Nix mit Schattendasein
Comeback-Pläne von Martin Winterkorn - Früherer VW-Chef strebt wieder in den DAX
Allzu lange war er nicht von der Bildfläche verschwunden. Und er plant, dass der Rückzug aus der Wirtschaft auch nicht mehr lange dauern solle. Die Rede ist von Martin Winterkorn, seines Zeichens Ex-Chef des Autobauers Volkswagen, der am 23. September vergangenen Jahres im Zuge der VW-Abgasaffäre seinen Hut nahm.
Einem Bericht der „Bild am Sonntag“ zufolge, bastelt der zurückgetretene VW-Chef eifrig an seinem Combeack. Demnach wolle Winterkorn weiterhin eine Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen. Über Anfragen für Aufsichtsratsmandate in Dax-Konzernen könne er sich nicht beklagen. Zudem sei der promovierte Ingenieur auch mit wissenschaftlichen Instituten in Kontakt.
Allerdings gebe es da eine Voraussetzung: Der ehemalige VW-Chef dürfte im Dieselgate-Skandal nicht verurteilt werden. Nach Informationen der US-Kanzlei Jones Day, die von Volkswagen mit der Aufarbeitung betraut wurde, sei Winterkorn entlastet. Die Machenschaften seien demnach hinter seinem Rücken abgelaufen, der frühere Konzernchef trage keine persönliche Schuld am Diesel-Skandal. Auch das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Braunschweig werde bald eingestellt, hoffe Winterkorn. Seinen Posten als Aufsichtsrat bei Bayern München werde Winterkorn wohl behalten. Dies soll er mit dem künftigen Bayern-Boss Uli Hoeneß vereinbart haben.
Eine Sache der Auffassung
Doch so einfach scheint die Sache nicht: Noch könnte die Affäre um manipulierte Abgaswerte auch persönlich für ihn zur Tragödie werden. Ob er von den Manipulationen wusste oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Womöglich müsse der EX-Volkswagen-Chef gar um sein gesamtes Vermögen fürchten, würde es hart auf hart kommen. Noch Ende letzten Jahres wollten die VW-Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite Winterkorn demnach für den entstandenen Schaden im Abgas-Skandal haftbar machen. Mit einer Manager-Haftpflichtversicherung könnte es für Winterkorn ebenfalls brenzlig werden. Lesen Sie mehr dazu hier: Schadensersatz, finanzieller Ruin ... Gefängnis? Für Martin Winterkorn wird es eng.
Auch Ferdinand Dudenhöfer, Professor für Automobilwirtschaft, hatte vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse zu den zeitlichen Abläufen in der VW-Abgasaffäre den VW-Konzern geraten, Klage gegen den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn zu erheben. „Der VW-Aufsichtsrat muss nach meiner Einschätzung vorsorglich Klage gegen seinen früheren Vorstandsvorsitzenden erheben wegen erheblicher Pflichtverletzungen“, sagte Dudenhöffer im März den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. Und ergänzt: „Wir das nicht getan, erhöht sich das Risiko, dass der VW-Konzern in hohem Umfang haften muss.“ Insgesamt stelle sich die Frage, „warum der Aufsichtsrat bisher diesen Schritt noch nicht getan hat“, so Dudenhöffer. Mehr dazu hier: Erhebliche Pflichtverletzungen - Droht Ex-Chef Martin Winterkorn Klage durch VW-Konzern?
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch folgender Aspekt: Winterkorn hatte im vergangenen Sommer und Herbst seine persönlichen Vermögensverhältnisse neu geordnet. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ gründeten der Manager und seine Frau Anita zwei Immobilienfirmen - eine kurz bevor der VW-Abgasskandal bekannt wurde, die andere wenig später. Geschäftsführerin und persönlich haftende Gesellschafterin ist Anita Winterkorn. Zu diesem Zeitpunkt wusste Martin Winterkorn bereits von den ungesetzlich hohen Abgaswerten von VW-Modellen in den USA (mehr dazu hier).
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Doch auch wenn Martin Winterkorn von der Diesel-Affäre (anfänglich) nichts gewusst hatte, wäre das nicht gerade ein Pluspunkt im Bewerbungsgespräch um einen Aufsichtsratsposten bei einem DAX-Konzern. Oder gerade erst recht?