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     1417  0 Kommentare "Rezession ist schon mehr als ausreichend berücksichtigt"

    Commerzbank-Experte Christoph Balz über die hohen Renditen bei Unternehmensanleihen

    €uro am Sonntag: Die Renditeunterschiede zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen sind erheblich Was sind die Gründe hierfür?

    Christoph Balz: Wir erleben 2009 voraussichtlich die schwerste Rezession der Nachkriegszeit. Die Investoren befürchten, dass die Ausfallraten bei Unternehmensanleihen stark ansteigen. Zum Ausgleich der wachsenden Risiken müssen die Emittenten von Anleihen bessere Renditen bieten.

    €uro am Sonntag: Die Risikoprämien sind aber erheblich höher, als angesichts der zu erwartenden Zahl von Firmenpleiten gerechtfertigt wäre.

    Balz: Hier kommt auch zum Tragen, dass die Risikoscheu der Anleger
    enorm gestiegen ist. Sie gehen lieber in sichere und hochliquide Staatsanleihen, auch wenn dort die Renditen kräftig sinken.

    €uro am Sonntag: Besonders hoch sind die Renditen bei Anleihen, die von Ratingagenturen wie Standard & Poor’s mit BBB eingestuft werden. Hier beträgt der Abstand zu Staatspapieren rund fünf Prozent.

    Balz: Anleihen mit der Bewertung BBB sind gerade noch Investment-Grade: Diese Bonds kommen also auch für eine relativ konservative Geldanlage infrage. Die Kapitalmärkte befürchten jedoch, dass BBB-Anleihen von den Ratingagenturen vielfach schon bald herabgestuft werden könnten. Institutionelle Investoren dürfen aber meist nicht in Bonds gehen, die als Non-Investment-Grade klassifiziert werden. Wegen der Gefahr der Herabstufung meiden sie also vorsichtshalber bereits BBB-Anleihen. Zudem sind manche Investoren aufgrund jüngster schlechter Erfahrungen generell skeptisch, da etliche gut benotete Papiere nicht gehalten haben, was ihr Rating eigentlich zu versprechen schien.

    €uro am Sonntag: Wie lange werden die Renditen von Corporate Bonds so hoch bleiben?

    Balz: Eigentlich müssten die Spreads zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen mittel- bis längerfristig wieder zusammenlaufen. Denn in den aktuellen Niveaus ist selbst eine schwere Rezession schon mehr als ausreichend berücksichtigt. Überdies müssen die Regierungen, um die diversen Programme zur Stabilisierung der Kapitalmärkte und zur Förderung der Konjunktur finanzieren zu können, erhebliche Volumina an Anleihen begeben. Wenn der Markt mit Staatspapieren überschwemmt wird, müssen Unternehmensanleihen aber üblicherweise einen geringeren Renditeaufschlag bieten, als wenn die Staatsanleihen knapp sind.

    €uro am Sonntag: Corporate Bonds reagieren in der Regel recht früh auf einen Aufschwung. Gibt es derzeit bereits Signale, dass die Krise bald endet?

    Balz: Wir erwarten im zweiten Halbjahr erste Anzeichen für eine Wiederbelebung der Konjunktur. Vo-raussichtlich wird es aber nur einen gedämpften Aufschwung geben.

    €uro am Sonntag: Ist jetzt also der richtige Zeitpunkt gekommen, um in Unternehmensanleihen zu investieren?

    Balz: Kurzfristig drohen noch einige schlechte Nachrichten. Zudem würde ein möglicher Rückschlag am Aktienmarkt auch das Klima bei den Unternehmensanleihen belasten. Solche Investments setzen daher eine längerfristige Perspektive des Anlegers voraus. Überdies sollten die Anleger ihre Engagements hinreichend diversifizieren, um die Risiken zu begrenzen. Dies beides vorausgesetzt, sind Investments in Unternehmensanleihen sicher sehr interessant.

    Das Interview führte Günter Heismann



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