Abwarten oder verkaufen?
Was ist mit SAP los?
Das Quartalsergebnis von SAP liegt ein wenig unter den Erwartungen der Analysten. Der Umbau des Unternehmens nagt am Ergebnis. Hoffnung macht aber das Cloud-Geschäft.
Das Betriebsergebnis von SAP sank im zweiten Quartal (April bis Juni) im Vergleich zum Vorjahresquartal um mehr als ein Fünftel auf 827 Millionen Euro. Der bereinigte, operative Gewinn stieg dagegen um elf Prozent auf 1,82 Milliarden Euro.
Die Entäuschung in der Analystengemeinde hielt sich in Grenzen: UBS-Analyst Michael Briest meinte, dass Lizenzumsätze, Margen und Barmittelzuflüsse im zweiten Quartal enttäuscht hätten. Trotzdem lassen die Schweizer Banker ihre Einstufung für SAP auf "Neutral", Kursziel: 117 Euro.
Auch das Urteil der US-Banker von JPMorgan fällt nach den Zahlen relativ milde aus. Bei JP Morgan bleibt die Empfehlung für SAP auf "Overweight", Kursziel: 130 Euro. Analystin Stacy Pollard ist der Meinung, dass die Quartalsergebnisse "etwas mau ausgefallen seien". An der Analystenfront lässt sich keine Alarmstimmung erkennen. Anders als an der Börse. Die SAP-Aktie verlor zeitweise zehn Prozent.
Hintergrund der Gewinnrückgänge beim wertvollsten deutschen Unternehmen sind die erhöhten Kosten, die SAP beim Umbau des Unternehmens schultert. In erster Linie geht es um die Umstellung vom Software-Lizenzverkauf auf den Verkauf von Software-Abo-Modellen. Der Umbau läuft seit Jahren und ist von langer Hand geplant.
In Folge des Umbaus gibt SAP mehr Geld für Abfindungen, Firmenübernahmen (Stichwort: Qualtrics), aber auch die Auszahlungen von Aktienboni an SAP-Mitarbeiter aus. Auf der anderen Seite signalisieren die Zuwächse beim Umsatz mit dem Cloud-Geschäft (plus 40 Prozent), dass SAP auf dem richtigen Weg sein könnte. Dieses Jahr könnte eine Art Zwischenphase sein, bevor sich der Umbau bei den Gewinnzahlen positiv bemerkbar mache, meinten einige Marktbeobachter.
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Autor: Christoph Morisse