Jahr 2014.

     

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    Herr Böger, Sie sind Fondsmanager des APM Gold & Resources Fund. Welche Strategie verfolgen Sie mit diesem Fonds?

    Andreas Böger: Der APM Gold & Resources Fund ist ein Aktienfonds mit Fokus auf Edelmetall- und Rohstoffaktien. Wir verfolgen einen aktiven Investmentansatz und konzentrieren uns vor allem auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen („Global Macro“) und auf die Beurteilung von Preis und Risiko der jeweiligen Aktien („Trend“, „Relative Stärke“, Volatilität“). Im letzten Jahr litt beispielsweise der Edelmetallsektor unter steigenden realen Zinsen, die Preistrends der Aktien kippten auf negativ und die Preisrisiken erhöhten sich. Den Wert der einzelnen Unternehmen schätzten wir zwar weiterhin als hoch ein, trotzdem trafen wir verschiedene Maßnahmen, um uns vor der negativen Entwicklung der Preise zu schützen. Nach 2008 konnten wir auch 2013 von dieser Strategie profitieren. Von Morningstar werden dem Fonds in der Kategorie Aktien: Branche Gold/Edelmetalle 5 Sterne in allen Zeiträumen vergeben.

     

    Wieso ist es für Anleger wichtig, dass sie in Rohstoffe investiert sind?

    Böger: Wir unterscheiden zwischen Rohstoffen und Edelmetallen wie Gold. Letztere sind insofern relevant für jeden Anleger, da sie sich als einzige Asset-Klasse theoretisch und historisch betrachtet kontrazyklisch zum allgemeinen Kapitalmarkt entwickeln. In Phasen real positiver Wirtschaftsentwicklung ist Gold als Asset-Klasse kaum gefragt, da das Geld besser in renditeträchtige Kapitalanlagen investiert wird.  Ist die Wirtschaft aber von Überschuldung, Kapitalfehlallokationen, erhöhten Unternehmensrisiken und negativen realen Zinsen geprägt, dann lohnt sich die Goldanlage. Seit der Jahrtausendwende befinden wir uns in letzterer Situation.

     

    Was sagen Sie zu dem heftigen Kursverfall bei Gold in den letzten Monaten und was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür?

    Böger: Der Sektor ist vergleichsweise klein, großen Anstiegen folgen große Korrekturen, das ist per se nichts Verwunderliches. Wir deuten den Kursverfall als (ausgedehnte) technische Korrektur des Anstiegs von 1999 bis 2011. Die weltweite Schuldenproblematik erreichte damals mit Euro-Krise und US-Haushaltsstreit einen vorläufigen Höhepunkt, Gold war gefragt und insbesondere Bankaktien verloren stark. Seither hat sich das Blatt gewendet, ohne dass sich wirklich etwas verändert hat. Das Ende der Goldhausse wird jedenfalls nicht durch reine Preisbewegungen signalisiert, sondern von fundamentalen Veränderungen. Diese sehen wir aktuell nicht. 

     

    Welche fundamentalen Veränderungen meinen Sie?

    Böger: Die Weltwirtschaft leidet seit Jahren unter Kapitalfehlallokationen und Überschuldung, die fällige Bereinigung wird durch eine aktivistische Zentralbankpolitik verhindert. Diese achtet mehr auf nominelle Preisniveaus als auf nachhaltiges, reales Wachstum. Als dieses Jahr die Zinsen zu steigen begannen, dachten die meisten Marktteilnehmer an eine Normalisierung der Zinsen im Zuge einer „Wirtschaftserholung“. Wir blieben skeptisch, das „Taper-Theater“ war zu erwarten. Einen fundamentalen Einfluss auf den Goldsektor hätte nur ein ernsthafter Rückzug der Zentralbanken aus dem Geldmarkt. 1980 führte das innerhalb weniger Monate zu einem Zinsanstieg von 15 Prozentpunkten auf real 10% per annum. Mit solchen Zinsen könnte der Goldsektor nicht konkurrieren,  es würde sich wieder lohnen, in die Wirtschaft zu investieren. Der politische Wille für diese Vorgehensweise ist aktuell auch nicht ansatzweise vorhanden, weiterhin ist die Überzeugung flächendeckend, dass mit der Ausgabe neuer Zahlungsmittel Wohlstand erzeugt werden kann. Aber dieser Schritt würde auch praktisch scheitern, da die ausstehenden Schulden nicht durch Wirtschaftsleistung  bedient werden können.

     

    Welche Rohstoffaktien sind Ihre Favoriten und warum?

    Böger: Die makroökonomische Grundkonstellation ist eine tendenziell schwache Wirtschaft und ein Goldpreis, der im Verhältnis zu anderen Wirtschaftsgütern stärker steigt oder weniger stark fällt.  Dazu gehört ein abebben der „China-Story“, d.h. eine Reduktion der Nachfrage nach Verbrauchsrohstoffen wie Eisenerz und Kohle und eine damit einhergehende Reduktion der Produktionskosten im Minengeschäft. Von diesen Faktoren profitieren Gold- und Silberminen, sowohl auf der Einnahmen-, als auch auf der Kostenseite.

     

    Warum soll ein Anleger in Ihren Fonds investieren und nicht direkt in die Rohstoffe oder Rohstoffaktien?

