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     1352  0 Kommentare Vom Leben in historisch einmaliger Zeit

    Es gibt zwei Arten, Wissen zu erwerben. Auf den ersten Blick sehen sie ziemlich identisch aus, erweisen sich jedoch als komplett unterschiedlich. Die erste Art ist, etwas durch Zuhören oder Lesen zu lernen, und die zweite aus eigenem Erleben und eigenen Erfahrungen.

    Ich habe vor Kurzem ein bisschen Kasse gemacht am Aktienmarkt. Eigentlich wollte ich das gar nicht, doch die Reform der Investmentbesteuerung liegt mir wie ein Stein im Magen und hat mich dazu getrieben.

    Der Grund für meine Verkäufe von Dax-ETFs ist der blöde Stichtag 31.12.2017. Denn an diesem Tag werden in Deutschland nahezu sämtliche Anlageprodukte wie Investmentfonds und Zertifikate imaginär verkauft und zum 1.1.2018 neu gekauft.

    Damit sind die bis dahin anfallenden Steuern festgeschrieben, und für diejenigen, die vor dem Jahr 2009 gekauft haben, endet hier die Steuerfreiheit für Kursgewinne.

    Und das ist natürlich fatal. Denn sollte jetzt der Aktienmarkt, der ja von der Spitze schon 500 Punkte im Dax verloren hat, noch einmal heftig korrigieren, nehmen wir an auf vielleicht11.500 Punkte, dann wird das zum neuen Kaufkurs. Und das würde bedeuten, dass dann der Wiederanstieg auf das alte Top voll versteuert werden muss.

    Und da mache ich nicht mit! Dann lieber jetzt verkaufen. Schließlich habe ich den Dax in 2008 bei 5.500 Punkten gekauft, weswegen es kein schlechtes Geschäft ist, bei 13.000 zu verkaufen und den Gewinn steuerfrei einzufahren.

    An dieser Stelle nun kommt das eigene Erleben ins Spiel. Denn ich sage Ihnen, dass es etwas vollkommen anderes ist, ob man in der Zeitung liest, viele Anleger wüssten nicht, wo sie ihr Geld anlegen sollen, oder ob sie selbst in dieser Situation sind.

    Da komme ich plötzlich auf Gedanken, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Und ich spüre die Gefahr, extrem zu werden in meiner Meinung. Doch ich kämpfe dagegen an, denn so etwas führt meistens in den Untergang.

    Doch was soll jemand, der wie ich verkauft hat, jetzt tatsächlich machen? Nehmen wir einmal an, er habe mehr Geld als die Einlagensicherung absichert. Dann ist es hochgefährlich, in einer Krise Cash bei Geschäftsbanken zu halten. Bundesanleihen sich da sicherer, doch die haben bis zu Laufzeiten von fünf Jahren alle negative Verzinsungen.

    Eigentlich bleiben somit nur Gold und ein Schließfach. Doch die großen Schließfächer sind ja überall vermietet. Und wer es mit dem Rücken hat, für den kommt das ohnehin nicht in Frage. Vielleicht daher das Geld ausgeben? Häuser sind bereits viel zu teuer, und alles andere kostet doch bei den niedrigen Löhnen fast nichts mehr. Vielleicht werden wir ja auch alle 100 Jahre alt und brauchen so jeden Cent.

    Wir leben derzeit tatsächlich in einer historisch einmaligen Zeit. Und ich vermute, diese historisch einmalige Zeit wird auch von historisch einmaligen Ereignissen begleitet werden.

    Ich persönlich denke, der Freiheitsgrad dessen, was in der nächsten Zukunft passieren kann, ist größer als je zuvor. Und ich halte alles für möglich. Sicher scheint mir nur eines zu sein: Wer heute schon kein Geld hat, wird morgen erst recht keines haben.

    Für diejenigen, die Vermögen besitzen, ist dagegen alles offen. Es könnte hart werden, genauso gut aber das Schlaraffenland auch immer noch weiter wachsen. Deswegen scheint es mir mehr denn je angeraten, möglichst breit diversifiziert zu sein.

     

     

     

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    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Vom Leben in historisch einmaliger Zeit What should wie do with the drunken bankers?

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