Achleitner und Cryan
Deutsche Bank: „Gute Krise vertan“ aber „Chance, international mitzuboxen“
In der kommenden Wochen treffen sich die Aktionäre der Deutschen Bank zur jährlichen Hauptversammlung. Dort wird auch Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender des Geldhauses, seinen Kritikern Rede und Antwort stehen. Deutsche Bank-Chef John Cryan geht auf „kritische Distanz“.
Achleitner selbst sieht der Hauptversammlung zuversichtlich entgegen. „Da kann man offen reden“, erklärte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. Auch einem möglichen Auftrag der Versammlung, seine Rolle
bei der mangelnden Information der britischen Finanzaufsicht zu untersuchen, nimmt er leicht. Auf die Frage, was geschehe, wenn es einen solchen Prüfungsauftrag gebe, antwortet er schlicht: „Dann
gibt’s eben einen Auftrag.“
Er habe zuletzt viele solidarische Anrufe bekommen – von großen Investoren und sogar von Regulatoren. Jetzt empfinde er die Verantwortung für seine Arbeit noch stärker als zuvor. Die Deutsche Bank
habe für Stabilität und Qualität gestanden, so Achleitner, da müsse sie wieder hin. „Wir wollen die führende Kapitalmarktbank außerhalb der USA sein“, sagt Achleitner. John Cryan an der Spitze der
Bank sei dafür der Richtige.
Er sei als Überzeugungstäter zu der Bank gekommen, erklärt Achleitner weiter. Denn „ohne funktionierende Kapitalmärkte wird Europa nicht funktionieren“. Wie beim Internet sei die Gefahr groß, dass
die Amerikaner alles regieren. „Doch die Deutsche Bank hat die Chance, international mitzuboxen“, fügt Achleitner hinzu.
Lesen Sie auch
John Cryan: Deutsche Bank hat „eine gute Krise vertan“
Das wird der Co-Chef der Deutschen Bank, John Cryan, nicht wesentlich anders sehen. Doch dazu bedarf es auch einer gewissen Wandlungsfähigkeit des Geldinstitutes. Das dies das Geldhaus nicht früher
in Angriff genommen hat, sei ein Fehler gewesen. Früher sei es den Großbanken nur um Wachstum gegangen. Aber während die Amerikaner ihre Probleme nach 2008 schnell beseitigten, „hat die Deutsche
Bank eine gute Krise vertan“, sagte Cryan der „Zeit“.
Mit Achleitner arbeite er weiterhin eng zusammen, sagt Cryan weiter. Dennoch will er, wie das unter deutschen Juristen heißt, die vorgesehene „kritische Distanz“ zwischen Vorstand und Aufsichtsrat
wahren.