Gold – nächste Chance für die Bullen - Seite 2
Der de facto-Anführer der OPEC, Saudi-Arabien, ist bestrebt, das Angebot weiter knapp zu halten. Jedoch gibt es auch Stimmen innerhalb des Kartells, die davon ausgehen, dass Riad die Produktion ab Juli wieder anheben könnte, sollten die Störungen an anderer Stelle (Venezuela, Libyen) anhalten. So warnte jüngst der Chef der libyschen National Oil Corp., dass erneute Kämpfe im Land die Rohölproduktion gänzlich zum Erliegen bringen könnten.
5-Jahres-Chart Brent, Quelle: Bloomberg Finance L.P.
Gold: Gute Argumente für mittelfristig steigende Preise
Seit Ende 2018 hat der Goldpreis deutlich zugelegt und damit den Kursrutsch von April bis Mitte 2018 fast wieder wettgemacht. In den letzten Wochen ist die Erholung beim Goldpreis aber wieder erlahmt. War es das schon wieder oder ist das nur eine kurzzeitige Verschnaufpause, bevor es wieder nachhaltig über die Marke von 1.300 US-Dollar/Unze gehen kann?
Ein Ausbruch nach oben ist kurzfristig schon wegen des aktuell starken Dollarkurses kaum wahrscheinlich. Der Greenback zeigt sich in diesem Jahr gegenüber den meisten anderen Hauptwährungen sehr robust. Ein stärkerer Dollar ist meist negativ für den Goldpreis.
Wie aber steht es um die mittel- bis längerfristigen Aussichten? Kann Gold perspektivisch wieder Boden gewinnen? Dafür gibt es gute Argumente. Zunächst ist festzustellen, dass viele Notenbanken, allen vorneweg die Federal Reserve, einen geldpolitischen Schwenk vollzogen haben bzw. im Begriffe sind diesen zu tun.
Hat die US-Notenbank Ende vergangenen Jahres noch mehrere Zinserhöhungen für 2019 in Aussicht gestellt, ist sie von diesem Kurs komplett abgerückt. Nach Einschätzung des Fed-Präsidenten von Chicago, Charles Evans, könnte die Fed sogar bis weit ins Jahr 2020 hinein die Füße stillhalten. Evans begründet dies mit der mauen Inflation. Steigende Zinsen bzw. Renditen am Anleihemarkt sind normalerweise ungünstig für den Goldpreis, denn dadurch sinkt die Attraktivität von Gold als Anlage im Verhältnis zu Anleihen.
Auch eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China könnte sich positiv auf den Goldpreis auswirken, weil sich dadurch die chinesische Konjunktur stabilisieren dürfte, und das Risiko einer Abwertung des Yuan abnimmt. Ein schwächerer Yuan bedeutet für chinesische Goldkäufer, dass das in US-Dollar gehandelte Edelmetall teurer wird.
Washington und Peking gaben in letzter Zeit verstärkt Signale, dass es im Handelsstreit zu einer zeitnahen Einigung kommen könnte. US-Finanzminister Steven Mnuchin sprach am Wochenende davon, dass die Verhandlungspartner gerade auf die Zielgerade einbiegen. Die Bemühungen beider Länder würden weit über das hinausgehen, was in den vergangenen Jahren an Handelsvereinbarungen erzielt worden sei, sagte Mnuchin am Rande der IWF-Frühjahrestagung in Washington. „Ich denke, dass wir hoffnungsvoll sein können, schon bald die letzte Runde einläuten zu können.“
5-Jahres-Chart Gold, Quelle: Bloomberg Finance L.P.
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Quelle: Vontobel, eigene