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    Zustand der Autarkie  4022  0 Kommentare US-Handelskrieg nach Trump-Sieg? Vorsicht vor dem Bumerang-Effekt!

    Nach der Wahl von Donald Trump zum - vorerst designierten - 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten schauen viele nervös über den großen Teich. Wird der umstrittene Republikaner seine Ankündigung wahr machen und den Protektionismus neu beleben?

    Die Verhandlungen zum Handelsabkommen TTIP zwischen der Europäischen Union und den USA liegen auf Eis und das Abkommen mit Asien sowie auch NAFTA sollten laut Trump stärker in Richtung der US-Interessen geändert, wenn nicht sogar in die Tonne getreten werden.

    Vorsicht vor dem Bumerang-Effekt

    Doch es wird bekanntlicht nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Da macht auch ein President-elect keine Ausnahme. Und wir sehen es bereits: Die Gesundheitsreform „Obamacare“ soll nun doch nicht in Gänze zurückgerollt, sondern angepasst werden. Und die Mauer zu Mexiko? Soll dann doch eher einem Zaun gleichen - wenn überhaupt. Und auch ein Unternehmer Trump müsste als US-Präsident anerkennen, dass sich ein Handelskrieg der USA letztlich gegen das eigene Land kehren würde. Nach jüngsten Berechnungen das ifo-Instituts hätte ein solcher erhebliche negative Auswirkungen auf die USA.

    Auch Dennis Snower, der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW), warnte in der „Welt“, dass Trumps Sieg auch in den USA Wohlstand vernichten wird: „Vor allem in ökonomischen Fragen hat Trump längst überwunden geglaubte Handelsbarrieren als neue Ideen für amerikanischen Wohlstand verkauft. Das Gegenteil wird passieren, wenn Trump seine Ankündigung von Zöllen, unbezahlbaren Subventionen und einem abgeschotteten Binnenmarkt wahr macht. Amerika wird ärmer werden, der weltweite Wohlstand durch weniger Handel zurückgehen.“

    "Unberechenbare diplomatische Konflikte"

    Von „kruden wirtschaftspolitischen Vorschläge“ spricht Michael Hüther, der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). Er sieht demzufolge für die internationale Wirtschaftspolitik der USA schwarz: „Die politische Agenda lässt unberechenbare diplomatische Konflikte statt Kooperation realistisch erscheinen“, sagte Hüther der „Welt“.

    Der Spitzenökonom Thomas Straubhaar kritisierte nach dem Wahlsieg Trump in der „Welt“: „Wer so, wie der neue Präsident mit seinem politischen Gegner umgeht, wird nicht die geringsten Skrupel haben, seine nationalen Interessen gegenüber Europa oder der übrigen Welt rücksichtslos durchzusetzen.“

    ifo: US-Abschottung würde zu erheblichen Wohlstandsverlusten führen

    „Für die USA wäre eine Abschottung mit sehr erheblichen Wohlstandsverlusten verbunden. Die Wirtschaftsleistung würde bis zu 9,3 Prozent fallen, wenn die USA Importzölle von 45 Prozent und nicht-tarifäre Barrieren von 15 Prozent gegenüber allen Handelspartnern erheben würden, und diese mit denselben Waffen zurückschlagen würden. Ein solches Szenario, wie von Donald Trump erwogen, würde die USA in einen Zustand der Autarkie versetzen“, sagt Gabriel Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft.

    In diesem Fall könnte auch Deutschland eine Dämpfung seiner Wirtschaftsleistung bis zu 19 Milliarden Euro oder 0,6 Prozent erleiden. „Wir halten ein solches Szenario des schlimmsten Falles für unwahrscheinlich. Der Zweck dieser Übung liegt vielmehr darin, die Größenordnung abzustecken und allen Seiten klar zu machen, welch hohe Gefahren in einer handelspolitischen Eskalation liegen“, fügte Felbermayr hinzu.

    Negativszenario für Kanada und Mexiko

    Besonders negativ wäre dieses Szenario laut ifo-Institut für Kanada und Mexiko. Kanadas Jahreswirtschaftsleistung könnte den Berechnungen zufolge um 70 Milliarden US-Dollar sinken, also um 3 bis 4 Prozent. Mexikos Wirtschaftsleistung könnte sinken um 41 bis 57 Milliarden Dollar, also um 3,7 bis 5,0 Prozent. China hingegen wäre weniger stark betroffen, weil es eine gut diversifizierte Handelsstruktur hat. Die negativen Effekte würden dort zwischen 0,7 und 1,0 Prozent betragen.

    Modell: Einseitige Zölle

    Etwas geringer würden die Handels- und Wohlstandsverluste ausfallen, wenn nur die USA 45 Prozent Zoll erheben würden, aber niemand sonst. Dann würde die Wirtschaftsleistung der USA aber immer noch um 6,63 Prozent sinken. Sollten die USA nur Mexiko und China mit Strafzöllen belegen, hätte das für Deutschland sogar kleine Vorteile: Diese Politik würde den US-Handel umlenken, sodass Waren und Dienstleistungen aus Deutschland die wegfallenden Importe aus China oder Mexiko teilweise ersetzen würden. „Dieser positive Effekt wäre allerdings sehr gering und bliebe unter 0,1 Prozent. der deutschen Wirtschaftsleistung“, sagt Felbermayr.

    Millionen deutsche Jobs vom US-Geschäft abhängig
 


    Mehr als 1,5 Millionen deutsche Jobs hängen derzeit am US-Geschäft, betont das ifo-Institut. Rund 2,5 Prozent der deutschen Gesamtbeschäftigung hängen (direkt und indirekt) an Exporten in die USA, was etwas mehr als einer Million Jobs entspricht. Etwa 630.000 deutsche Jobs befinden sich in Betrieben, die von US Firmen kontrolliert werden. Insgesamt hängen also mehr als 1,5 Millionen deutsche Arbeitsplätze  am US Geschäft.





    wallstreetONLINE Redaktion
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