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     8529 Intellektueller und Unternehmer: Dr. Dr. Rainer Zitelmann über seine jüngst erschienene Autobiographie und neue Projekte

    Dr. Dr. Rainer Zitelmann veröffentlichte im Mai 2017 seine Autobiographie: Wenn Du nicht mehr brennst, starte neu: Mein Leben als Historiker, Journalist und Investor. Wallstreet:Online-Redakteur Dr. Carsten Schmidt führte ein ganz persönliches Interview mit ihm. 

    Herr Dr. Dr. Zitelmann, als promovierter Historiker hat man einen gewissen Abstand zum historischen Gegenstand, während bei der vorliegenden Autobiographie: „Wenn Du nicht mehr brennst, starte neu: Mein Leben als Historiker, Journalist und Investor“ die Identität zwischen Autor, Erzähler und Protagonist eins ist. Ist Ihnen der Perspektivwechsel leicht gefallen?

    Zitelmann: Das war nicht so schwer. Ich habe versucht, so ähnlich zu arbeiten, wie ein Historiker arbeiten würde, der eine Biografie über eine andere Person verfasst: Ich habe mich zu einem ziemlich großen Teil auf schriftliche Quellen gestützt. Und so, wie wenn man die Biografie über eine fremde Person schreibt, habe ich versucht, sowohl über positive wie auch über kritisch zu bewertende Aspekte gleichermaßen zu berichten. Mich hat es gefreut, dass in den vielen Besprechungen, die es inzwischen über mein Buch gibt – in Zeitungen oder bei amazon – genau das positiv hervorgehoben wird: Viele Rezensenten bescheinigten mir, dass ich in einer ungewöhnlich ehrlichen Weise mit kritischen Punkten umgegangen sei. Ich wäre mir blöd vorgekommen, wenn ich Anforderungen, die man sonst an einen Historiker stellt, auf einmal beiseite legen würde, nur weil ich jetzt selbst die Person bin, um die es geht. 

    Sie sind Journalist, Historiker, Buchautor, Unternehmer und Immobilienexperte. Das typisch deutsche Schubladen-Denken würde in Ihrem Fall einen kleinen Schrank füllen. Waren Sie in allen Bereichen erfolgreich oder gab es auch kürzere Episoden, weil der Erfolg sich nicht wie erwartet einstellte? 

    Zitelmann: Die Erfolge sind ja belegt: Zwei Promotionen, einmal mit summa cum laude, einmal mit magna cum laude; meine Bücher, die in vielen Auflagen verkauft wurden und auch international erfolgreich sind. Die „Psychologie der Superreichen“, die erst vor einem halben Jahr erschienen ist, wird jetzt bereits in der 3. Auflage gedruckt und erscheint im März 2018 in den USA und Großbritannien. Und zu meinen Immobilien-Investments nenne ich in meiner Autobiografie genaue Zahlen, die für sich sprechen. Ebenso nenne ich die Umsatzrendite, die ich mit meiner Firma über 15 Jahre erzielt hatte – es waren im Schnitt 48%. Neben diesen Erfolgen gab es Rückschläge, von denen ich genau so offen berichte. So scheiterte mein Versuch, der WELT wieder ein klares Profil zu geben. Gescheitert bin ich auch mit zwei unternehmerischen Projekten - einem Buchverlag und einer Modelagentur. Auch darüber berichte ich. In meinen Lebensregeln im 15. Kapitel lautet eine Regel: „Wenn du nie scheiterst, hast du dir deine Ziele zu klein gesteckt.“ Ich bin tatsächlich dieser Meinung: Wer niemals scheitert, belegt damit nur, dass er sich nie besonders große Ziele gesteckt hat. 

    Sie hatten 1996 Ihre erste Immobilie in Potsdam gekauft und später kamen weitere Mehrfamilienhäuser hinzu. Aktuell mehren sich die mahnenden Stimmen, dass der deutsche Wohnimmobilienmarkt überhitzt sei. Wie sehen Sie das?

    Zitelmann: Meine Meinung sehen Sie daran, dass ich einen Großteil meiner Berliner Immobilien (soweit sie aus der 10jährigen Spekulationsfrist heraus sind) verkauft habe. Das heißt nicht, dass die Preise nicht noch weiter steigen können. Es ist ja eine Illusion, genau den Tiefstpunkt beim Einkauf und den Höchstpunkt beim Verkauf zu erreichen. Das geht weder bei Aktien noch bei Immobilien. Aber ich bin ziemlich sicher, dass die Preissteigerungen nicht so weitergehen werden wie in den letzten Jahren. Man sieht das daran, dass zunehmend erfahrene Investoren durch Laien und Hasardeure aus dem Markt gedrängt werden. So etwas passiert immer, wenn die Zinsen über einen längeren Zeitraum künstlich niedrig gehalten werden und die Preise deshalb stark gestiegen sind. 

    In Ihrer Autobiographie verraten Sie den Lesern Ihre zwölf Lebensregeln. Steckt hinter der Auflistung eine bestimmte Priorisierung?

