Alarmsignale
Handelskrieg hemmt deutsche Umsatz-Könige
Die 500 nach Umsatz größten deutschen Firmen sind zurzeit bis zum Anschlag ausgelastet und müssten dringend investieren. Aber der Handelskrieg hemmt.
Die nach Umsatz 500 größten deutschen Firmen haben im vergangenen Jahr beim Umsatz deutlich zulegen können. Das geht aus einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Accenture und der "Welt“ hervor. Demnach kamen die 500 umsatzstärksten Unternehmen im Jahr 2017 auf ein Gesamt-Umsatzplus von 4,8 Prozent. Zum Vergleich: In 2016 wurde nur ein Mini-Umsatzplus von 0,8 Prozent verzeichnet. Weitere Erkenntnis: Die Top-500-Betriebe beschäftigten 3,6 Prozent mehr Mitarbeiter als im Jahr 2016.
Accenture-Deutschland-Chef Frank Riemensperger gießt Wasser in den Wein: "Die Frage ist, ob sie den jüngsten Wachstumstrend fortsetzen können. Es gibt Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und die Zulieferketten arbeiten auf Anschlag. Jetzt müsste massiv in weitere Produktionskapazitäten, in den Ausbau der Belegschaften und in neue Handelswege investiert werden. Die Industrie müsste auf der Treppe der sprungfixen Kosten die nächste Stufe hochsteigen", meinte Riemensperger in einem Interview mit "Welt"-Journalisten.
Auf die Frage, ob die deutsche Industrie denn bald investieren würden, antwortete Riemensperger: "Ich glaube, sie wird es angesichts der Risiken im Welthandel und des drohenden Handelskrieges nicht tun. Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich nach einer Eintrübung gerade erst wieder stabilisiert. Im Mai brachen die Ausfuhren in die USA im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als zehn Prozent ein".
Der viel beschworene Fachkäftemangel in Deutschland sei laut dem Industrieberater kein Problem: "Die Kapazitäten müssen ja nicht in Deutschland erhöht werden. Die exportorientierten, internationalen Top-500-Konzerne können auf der ganzen Welt neue Werke bauen. Der Fachkräftemangel in Deutschland ist kein Hinderungsgrund. Annähernd die Hälfte unserer Wirtschaftsleistung geht in den Export. Daher böte es sich nun eigentlich an, vor Ort Kapazitäten zu schaffen", sagte der Accenture-Chef Riemensperger.
Die ersten drei Plätze im Ranking der umsatzstärksten deutschen Unternehmen werden von Volkswagen (6,2 Prozent Umsatzwachstum), Daimler (plus 7,2 Prozent) und BMW (plus 4,8 Prozent) gehalten. Spitzenreiter bleibt Volkswagen mit 230,68 Milliarden Euro an Umsätzen vor Daimler mit 164,33 Milliarden Euro. Der VW-Konzern steht seit elf Jahren an der Spitze der Top-500. Mit BMW dürfte bald ein drittes deutsches Unternehmen einen dreistelligen Milliarden-Umsatz verbuchen, meinen "Welt-Journalisten". Im Jahr 2017 wurde die Schwelle mit 98,68 Milliarden Euro knapp verpasst.
Absteiger des Jahres ist der Elektronik-Konzern Epcos. Bei ihm ging es von Platz 264 auf 401 herunter. Die Metro sackte von Platz elf auf Platz 22, die Alba Group von Rang 350 auf 447. Die Bayer AG büßte neun Ränge ein und steht aktuell auf Platz 25.
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Quelle:
Welt