Moventum Marktkommentar 18.09.2019
Auf ewig QE?
Im Mittelpunkt des Marktinteresses stand die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB), wobei die Marktteilnehmer hier bereits ein sehr umfassendes Maßnahmenpaket vorweggenommen hatten. Letztlich konnte Mario Draghi die Markterwartungen nicht ganz erfüllen. So wurde die Depositenrate nur um 10 Basispunkte auf minus 0,50 Prozent gesenkt. Teilweise hatten die Marktteilnehmer hier mit 20 Basispunkten gerechnet. Der EZB-Hauptrefinanzierungssatz blieb derweil bei null Prozent. Zur Entlastung der Banken wurde zudem eine Staffelung des Strafzinses beschlossen. Zusätzlich wird das Quantitative-Easing-Programm (QE-Programm: Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen sowie Pfandbriefen, Supras und ABS) ab 1. November reaktiviert, wodurch monatlich Wertpapiere in Höhe von 20 Mrd. Euro erworben werden sollen. Das Programm ist vorerst ohne Enddatum. Auch die Konditionen für die gezielten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte wurden angepasst. Diese haben nun eine Laufzeit von drei Jahren (zuvor nur zwei Jahre) und der Aufschlag auf die Leitzinsen (10 Basispunkte) fällt weg. Insgesamt reagierten vor allem die Anleihemärkte enttäuscht und es kam über die ganze Kurve hinweg zu deutlichen Zinssteigerungen. Letztlich hat Mario Draghi damit das Ende der Fahnenstange für die Geldpolitik verkündet und den Ball zurück ins Spielfeld der Politik geworfen. Deren Aufgabe ist es nun, mittels fiskalpolitischer Instrumente wie beispielsweise schuldenfinanzierte Investitionen die Wirtschaft anzukurbeln und damit auch für eine höhere Inflation zu sorgen. Jenseits des EZB-Meetings wurden auch in den USA wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht. Die Konsumentenpreise stiegen im August um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Kernrate einen Anstieg um 2,4 Prozent verzeichnete und damit ein 13-Monats-Hoch markierte. Die Einzelhandelsumsätze in den USA legten zudem gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent zu, was über den Markterwartungen lag. Der US-Konsument zeigt sich damit weiterhin in guter Verfassung.
Der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent gab um rund 1,50 US-Dollar nach und schloss bei 60,22 US-Dollar. Auf der Währungsseite gab der US-Dollar gegenüber dem Euro 0,33 Prozent nach. Auch der japanische Yen verlor gegenüber dem Euro und zwar 1,52 Prozent.
Im insgesamt freundlichen Aktienmarktumfeld konnten insbesondere japanische Aktien überdurchschnittlich zulegen, gefolgt von europäischen und US-amerikanischen Titeln. Die Schwellenländer entwickelten sich besser als die Industriestaaten. Analog zur Vorwoche schnitten sowohl in den USA als auch in Europa Value-Aktien besser ab als ihre Growth-Pendants. Nebenwerte erzielten darüber hinaus in beiden Regionen eine Outperformance. Auf Sektorebene dominierten in den USA die Segmente Banken, Energie und Rohstoffe, während nichtzyklische Konsumtitel, Technologiewerte und Versorger das Schlusslicht bildeten. In Europa sah das Bild ähnlich aus: Banken, Rohstoffe und Energie waren die besten Sektoren, Gesundheit, nichtzyklischer Konsum und Versorger die schwächsten.
Im Rentenbereich mussten Euro-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating angesichts steigender Zinsen abermals Verluste in Kauf nehmen. Hochzinsanleihen verzeichneten hingegen einen Wertzuwachs. Auch Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern entwickelten sich positiv.
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