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     3387  0 Kommentare 2019 kommt es drauf an, Jens Weidmann muss als EZB-Präsident ran? - Seite 2



    Da ist der Euro-Südzone der Gegenkandidat Weidmanns für den EZB-Spitzenposten, der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau viel lieber. Er hat Notenbankpolitik nie inflationsbekämpfend dogmatisch, sondern konjunkturfördernd pragmatisch betrachtet. Auch er steht für geldpolitische Süßspeisen und serviert sie auf Pappdeckeln. Denn trotz seines Nachnamens hat Villeroy keine Hemmungen, das Stabilitäts-Porzellan der Deutschen Bundesbank zu zerschlagen.   

    Wenn schon deutsche Schonkost, dann nur mit üppigen Zwischenmahlzeiten


    Berlin weiß, dass Jens Weidmann nur dann eine Chance hat, EZB-Präsident zu werden, wenn er einem ganzen Sack an Diät-Ausnahmen zustimmt. Er macht schließlich nicht nur für Deutschland Geldpolitik. Schon 2018 müsste Deutschland einwilligen, dass der Spanier Luis de Guindos neuer EZB-Vizepräsident wird. Er ist sicherlich kein Stabilitäts-Papst, noch nicht einmal ein -Kaplan. Auch wird es niemals zwei Deutsche im sechsköpfigen EZB-Direktorium geben. Wie beim Fantasyfilm „Highlander“ kann es nur einen geben: Sollte Jens Weidmann kommen, muss Frau Sabine Lautenschläger gehen. Doppelt so viel deutsche Stabilitätspolitik wie bisher findet dort also nicht statt.  

    Unsere europäischen Partner argwöhnen ohnehin, dass jetzt schon der bestehende deutsche Einfluss in europäischen Finanz- und Bankenfragen zu groß ist. Dem Euro-Rettungsfonds und der Europäischen Investitionsbank stehen bereits zwei Deutsche vor. Übrigens enden 2019 auch die Amtszeiten von EU-Kommissionschef Juncker und EU-Ratspräsident Tusk. Mit einem Deutschen an der Spitze der Währungshüter hätten hier deutsche Nachfolgekandidaten wohl keine Chance. Jedes Land will im Euro-Sandkasten mit seinen Förmchen und Schäufelchen seine eigenen Burgen bauen.

    Sowieso scheint Deutschland bei der Europäischen Kommission im Moment ähnlich schlecht zu punkten wie deutsche Sangeskunst beim Eurovision Song Contest. Wir trügen - obwohl wir es könnten - zu wenig zur wirtschaftlichen Erholung Europas bei. Und dass unsere Handelsbilanzüberschüsse zu hoch sind, ist ja längst zu einem geflügelten Wort geworden. Warum sollte man uns also noch mehr „dominieren“ lassen?

    Wird an Weidmanns Wesen die Geldpolitik der EZB genesen?


    Würde Weidmann 2019 tatsächlich oberster Währungshüter, wäre er als Stabilitätsteutone ein König ohne Land. Landgewinne wären nur möglich, wenn Jens Weidmann sich zu Mario II. krönen ließe, der bei Zinserhöhungen und Geldverknappung äußerste Milde walten ließe. Ein wirklicher Umkehrschub der EZB wäre dann aber nicht möglich. Ebenso ist die Gefahr groß, dass der Preis für Weidmann for ECB president eine Romanisierung der Eurozone, eine Vergemeinschaftung von Schulden ist. Bekommt Frankreich nicht den EZB-Chefposten, bekommt es zur Wiedergutmachung Eurobonds.   
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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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