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     2220  0 Kommentare China heute wie Japan 1990? - Seite 3

    Auch wenn das Volumen des Welthandels aktuell auf hohem Niveau weiter zunimmt: Auffallend ist, dass die Zuwachsraten seit Mitte 2004 im Regressions-Trend abzunehmen scheinen (siehe grüne Linie). Das deckt sich in etwa mit dem Bild der chinesischen Industrieproduktion, die in den Jahren 2004 bis 2008 die Hochs aus den frühen 1990er Jahren nicht mehr erreichte und seitdem deutlich zurückgeht.

    Viele Beobachter sehen eine starke Abschwächung des Wachstums der chinesischen Wirtschaft kommen. Statt des offiziellen Ziels eines BIP-Anstiegs von 7% p.a. werden Zahlen herumgereicht, die bis auf lediglich +4% p.a. zurückgehen, wobei man sich dabei häufig auf den sogenannten Li-Kiang-Index stützt. Gelegentlich wird unter Hinweis auf die kollabierenden chinesischen Importwerte bei Rohstoffen sogar noch Schlimmeres vorhergesehen. Tatsächlich schlagen hier aber die fallenden Rohstoffpreise durch. Z.B. liegt die importierte Rohölmenge in 2015 etwa 10% höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, auch bei Eisenerz steigt die eingeführte Menge weiter an.

    Chinas Wirtschaft wurde bisher durch Exporte und Infrastrukturprojekte angetrieben. Diese Faktoren schwächen sich nachhaltig ab, auch weil die Regierung umsteuert hin zur Stärkung des innerchinesischen Konsums. Während die Industrieproduktion insgesamt seit Jahren weniger wächst, steigt der Anteil des privaten Konsums am BIP seit 2010 an (Chartquelle). Die Entwicklung verläuft aber so langsam, dass sie die anderen Effekte nicht kompensieren kann.

    Nach vielen Jahren starken Wachstums ist es unausweichlich, dass sich die wirtschaftliche Expansion in China abschwächt. Die große Frage ist, was in diesem Zusammenhang “Normalisierung” bedeutet. Der Einbruch chinesischer Aktien wird in dieser Hinsicht als Indiz für eine “unnormale” Entwicklung und v.a. auch als mögliches Indiz für eine insgesamt schwache Entwicklung der Weltwirtschaft genommen.

    Der IWF hat unter Verweis auf die Konjunkturschwäche in den USA vor kurzem seinen weltweiten Wachstumsausblick für 2015 um 0,2% auf 3,3% zurückgenommen. Sollte das Wachstum in China tatsächlich auf nur noch 4% p.a. zurückgehen, würde das Wachstum der Weltwirtschaft um gut 0,4% auf dann unter 3% gedrückt. Nach allgemeinem Verständnis würde das eine Rezession der Weltwirtschaft bedeuten.

    Die japanische Wirtschaft spielte für die Weltwirtschaft bis 1990 eine ähnliche Rolle wie die Chinas heutiger Tage. Der S&P 500 wurde vom Absturz des Nikkei 1990 um 13,5% in die Tiefe gezogen, im Oktober 1997 drückte ihn die Asienkrise aber nur um 3,5%. Heute wirkt sich der Kollaps chinesischer Aktien beim S&P 500 mit zuletzt mehr als minus 10% wieder ähnlich aus wie 1990.

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    Klaus Singer
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    China heute wie Japan 1990? - Seite 3 Im aktuellen Crash der chinesischen Aktien offenbaren sich interessante Parallelen zu japanischen Aktien vor rund 25 Jahren. 1990 stürzte der Nikkei von seinem Allzeithoch bei 39000 ab, anschließend respektierte der Index das 62er Retracement des …