Keine Kassen, dafür Sensoren
Amazon Go: Eine weitere Kampfansage an den Lebensmitteleinzelhandel
Das neue Supermarktkonzept von Amazon ist ein Segen für jeden gestressten und soziophoben Einkäufer. Statt Kassenmitarbeitern checken im Laden verteilte Sensoren, wenn etwas aus den Regalen entnommen wurde. Bezahlt wird automatisch per App.
Eigentlich muss man heutzutage ja selbst für den Wochenendeinkauf schon gar nicht mehr vor die Haustür gehen. Mit ein paar Klicks lässt sich der virtuelle Einkaufswagen großer Supermarktketten wunschgemäß füllen und bequem nach Hause liefern.
Ein Großteil der Kunden traut sich aber immer noch nicht so richtig an diese Einkaufsmethode ran. Klar, Zeit sparen will jeder. Doch zugleich ist es vielen wichtig, sich beispielsweise ihr Obst oder Gemüse im Vorfeld selbst aussuchen zu dürfen, es anzufassen, daran zu riechen. Noch dazu sind nicht alle Lebensmittel liefertauglich.
Shoppen reell, Bezahlen virtuell
Für dieses Problem hat Amazon (mal wieder) eine pfiffige Zwischenlösung gefunden, die Aufschluss darüber gibt, wie der Lebensmitteleinkauf der Zukunft aussehen könnte. So sucht man im neuen "Amazon Go"-Laden vergebens nach Kassen oder gar Mitarbeitern. Stattdessen sind im Geschäft mehrere Sensoren verteilt, die genau nachverfolgen, was aus den Regalen entnommen wurde. Ein vorheriger Download der Amazon-Go-App ist notwendig, damit man überhaupt erst mal in den Laden hereinkommt. Das Smartphone muss dann beim Eingang an einen Scanner gehalten werden. Beim Verlassen des Geschäfts wird die Summe automatisch über das eigene Amazon-Konto abgebucht.
Sicherlich, dieses Konzept bietet einige Vorteile. Das teilweise doch recht nervenaufreibende Warten an den Kassen dürfte damit der Vergangenheit angehören. Zusätzlich kann man sichergehen, dass der jeweilige Artikel wirklich den eigenen Vorstellungen entspricht. Doch was wird dann aus der klassischen Supermarkt-Branche und den darin tätigen Mitarbeitern?
Eine Bedrohung für die bestehenden Ketten
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Zwar sei Amazon Go nach Einschätzung von Branchenanalyst Jan Dawson durchaus eine ideale Ergänzung zum bisherigen Lebensmittel-Bringdienst des Onlinehändlers, AmazonFresh. Hunderte dieser Läden im Land wären jedoch eine echte Bedrohung für die bestehenden Supermarkt-Ketten, sagte er gegenüber "Reuters".
Laut "Wall Street Journal" sind tatsächlich bis zu 2.000 weitere und größere Amazon-Go-Filialen geplant, sollte sich das Konzept bewähren. Beim bislang einzigen Testladen in Seattle dürfen vorerst nur Amazon-Mitarbeiter einkaufen. 2017 öffnet Amazon Go seine Pforten dann aber für alle Kunden. Zudem stünden Überlegungen im Raum, das kontaktlose Einkaufen wie eine Art Drive-In zu gestalten. Somit könnten Kunden mit ihrem Auto an einen Schalter vorfahen und sich dort die bestellten Waren abholen.