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    Schwächerer Wechselkurs hilft zusätzlich  2608  0 Kommentare Schweizer Wirtschaft profitiert von europäischem Wachstum

    Die Schweizer Wirtschaft ist zurück. Rund zweieinhalb Jahre nach dem Wechselkursschock ist die Anpassung geschafft. Die Konsumentenpreise für inländische und importierte Waren steigen wieder und die Arbeitslosigkeit fällt. Das Konsumenten- und Produzentenvertrauen steigt entsprechend. Zuletzt nimmt zudem der Aufwärtsdruck auf den Schweizer Franken ab. Alles noch kein Grund für einen Kurswechsel der Nationalbank, aber sicherlich eine sehr beruhigende Tendenz.

    Vergangene Woche durchbrach der Franken erstmals wieder das Niveau von 1,10 zum Euro. Er ist damit rund 3,5% schwächer als noch vor den französischen Präsidentschaftswahlen als die Furcht vor instabilen politischen Verhältnissen in Europa groß war. Seitdem hat sich das europäische Umfeld stark verändert. Die Wirtschaft brummt und belebt die Exportnachfrage in der Schweiz. Zudem scheinen die politischen Risiken überschätzt worden zu sein und bis zu den italienischen Wahlen wird noch viel Zeit vergehen. Wir erwarten daher, dass der Schweizer Franken sich in den kommenden Monaten um das aktuelle Niveau halten kann. Grund für einen Kurswechsel der Schweizer Nationalbank ist das noch nicht. Aber sie wird wohl ohne oder mit deutlich geringeren Interventionen am Devisenmarkt auskommen können, wie die Daten der vergangenen Wochen bereits zeigen. Insgesamt sind die Inflationsraten allerdings noch zu gering – das Preisniveau liegt immer noch 1,1% unter dem Niveau vor der Wechselkursfreigabe, bzw. bei importierten Waren sogar 4,1% niedriger. Positiv zu vermerken ist, dass dieser Preisrückgang in keiner Weise zu einer deflationären Spirale geführt hat, sondern zu einem sehr schnellen Anpassungsmechanismus, in dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber dazu beigetragen haben, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft wiederherzustellen. Dass dies gelungen ist, zeigt sich an einigen Indikatoren. So sind die Stimmungsindikatoren der Wirtschaft, wie beispielsweise der Einkaufsmanagerindex, auf dem höchsten Stand seit März 2011. Die Anzahl der unbesetzten Stellen ist höher als Ende 2014 und wenn die Arbeitslosenzahlen weiter mit dem gleichen Tempo zurückgehen wie in den vergangenen drei Monaten, dann wird die Arbeitslosenquote im Januar 2018 wieder das Niveau von Anfang 2015 erreicht haben. So ist es auch kein Wunder, dass das Konsumentenvertrauen wieder ansteigt und der private Konsum dieses Jahr stärkere Zuwachsraten aufweisen sollte als in den vergangenen beiden Jahren. Angesichts der weiterhin niedrigen Zinsen dürften auch die Investitionen anspringen und den Konjunkturzyklus stärken. Nach einigen Jahren, in denen man sich an hauptsächlich belastenden Wirtschaftsnachrichten aus dem In- und Ausland hat gewöhnen müssen, sind das sicherlich unerwartet gute Perspektiven. Mögen sie lange halten.


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    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Schwächerer Wechselkurs hilft zusätzlich Schweizer Wirtschaft profitiert von europäischem Wachstum Die Schweizer Wirtschaft ist zurück. Rund zweieinhalb Jahre nach dem Wechselkursschock ist die Anpassung geschafft. Die Konsumentenpreise für inländische und importierte Waren steigen wieder und die Arbeitslosigkeit fällt.

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