Apple, VW und der Brexit – die Schuldfrage ist Unsinn! - Seite 2
Dann muss ein Jugendlicher Unternehmensgründer in England ebenso wie ein 60-jähriger Fischer verstehen und merken, dass er die gleichen Steuern bezahlt wie ein Großkonzern. Dann muss jeder merken, dass wirtschaftlicher Aufschwung bei ihm selbst ankommt, dass Wirtschaftsliberalismus auch wirklich diesen Namen verdient und kein Liberalismus für das obere Prozent der Bevölkerung ist. Wolfgang Schäuble erzählt seit Jahren, dass er die Steuersysteme endlich gerechter machen will, dass man Steuerflucht bekämpfen will. Zu erledigen wäre dies international ganz schnell, die Instrumente wären da.
Einzig – Schäuble redet nur und tut nichts. Holland und Irland als Waschanlagen von Konzerngewinnen funktionieren immer noch, darüber freuen sich Apple und Starbucks ebenso wie VW oder Unilever. Man kann vielleicht nicht von jedem Rentner, Arbeitnehmer oder Jugendlichen in Britannien, Spanien oder Italien erwarten, dass er all dies verstehen muss. Aber man kann es ihm erklären und es vor allem ändern.
Somit gilt selbst also in Sachen Vorsorge und Investitionen, dem Kernthema vieler privater Akteure am Finanzmarkt, dass gleiche Behandlung für alle gelten muss. Ein Brite muss ebenso wie ein Spanier, Italiener oder Deutscher mit gleichem Recht und Steuerpflicht auf seine Aktiengewinne belegt werden wie ein Konzern. Wo der Fischer oder Bauer in Frankreich die gleichen Regeln haben möchte wie ein großer Konzern, da möchte auch ein Sparer in der EU die gleichen Regeln haben wie die Großvermögenden a la Quandt und Co., deren Gewinne aus Veräußerungen einst die SPD als Geschenk präsentiert.
Auch dort hilft kein Lamentieren – nur ein Ändern würde Zeichen setzen. Sonst geht auch dort geht die Schere immer weiter auseinander und Scheren werden die Lage in Europa in den nächsten Jahren eher schlimmer machen als besser. Die Schere ist Schuld, nicht die Alten, Jungen, Dicken, Dünnen, Inländer oder Ausländer.
Man kann Europa besser machen auch mit den Finanzmärkten, auch mit Investoren und auch mit der Wirtschaft. Man muss aber 99 Prozent der Bevölkerung mitnehmen und nicht nur 1 Prozent. Dass dies aber kein Problem nur der Europäer ist, wird die Wahl in den USA zeigen. Die Nominierung von Donald Trump ist der letzte Warnschuss, die Alternative Clinton nur das kleinere Übel, keine wirklich nach vorn gewandte bessere Alternative. Doch Trump ist ein Warnschuss. Vielleicht der letzte nach dem Brexit.
Ein schönes, friedliches Wochenende wünscht
Daniel Saurenz