Sind die Anleger zu sorglos? - Seite 3
Sollte nochmal ein Volumen von 267 Mrd. Dollar dazu kommen, wären tatsächlich fast 100 % aller US-Exporte aus China mit irgendwelchen Zöllen belegt. Damit wären auch die eingangs erwähnten Argumente hinfällig. Doch das würde noch nicht zwangsläufig das Ende des Handelsstreits bedeuten. Schließlich könnte man die Zollsätze noch anheben oder andere Maßnehmen beschließen.
China hat noch Alternativen
Das führt uns schon zum zweiten Grund, warum es nicht Gelassenheit ist, was man gerade empfinden sollte. Zwar gibt es für China keine Möglichkeit mit gleich hohen Zöllen zu reagieren, aber es biete sich noch eine Reihe weiterer Alternativen. So rechnen Beobachter z.B. mit diversen Behinderungen von US-Firmen in China durch die Behörden als Reaktion auf weitere Handelsbarrieren. Dies wäre vermutlich recht simpel umzusetzen und kann im Anschluss nahezu beliebig verschärft werden.
Zudem kann China als weltgrößter Stahl-, Aluminium- und Kupferproduzent die Mengen und Preise auf den Rohstoffmärkten beeinflussen, was vielen US-Unternehmen (z.B. Flugzeugbau, Automobilbranche) ebenfalls Probleme bereiten könnte. Doch als ultimative Waffe besitzt China natürlich noch seine Dollar-Reserven in Form von US-Staatsanleihen. Diese könnte die chinesische Regierung - zumindest theoretisch – auf den Markt werfen, wodurch die Zinsen in den USA kräftig anziehen würden.
Die Sorge um China selbst
Der aber naheliegendste und dritte Grund, ist die Sorge um China selbst. Wie bereits beschrieben, rutschte der dortige Aktienmarkt gerade erst auf sein Niveau von Anfang 2016. Die Anleger sehen also durchaus bereits dunkle Wolken über China – und das sicherlich auch und gerade wegen des Handelsstreits.
Erinnern Sie sich an 2016? Es kam ab Mitte 2015 zu einer kräftigen und weltweiten Korrektur an den Aktienmärkten. Der Auslöser war die Sorge um die chinesische Konjunktur, die dortige Überschuldung, und, und, und. Dies scheint aber schon lange nicht mehr im Fokus der Anleger zu sein; man könnte auch sagen „vergessen“.
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Damals handelte es sich aber auch mehr um die allgemeinen Bedenken über die Nachhaltigkeit des chinesischen Wirtschaftswachstums, die in größeren Abständen regelmäßig wieder aufkommen (und die ich das China-Syndrom nenne). Dazu stieß noch ein veritabler Aktiencrash, den sich die Regierung durch ihre Hauruck-Regulierung der Börsen selbst ankreiden kann.