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     1758  0 Kommentare Welche Bedeutung hat die US-Präsidentschaftswahl 2016 auf die Aktienmärkte? - Seite 4


    Ist es wirklich aktienrelevant, ob Hillary Clinton oder Donald Trump gewinnt?

    Vor diesem Hintergrund ist es für mich ausgemachter Humbug, die Wahl von Clinton oder Sanders bzw. von Cruz, Trump oder Rubio als verlässliche Einflussgröße für die Aktienentwicklung in den USA ab 2017 anzuerkennen. Es hängt viel, viel zu viel vom Status der Konjunktur- und Finanzwelt, geopolitischen Krisen oder -entspannungen in China, Russland oder im Nahen Osten und natürlich von der Geldpolitik ab. Wer will denn vor diesem unsicheren Hintergrund allen Ernstes den US-Aktienmarkt bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode 2020 prognostizieren? Zu erraten, wie viel echte Haare Trump auf seinem Kopf trägt, wäre einfacher.

    Allein auf die handelnden Personen bezogen, ist Frau Clinton sicher berechenbarer. Ihr Fokus auf stärkerer Regulierung von Banken, Steuererhöhungen für hohe Einkommen und kritische Töne zum Freihandelsabkommen mit Europa und Asien werden keinen Anleger überrascht hinter dem Ofen hervorlocken, auch weil jeder Anleger weiß, dass eine revolutionäre Abkehr von Obamas Politik nicht zu erwarten ist.

    Nichts wird in der Amtszeit so heiß gegessen wie es im Wahlkampf gekocht wurde

    Schwieriger dagegen ist es, Polit-Neuling Donald Trump einzuschätzen. Seine beabsichtigte, auf Vormachtstreben ausgerichtete Außenpolitik mag so manchen Anleger irritieren, ja sogar Angst machen. Ich behaupte aber, dass ein Präsident Trump kein Elefant sein wird, der alles nieder-Trump-elt. Es sei erneut an Ronald Reagan erinnert: Seine anfänglichen anti-kommunistischen Verbalentgleisungen - wie z.B. die Sowjetunion als Reich des Bösen zu bezeichnen - wandelten sich in späterer Regierungszeit zu fast Friedenstauben ähnlichem Gesäusel. Er hatte erkannt, dass eine zu knallharte Konfrontation zum militärischen Super-GAU hätte führen können. Und 1983 stand die Welt - wie man heute weiß - kurz davor.

    Wäre Trump für die Schwellenländer oder Deutschland eine Katastrophe?

    Und vor einem knallharten Wirtschaftsprotektionismus Trumps zur Verteidigung der marktwirtschaftlichen Freiheit gegen China oder Deutschland muss auch niemand wirklich Angst haben. Amerika hat mittlerweile auch die Freuden des Exports - den Schwellenländern sei Dank - entdeckt. Der Einseitigkeit kreditfinanzierten Konsums will man entkommen.

    Überhaupt, die eigentliche „Drecksarbeit“ der Politik wird immer von Experten im Hintergrund gemacht, denn die kennen sich mit allen rechtlichen Hemmnissen und globalen Fallstricken aus. Die Experten würden Trump schon die Flötentöne der politischen Realität beibringen. Schon viele wilde politische Ideen sind am Bürokratie-Fels von Washington zerschellt. Nicht zuletzt wechselt die Kongressmehrheit in den USA gerne zur entgegengesetzten politischen Farbe des Präsidenten und kann so die Farbechtheit seiner Politik verwischen. Diese Erfahrung musste selbst Reagan machen.

    Insgesamt hat für mich die US-Präsidentschaftswahl 2016 deutlich weniger Schicksalhaftes für die Aktienmärkte - auch für die europäischen und deutschen Aktienmärkte - als heute vielfach angenommen.

    Die einflussreichsten Personen für die Aktienmärkte heißen nicht Clinton oder Trump, sondern Yellen und Draghi. Und die sind bereits gewählt.

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG:
    http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Welche Bedeutung hat die US-Präsidentschaftswahl 2016 auf die Aktienmärkte? - Seite 4 US-Wahlkämpfe sind etwas Besonderes. Illustre Kandidaten besetzen die gesamte politische Farbpalette von links bis rechts, von ultraliberal bis erzkonservativ und tief religiös. In Vorwahlen zerfleischen sich dann die Kandidaten des demokratischen …

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