ROUNDUP/Aktien Europa Schluss
Anleger lassen es ruhiger angehen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den jüngsten Kursgewinnen sind die Anleger an den europäischen Börsen am Donnerstag vorsichtiger geworden. Quartalszahlen einiger Konzerne - vor allem aus der Schweiz - bestimmten das Geschehen, ohne eindeutige Impulse für den breiten Markt zu liefern. Nach wenig verändertem Start fiel der EuroStoxx 50 ins Minus und schloss 0,12 Prozent tiefer bei 3486,60 Punkten.
Analyst David Madden begründete das insgesamt zögerliche Bild an den europäischen Börsen mit einem Mangel an wirtschaftlichen Nachrichten, die den Markt in die eine oder andere Richtung treiben könnten. Gewisse Restrisiken sieht er auch noch wegen der zuletzt schon viel thematisierten geopolitischen Spannungen.
Einige wichtige Länderbörsen konnten sich aber knapp über Wasser halten. Der französische Leitindex Cac 40 legte um 0,21 Prozent auf 5391,64 Punkte zu. Der britische FTSE 100 verbuchte am Ende ein Plus von 0,16 Prozent auf 7328,92 Punkte. Der schweizerische SMI rettete sich mit 8833,18 Zählern denkbar knapp über die Gewinnschwelle.
In der Schweiz trieben starke Quartalszahlen die Aktien von ABB mit 4,5 Prozent Plus an die SMI-Spitze. Der Industriekonzern übertraf im ersten Jahresviertel die Erwartungen der Analysten bei den wichtigsten Kennziffern, wobei insbesondere der positive Währungseinfluss noch stärker ins Gewicht fiel als prognostiziert.
Bei den Nestle-Aktien ging es mit einem moderaten Aufschlag von 0,2 Prozent weitaus gediegener zu. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern war im ersten Quartal etwas stärker gewachsen als von Analysten erwartet, enttäuschte aber einige Börsianer mit nur zögerlichen Preiserhöhungen.
Den Novartis-Papieren hingegen half ein durchaus positiver Start ins Jahr 2018 nicht. Sie verloren als Schlusslicht im SMI fast 2 Prozent. Sorgen bereitete Analysten die Entwicklung einiger Hoffnungsträger des Pharmakonzerns, darunter das Mittel Cosentyx gegen Schuppenflechte.
Fast 3 Prozent mehr kosteten in Zürich die Anteile von Sulzer nach einem Rekord-Auftragseingang des Industriekonzers für das erste Quartal. Als positiv wurde zudem gesehen, dass das Unternehmen wegen der US-Sanktionen gegen den Aktionär Viktor Vekselberg mit einmaligen Kosten, aber keinen langfristigen Folgen rechnet.
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In Paris nahmen die Aktien des Elektrotechnikkonzers Schneider Electric nach einem guten Jahresstart und optimistischen Ausblick wieder Tuchfühlung zu ihrem im Januar erreichten Rekordhoch bei 76,34 Euro auf. Zum Schluss kletterten sie um 1,81 Prozent auf 74,18 Euro.
Zu den Verlierern gehörte der Konsumgüterkonzern Unilever , der zu Jahresbeginn unter schrumpfenden Umsätzen litt. Die im Eurostoxx notierten Papiere verloren am Index-Ende 1,8 Prozent. Daran änderten auch zugesagte Aktienrückkäufe nichts.
In der Branchenbetrachtung waren europaweit vor allem Aktien aus der Medienbranche gefragt. Hier überraschte die französische Werbefirma Publicis mit einem hohen Wachstum. Die Papiere rückten in Paris um mehr als 7 Prozent vor und führten so nicht nur den Cac 40 an, sondern beflügelten auch die Papiere anderer Branchenkonzerne wie WPP oder Vivendi .
Schlusslicht in der Branchentabelle waren die Konsumgüteraktien mit Abgaben 1,8 Prozent bei ihrem Teilindex. Neben den durchwachsenen Zahlen von Unilever stand dies auch mit einem Kursrutsch bei Tabakfirmen in Zusammenhang. Papiere von BAT und Imperial Brands büßten wegen einer enttäuschenden Umsatzentwicklung beim Konkurrenten Philip Morris in London bis zu 5,5 Prozent ein.
Beim britischen Pharmawert Shire sorgte Übernahmefantasie für einen Kurssprung um mehr als 6 Prozent. Der japanische Pharmakonzern Takeda will seinen irischen Rivalen übernehmen, trifft bei diesem aber auf Widerstand. Ein von Medien kolportiertes angebliches Kaufinteresse des US-Pharmakonzerns Allergan an Shire tat sein Übriges für die Kursentwicklung./tih/edh