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    Zur Erinnerung für Bitcoin-"Anleger"  3817  4 Kommentare So erkennt man Blasen

    Viele, die jetzt auf Kryptowährungen setzen, haben noch keine Blase erlebt. Die Muster bei Blasen ähneln sich jedoch - wie das Beispiel der vor zwanzig Jahren beginnenden Aktienblase zeigt.*

    Es ist jetzt genau zwei Jahrzehnte her: 1997 stieg der deutsche Aktienmarkt um fast 47 Prozent. Das Interesse der Anleger an Aktien nahm weiter zu, und 1998 flossen den Aktienfonds 19,5 Mrd. Euro zu. Die Aktienhausse schien kein Ende zu nehmen. Auch 1998 war wieder ein gutes Aktienjahr, und der DAX stieg um 18,5 Prozent auf über 5000 Zähler. In den Medien wurde gejubelt, der DAX habe die "psychologisch wichtige" Marke von 5000 Punkten geknackt. Von einer angeblich "psychologisch wichtigen Marke" schreiben die Medien übrigens etwas einfältig stets, wenn eine 1000er-Zahl über- oder unterschritten wird, obwohl das objektiv natürlich nicht die geringste Bedeutung hat. So war das auch jetzt wieder, als die Bitcoins die 10.000er-Marke überschritten hatten.

    Warnsignal: Preise steigen schneller und schneller
    "Die Aktienanlage", konstatierte ein Beobachter in dem 1998 erschienenen Buch mit dem Titel "Börsenfieber", "wird zum Königsweg für die Vermögensanlage hochstilisiert und der Aktienkauf als Bürgerpflicht verkündet". Die Beobachtung des Autors, "es wird alles gekauft, wo Aktie draufsteht", erscheint vielleicht übertrieben, spiegelt aber genau die damalige Stimmung wider. Jetzt bekamen die Deutschen richtig Appetit auf Aktien, und 1999 investierten sie 35,3 Mrd. Euro in Aktienfonds. Kurzfristig wurden sie dafür fürstlich belohnt, denn am Ende des Jahres 1999 konnten sie sich über ein Kursplus von 39 Prozent freuen. Die Stimmung erreichte nun den Siedepunkt. Der DAX stieg schneller und schneller, ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Blase bald ihren Höhepunkt erreicht. Hatte der DAX Ende 1999 noch die Marke von 6858 Punkten erreicht, so stieg er bis zum März 2000 auf 8070 Punkte! In den ersten Monaten des Jahres 2000 gab es kein Medium mehr - von der FAZ bis zur Bild-Zeitung - in dem nicht die Chancen der Aktienmärkte in höchsten Tönen gepriesen worden wären.

    Warnsignal: Große Medienberichte
    Die "Bild-Zeitung" titelte am 22. Februar 2000, also kurz vor dem Platzen der Blase, auf Seite 1 in großen Buchstaben: "Geld-Rausch! Ein Lehrer fragt: Warum soll ich noch arbeiten? Deutsche reden nur noch über Aktien-Tipps. Frauen spekulieren mit dem Haushaltsgeld. 300 Prozent Gewinn mit Internet. Kann ich auch reich werden?" Ich erinnere mich noch heute, wie mir mein Friseur Aktientipps gab und die Eltern meiner damaligen Freundin, die sich bisher noch nie in ihrem Leben für die Geldanlage interessiert hatten, gebannt vor dem Fernseher saßen, die neuesten Aktientipps von "Experten" aufsogen, um gleich am nächsten Tag die empfohlenen Aktien zu kaufen. Das alles waren untrügliche Zeichen, dass die Blase kurz vor dem Platzen war. Und das Gleiche erlebe ich derzeit bei Bitcoins wieder: Leute, die sich sonst überhaupt nicht für Finanzthemen interessieren und völlig ahnungslos sind, empfehlen mir, Kryptowährungen zu kaufen - denn diese seien ja so stark gestiegen. Das ist natürlich der dümmste Grund, um etwas zu kaufen.

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    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
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