    Böger: Generell lassen sich mit Fonds die nicht unerheblichen Risiken der Anlage in diesem Sektor diversifizieren, 20 bis 40 Werte sollten eingesetzt werden, um ihn abzudecken. Die Schwergewichte Barrick, Goldcorp und Newmont sind ein minderwertiger Ersatz,  da sie zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre hohen Produktionszahlen Jahr für Jahr aufrecht zu halten. Der APM Gold & Resources konnte ferner in der Vergangenheit die hohe Volatilität des Sektors deutlich reduzieren und laut der Ratingagentur Lipper liegt der Fonds auch beim absoluten Ertrag in der Spitzengruppe vergleichbarer Fonds. Gegenüber dem physischen Metall bieten die Aktien ein verändertes Chance-Risiko Profil, da neben dem realisierten Goldpreis  auch die Produktionskosten Einfluss auf die Entwicklung haben. Zuletzt hat dieser Faktor eher zu einer Underperformance gegenüber dem zugrundeliegenden Rohstoff  geführt, das daraus entstandene Bewertungsextrem sehen wir aber eher als Chance. Auch die aktuell extrem negative Wahrnehmung der  Minenaktien durch Analysten und Anleger sehen wir aus kontrazyklischen Gesichtspunkten positiv. Letztendlich sollte auch die Eigentumsverhältnisse beachtet werden. Als Aktieninhaber ist man an einer Unternehmung direkt beteiligt, wenn ein diversifiziertes Portfolio gehalten wird, dann auch mit weltweiter Streuung. Bei den physischen Rohstoffen macht eigentlich nur die Gold- oder Silberanlage im Tresor Sinn, da die börsengehandelten Produkte verschiedenste Mängel beim Gegenparteirisiko und Steuerstatus aufweisen.

     

    Wie wird sich Gold Ihrer Meinung nach im Jahr 2014 entwickeln?

    Böger: Das wird von der Wahrnehmung der weiteren Wirtschaftsentwicklung abhängen. Wir durchleben aktuell eine Phase, in der ausgeprägte deflationäre und inflationäre Kräfte  gleichzeitig auf die Wirtschaft einwirken. Trotz extrem expansiver Geldpolitik sind die üblichen Folgen dieser Politik  - steigende Konsumentenpreise – nicht zu erkennen. Das Ausbleiben (eines) der negativen Folgen dieser Geldpolitik wird als besonderes Geschick der Notenbankchefs ausgelegt, „reines Glück“ wäre aus unserer Sicht zutreffender.

     

    Erwarten Sie in den nächsten 3 Jahren hohe Inflationsraten in Deutschland und wenn ja, warum?

    Böger: Wir durchleben bereits seit Jahren anhaltend hohe Inflation im Zuge der aktivistischen Zentralbankpolitik. Bei einer natürlichen Wirtschaftsentwicklung hätten die Produktivitätssteigerungen durch Globalisierung und Mobilfunkrevolution zu stark fallenden Preisen geführt, die Baisse im Jahr 2008 hätte diese Entwicklung potenziert. Die Differenz des aktuellen Preisniveaus zu diesem theoretischen Preisniveau entspricht der Geldentwertung der vergangenen Jahre.

     

    Wird die Eurokrise und die Staatschuldenkrise in 2014 weiter die Märkte beschäftigen oder erwarten Sie hier eine Beruhigung?

    Böger: Diese beiden Krisen hatten ihren vorläufigen Höhepunkt 2011, seither ist eine Beruhigung eingetreten. Momentan gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass alle etwaigen Probleme durch die Ausgabe neuen Notenbankgelder stabilisiert werden können (zumal wie beschrieben keine negativen Effekte bisher zu sehen sind). Am aktuellen „Taper-Theater“ ist zu erkennen, dass die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

     

    Wie erklären Sie Ihren Anlegern die Verluste der letzten Jahre und welchen Ausblick geben Sie ihnen mit auf den Weg?

    Böger: Die Anleger waren verständlicherweise nicht begeistert, insbesondere nachdem die Goldminenaktien zuerst dem Goldpreis hinterherhinkten, danach auch noch dem breiten Kapitalmarkt. Ein besseres Verständnis für die Anlageklasse hat den Anlegern geholfen, ihre Positionen zu halten oder gar aufzustocken. Der Goldminensektor ist der wohl einzige echte kontrazyklische Sektor am breiten Kapitalmarkt. In den 30ern, den 70ern und den 00ern hat diese Konstellation wie erwartet zu sehr hoher Outperformance geführt. Seit 3 Jahren sind diese  Aktien nun beständig gefallen und haben Extremwerte bei Bewertung und Markttechnik erreicht, welche bis zu 75 Jahre zurückgehen.  Diese Entwicklung wird gerne rationalisiert, insbesondere kommen viele Analysten zu dem Schluss, dass Goldminen schlicht ein schlechtes Geschäft sind. Dabei zeigen die Unternehmen gerade aktuell, wie flexibel sie auf die veränderten Marktbedingungen reagieren und Produktion und Prozesse optimieren können. Gleichzeitig ebben die Konkurrenzkosten in der Rohstoffproduktion ab, sollte auch die Heldenverehrung der Notenbankchefs ein Ende nehmen und der monetäre Wert von Gold wieder erkannt werden, dann ist das eine explosive Mischung für die Goldminenunternehmen. 

     

    APM Gold & Resources Fund - Monatsperformance im Überblick:

     

    APM Gold & Resources Fund - Tagesperformance im Überblick:

     

     

    Lesen Sie die Beiträge des Portfoliomanagers Andreas Böger auf wallstreet:online: Kolumnist Andreas Böger


     




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    Rohstoffe - Rohstoffaktien Das Ende der Goldhausse wird von fundamentalen Veränderungen bestimmt Kapitalfehlallokationen und Überschuldung prägen die Weltwirtschaft. Die fällige Bereinigung wird durch eine aktivistische Zentralbankpolitik verhindert. Andreas Böger, Fondsmanager des APM Gold & Resources Fund über Anlagestrategien, Rohstoffaktien und das Ende der Goldhausse.

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