ANALYSE
HSBC sieht bei Telefonica Deutschland Wettbewerbsnachteile
LONDON (dpa-AFX) - Die primäre Ausrichtung von Telefonica Deutschland auf den Mobilfunk gereicht dem Konzern nach Ansicht der britischen Investmentbank HSBC zunehmend zum Nachteil. Nach der zudem starken Kursentwicklung der TecDax-Aktie seit der Zahlenvorlage zum dritten Quartal senkte Analyst Dominik Klarmann in einer Studie vom Montag nun sein Anlageurteil von "Buy" auf "Hold". Das Kursziel kappte er zugleich von 4,30 auf 4,10 Euro. Nach der negativen Kursreaktion bedeutet dies aktuell nur noch ein Kurspotenzial von rund 6 Prozent.
Seine Analyse zum Thema Mobilfunk und kabelbasierter Breitbandtechnik der 5. Generation lasse für Telefonica Deutschland langfristige strategische Herausforderungen erwarten, schrieb der Experte. Als ein auf den Mobilfunk fokussierter Anbieter sei das Unternehmen kostenseitig in einer schlechteren Position als Konvergenz-Anbieter, die neben Sprachkommunikation auch Internetzugang und Mediennutzung über das Fernsehen anböten.
"Da sich die Märkte Festnetz, Mobilfunk und TV annähern und zusammenlaufen, wird Telefonica Deutschland in ein Untersegment des Marktes gedrückt, das von einem geringeren Durchschnittsumsatz je Nutzer bei zugleich überdurchschnittlich häufigen Kündigungen geprägt ist", erwartet Klarmann. Die Verdichtung der Netzwerke auf dem Weg in Richtung des neuen Technologiestandards 5G sowie der zunehmende Datenverkehr zögen höhere Kosten oder einen höheren Investitionsaufwand nach sich.
Warum der HSBC-Experte die Aktie daher nicht direkt auf "Reduce" abstufte, begründete dieser mit dem nach wie vor intakten deutschen Mobilfunkmarkt, der auf den Wachstumspfad zurückkehren dürfte. "Die Nutzung mobiler Daten scheint sich beschleunigt zu haben, da alle Mobilfunkgesellschaften die Video-Nutzung vorantreiben", schrieb er.
Dennoch komme auch kurzfristig betrachtet auf Telefonica Deutschland beträchtlicher Gegenwind aufgrund der regulatorischen Neuerungen zu. Der Analyst verwies auf die 2017 sinkenden Roaming-Preise sowie die Mobilfunkterminierungsentgelte, also all jene Gebühren, die sich Mobilfunknetzbetreiber gegenseitig für die Vermittlung von Gesprächen in das jeweilige Netz berechnen.
Klarmann senkte entsprechend seine Schätzungen für den Umsatz und das operative Ergebnis (Ebitda) bis 2018 und kappte wegen erwarteter höherer Kosten auch seine langfristigen Margenannahmen.
Die britische Bank HSBC stuft solche Aktien mit "Hold" ein, deren Kursziel bis zu 5 Prozent über oder unter dem aktuellen Kurs liegt./ck/la/ag
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Analysierendes Institut HSBC Trinkaus & Burkhardt.