BTL Group - Kanadischer Tenbagger im explodierenden Blockchain-Segment: Sind die Gewinne nur der Anfang oder ist die Aktie gehypt?

Die Story klingt - wie meistens, wenn sie von der Firma selbst erzählt wird - traumhaft:

Das Unternehmen hat soeben ein Pilotprojekt im Bereich Energiehandel abgeschlossen für das man mit BP, Eni Trading & Shipping und BP namhafte Teilnehmer gewinnen konnte. Weil der Name BP erst gestern öffentlich gemacht worden ist, schoss die Aktie gestern erneut nach oben und riss dabei ein gewaltiges Gap:

Aus der Pressemitteilung: "Die intensive 12wöchige Pilotphase umfasste den Ausbau einer Energiehandels-Bestätigungs-Lösung, basierend auf der Interbit-Plattform von BTL, die in allen acht Testszenarien erfolgreich war. Das Pilotprojekt bewies, dass Interbit viele Handels- und Back Office-Prozesse über die gesamten Abwicklungsschritte hinweg vereinfachen kann."

Nun soll die Lösung in einem sich daran anschließenden 6-Monats-Zeitraum zur Marktreife gebracht werden. Hierfür such BLT öffentlich Teilnehmer. Die Interbit-Lösung soll zunächst parallel zur bisherigen Abwicklungssoftware der betreffenden Firmen laufen und danach dann "live" geschaltet werden.

Zudem sollen in diesem Rahmen weitere Anwendungsmöglichkeiten der Interbit-Plattform eruiert werden.

CEO und Mitgründer Guy Halford-Thompson äußerte sich folgendermaßen: "Bei BTL glauben wir fest daran, dass die Verwendung der Blockchain-Technologie und unserer eigenen Plattform Interbit es den Kunden ermöglicht, Anwendungen (Apps) besser und effizienter zu bauen. Nachdem wir gezeigt haben, dass wir bestehende Risiken reduzieren und Kosten einsparen können, haben wir nun die Möglichkeit, die erste erfolgreiche Blockchain-basierte App für den Energiemarkt zu liefern."

Konkret könnten mit Interbit Dinge wie Handelsbestätigungen, Aktualisierungen, die Rechnungserstellung, die Abwicklung, die Prüfung, das Reporting und die Erfüllung gesetzlicher Auflagen automatisiert werden.

Das sind genau die Punkte, die auch grundsätzlich immer wieder angeführt werden, wenn es darum geht, was die Blockchain-Technologie alles kann und warum sich derzeit so viele Firmen in diesem Bereich zusammenschließen, um einen Standard zu entwickeln.

Hier sind wir dann aber wohl bereits am kritischen Punkt hinsichtlich BTL angekommen. Was fehlt sind genaue technische Informationen hinsichtlich der Funktionsweise von Interbit. Gibt es Token? Welches Konsens-Protokoll bzw. welcher Konsens-Algorithmus wird verwendet? Eine für sich stehende Blockchain ist nichts anderes als eine weitere Datenbank, egal ob verschlüsselt oder nicht. Sollte Interbit nicht "open-source" sein würde es sich dabei einfach um eine weitere proprietäre Branchenanwendung handeln.

Dann wären die Erfolgsaussichten aber nicht gut, denn letztlich wird sich ein Standard als Konsens durchsetzen. Dies könnte z.B. Ethereum sein. Möglicherweise wäre es sinnvoller für BTL auf Ethereum zu wechseln.

Was mir an der neuen Meldung ebenfalls nicht gefällt ist die Tatsache, dass nicht klar wird, ob eine der drei genannten Firmen, die am Pilotprojekt teilgenommen haben, tatsächlich auch für die angekündigte sechsmonatige "go-to-market"-Phase zur Verfügung stehen werden? Eine klare Aussage wird hier vermieden, was ich für bedenklich halte. Stattdessen heißt es nur: "BTL und seine Pilotteilnehmer arbeiten kurzfristig daran, die konkreten Rahmenbedingungen und Teilnehmer bei der go-to-production-Phase festzulegen, aber es gibt keine Garantie, dass diese Phase auch so ablaufen wird wie beschrieben."  

Ich habe vorhin diesbezüglich mal bei Wien-Energie, einem der bisherigen Partner, nachgefragt, aber bisher noch keine Antwort erhalten.

Und wie sieht es nun finanziell bei BTL aus? Der Cashbestand halbierte sich in etwa im letzten Quartal (bis 31.03.2017) auf 962.470 CAD. Am 6.April gelang eine Privatplatzierung mit Bruttoeinnahmen von 3,1 Mio. CAD. Dabei wurden 1,15 Millionen neue Aktien ausgegeben zu einem Preis von 2,70 CAD je Aktie. Die Inhaber sind berechtigt für je zwei dieser Aktien zusätzlich eine zusätzliche BTL Group-Aktie zum Preis von 3,25 CAD je Aktie zu beziehen.

 

Das Eigenkapital dürfte sich entsprechend auf rund  4 Mio. CAD erhöht haben.

Die Umsätze waren mit rund 330.000 CAD noch sehr gering.

Voll verwässert waren zum 31.03. 17.177.228 Aktien ausstehend, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 14.688.133 Stück im Vorjahresquartal. Hinzu kommen die 1,15 Millionen Aktien aus der Privatplatzierung oben. Somit liegen wir inzwischen bei ca. 18,3 Millionen Aktien.

Die Marktkapitalisierung liegt damit beim aktuellen Kurs von 6,52 CAD voll verwässert bei 119 Mio. CAD. Das halte ich speziell angesichts der Unklarheiten über die weitere Entwicklung des (mit Abstand wichtigsten) Energiehandelsprojekts und vor allem hinsichtlich fehlender technischer Informationen zur Funktionsweise von Interbit für deutlich überzogen.