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    Interview  786  0 Kommentare „Die Menschen wollen kürzere Wege zwischen Arbeit und Wohnen“ - Seite 2

    Gibt es ein langfristiges Konzept gegen die Wohnungsknappheit?

    Gerade im städtischen Raum steigen die Grundstückspreise seit Jahren in abenteuerlicher Höhe. Das wird sich auch nicht so schnell wieder ändern. Wird nun neuer Wohnraum geschaffen, soll er zum einen möglichst zentral sein und zum anderen bezahlbar bleiben. Und das passt nicht gerade gut zusammen. Folglich gilt es, durch kleinere Wohnungen mit klugen Grundrissen diesen Effekt abzufedern. Auch viele Bestandsgebäude lassen sich so umbauen, dass die Bereiche Küche, Essen und Wohnen eine pfiffige Einheit werden und im Bad eine barrierefreie Dusche, aber keine Badewanne steht. Dachgeschossausbauten gehören gefördert.

    Unsere Gesellschaft wird immer älter. Passt das Konzept auch für Senioren?

    Wir werden nach und nach immer weniger große Familien haben, dafür aber deutlich mehr Senioren. Für sie und die vielen Singles in unseren Städten sind kleine Wohnformen gefragt. Der Aufzug wird zum "must have" im Haus und barrierearme Wohnungen nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Fortbildungseinrichtungen, Nahversorger sowie Ärzte und Apotheken in fußläufiger Nähe werden zum Qualitätsmerkmal. Kleinere Wohnungen haben zudem weniger Nebenkosten.

    Jüngere Menschen bekommen schon heute zu spüren, dass die Arbeitswelt immer flexibler wird. Gerade bei Berufspraktika sind sie nur wenige Wochen in einer fremden Stadt, ihren festen Job finden sie schließlich woanders. Was bedeutet dieser Trend für all diejenigen, die kurzfristig eine Wohnung suchen?

    Eine recht flexible Form sind Mikroapartment-Häuser. Viele Branchenkollegen sehen das als eine temporäre Erscheinung, ich hingegen nicht. Solche Mikrokonzepte sollten a priori ansprechend möbliert sein. Die Häuser sollten unbedingt auch zusätzliche Services anbieten, etwa einen Wäsche- und Paketservice. Mikroapartments können flexibel ohne langfristige Mietverträge genutzt werden: für Studenten, für Pendler, für Geschäftsreisende und auch für Senioren. Und sie rechnen sich für Investoren.

    Worauf sollte aus Sicht eines Investors beim Bau eines Mikroapartment-Hauses geachtet werden?

    Grundsätzlich empfiehlt sich diese Wohnform für mittelgroße Städte, die ich gerne Mittelstandsstädte nenne, und natürlich für Großstädte. Wo Universitäten und große Arbeitgeber sitzen, gibt es sie schon heute. Außerdem sollte das Gebäude relativ zentral oder mit guter ÖPNV-Anbindung liegen, etwa nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt oder in Universitätsnähe. Gebäude mit vier bis sieben Stockwerken machen ein gemeinschaftliches Wohnen zudem nicht so anonym wie ein Hochhaus.

    Ist das auch auf Luxusapartments übertragbar?

    Unbedingt! Es kommt immer darauf an, welche Zielgruppen angesprochen werden sollen. Studenten und Pendler sind eine preissensible Zielgruppe. Sie müssen genau rechnen und wollen genau wissen, was sie für ihr Geld bekommen. Aber gerade für vielreisende Manager und wohlhabende Senioren können Luxusapartments die richtige Wohnform sein. Sie wünschen sich dann auch einen Concierge-Service, der im Idealfall 24 Stunden erreichbar ist, jemanden, der ihnen die Wäsche abholt und zurückbringt und vielleicht sogar eine warme Mahlzeit organisiert. Nur Vorsicht: Diese Konzepte lassen sich in meiner Wahrnehmung schlecht mischen. Der Projektentwickler sollte genau wissen, welches Publikum er wo erreichen will.

    Beispielsweise erscheint vielleicht in Dortmund ein sehr ökonomisches Apartmenthaus auch für Studenten sinnvoll, in Frankfurt am Main kann ein Luxusapartment-Konzept funktionieren und in Düsseldorf ist vermutlich beides denkbar. Klar erkennbar ist für die Zukunft, dass wir unbedingt mehr richtig pfiffige kleinere Einheiten als heutzutage benötigen.

    Das Interview von Professor Schwatlo ist auch im neuen Newsletter der "Deutsche Invest Immobilien", d.i.i., erschienen, Ausgabe 02/2019:
    https://www.dii.de/presse-und-aktuelles/

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    Interview „Die Menschen wollen kürzere Wege zwischen Arbeit und Wohnen“ - Seite 2 Winfried Schwatlo ist Professor für Immobilienwirtschaft am CoRE Campus of Real Estate an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen und Geschäftsführer der Schwatlo Management GmbH in München.Im Interview erklärt er, wie …

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