    Zitelmann: Ich empfinde alle 12 Regeln als wichtig, aber es ist kein Zufall, dass an erster Stelle steht: „Traue dich selbstbewusst zu sein, und sei bescheiden im Lernen.“ Hohes Selbstbewusstsein und Bescheidenheit scheinen sich zu widersprechen, aber ich bin sicher, beides ist wichtig: Erfolg im Leben hat nur der Selbstbewusste, der zugleich immer wieder die Grenzen seines Wissens versteht und auf jedem Gebiet bereit ist, dazuzulernen. Wer nach einem persönlichen Nutzen des Buches sucht, sollte nicht beim ersten Kapitel beginnen, sondern bei diesem 15. Kapitel.

    Ein Kapitel heißt: „Ich entschließe mich, reich zu werden.“ Wie hat diese Entscheidung Ihr Leben verändert?

    Zitelmann: Vor diesem Entschluss hatte ich 20.000 D-Mark Guthaben auf dem Sparkonto und der Dispo war mit 30.000 D-Mark ausgereizt. Fünf Jahre nach dem Entschluss war ich Millionär, heute bin ich finanziell frei. Natürlich verändert das etwas. Probieren Sie es selbst! Wer das Buch genau liest, wird erfahren, wie es geht.

    Wer sollte Ihre Autobiographie lesen?

    Zitelmann: Ich möchte mit dem Buch Menschen ansprechen, die gerne gegen den Strom schwimmen, Nonkonformisten. Ich möchte diese Menschen darin bestärken, ihren eigenen Weg zu gehen. Und ich möchte Menschen ansprechen, die öfter schon mal den Gedanken hatten, ganz neu zu starten. Für diese Menschen kann das Buch eine Ermutigung sein: Du kannst immer neu anfangen, egal wie alt du bist. Der Titel des Buches lautet ja, „Wenn du nicht mehr brennst, starte neu!“ Gemeint ist damit: Wenn du nicht mehr mit voller Begeisterung in deinem Job bist – schaue dich nach etwas Neuem um. Das Leben ist zu schade, um einer Tätigkeit nachzugehen, für die man nicht (mehr) brennt.

    Im vergangenen Jahr promovierten Sie zum zweiten Mal, erstmals im Fachgebiet Soziologie an der Universität Potsdam mit einer Arbeit zur Psychologie der Superreichen. Stets gelingt Ihnen der Spagat zwischen Wissenschaft und Unternehmertum. Was sind Ihre nächsten Projekte? 

    Zitelmann: Ich schreibe wieder ein neues Buch, das im Februar erscheinen wird:„Warum der Kapitalismus nicht das Problem ist, sondern die Lösung.“ Ich habe mich für das Buch intensiv mit der Wirtschaftsgeschichte vieler Länder befasst: China, afrikanische Länder, Bundesrepublik und DDR, Nord- und Südkorea, Chile und Venezuela, Schweden – auch England und die USA vor und nach den Reformen von Thatcher und Reagan. Das Ergebnis war immer das Gleiche: Mehr Kapitalismus tut den Menschen gut. Man sieht das deutlich am Beispiel Chinas, wo Ende der 50er Jahre noch 45 Millionen Chinesen bei Hungersnöten umkamen, die durch sozialistische Experimente verursacht wurden. Heute geht es den Chinesen sehr viel besser als damals und sie sind die führende Exportnation der Welt. Das Rezept: „Mehr Kapitalismus wagen“. Ich denke, man braucht nicht mehr theoretisch darüber zu diskutieren, ob mehr Markt oder mehr Staat besser für die Menschen sind: Man kann es an vielen Beispielen der letzten 70 Jahre studieren – etwa wenn man die Entwicklung in der Bundesrepublik und der DDR oder in Nord- und Südkorea vergleicht. Oder die Entwicklung im kapitalistischen Chile und im sozialistischen Venezuela. Ich fürchte jedoch, dass diese Einsicht immer mehr verloren geht, denn in Deutschland wird immer mehr auf den Staat gesetzt. Also: Dieses Buch fesselt mich im Moment am meisten. Aber gleichzeitig veranstalte ich weiter meine Fachtagungen im Immobilienbereich, also meine Immobilienrunden in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Düsseldorf. Zudem bin ich für zwei Immobilienunternehmen tätig und berate noch meine Ex-Firma, die heute PB3C heißt. 

    Im Juni erschien die 5. Auflage Ihres Buches „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“. Sie haben das durch einen über 50-Seitigen Forschungsbericht ergänzt. Worum geht es da?

    Zitelmann: Als Historiker war die Hitlerforschung mein Spezialgebiet. Ich hatte mich jedoch 25 Jahre nicht mehr damit befasst. Jetzt wollte ich sehen, was die Forschung Neues erbracht hat und ob meine Forschungsergebnisse über Hitler noch Bestand haben. Diese Frage kann ich uneingeschränkt positiv beantworten. Das Buch ist ja keine herkömmliche Biografie, sondern sozusagen die innere Biografie über Hitler, die seine Weltanschauung rekonstruiert – vor allem auf den Gebieten der Sozial- und Wirtschaftspolitik. 






    wallstreetONLINE Redaktion
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