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    Greenspan-Modus  6058  1 Kommentar Fed nach Zinssenkung: Bietet Powell jetzt Donald Trump die Stirn? - Experten

    Mit dem Satz: "Das könnte jetzt ausreichen", kommentierte Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie bei der Deutschen Bank, den Zinsentscheid der Fed. Die wallstreet:online-Redaktion hat führende Finanzexperten gebeten, den jüngsten Fed-Schritt für unsere Leser einzuordnen.

    Am Mittwoch vollzog die Fed die dritte Leitzinssenkung in diesem Jahr. Der Zinskorridor liegt nun bei 1,5 bis 1,75 Prozent. Vieles erinnert an die Fed-Legende Alan Greenspan, der 1998 mit drei Leitzinssenkungen für Aufsehen und weiteren Aufschwung sorgte. Greenspan trat stets für eine Senkung der Zinsen ein, um die Wirtschaft und Börsen auf Wachstumskurs zu bringen. Thomas Costerg, Senior US-Economist bei Pictet Wealth Management, rechnet jedoch nicht mit demselben Effekt. Neben Costerg ist auch Hedge-Fund-Guru Ray Dalio der Meinung, dass die Zinsentscheidungen der Notenbank nicht die gewünschten wirtschaftlichen Stimuli bringen werden.

    Fed wird Rezession nicht verhindern

    Gertrud Traud, Chefvolkswirtin von der Helaba, sagte gegenüber der wallstreet:online-Redaktion über den erfolgten Zinsschritt, dass er ausreichen würde, um die US-Wirtschaft weiterhin auf Expansionskurs zu halten. „Aber über den weiteren Verlauf des Handelsstreits hat es letztlich primär Präsident Trump (und nicht die Fed) in der Hand, ob aus der konjunkturellen Abschwächung eine Rezession wird“, so Traud.

    Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentierte die Fed-Entscheidung im Gespräch mit der wallstreet:online-Redaktion folgendermaßen: „Der entscheidende Satz von Fed-Chef Jerome Powell war: Wir halten die derzeitige geldpolitische Ausrichtung für angemessen. Es bedürfte einer signifikanten Neubewertung der wirtschaftlichen Lage, davon abzuweichen.“ Diese Aussage übersetzt de la Rubia so: „Mit anderen Worten: Wir [Fed] halten nach den drei Zinssenkungen in diesem Jahr erstmal an dem jetzt erreichten Zinsniveau fest und legen eine längere Pause ein.“

    Für de la Rubia sind dies „überraschend klare Worte“ von Powell, denn laut dem Experten von der Hamburg Commercial Bank sind „die Unsicherheit über die Handelspolitik und die konjunkturelle Lage nicht wesentlich gesunken“. Und weiter meint de la Rubia: „Konjunkturell ist die Wachstumsverlangsamung in den USA kaum zu übersehen und kann im kommenden Quartal ohne weiteres in eine Rezession münden. Powell müsste seine Pause dann rasch wieder unterbrechen.“

    Otmar Lang: „Ein Zinsschritt im Dezember wird wohl ausfallen.“

    Otmar Lang, Chefvolkswirt bei der Targobank, ordnete die Fed-Entscheidung für die wallstreet:online-Leser und Anleger so ein: „Ein Zinsschritt im Dezember wird wohl ausfallen. Vor diesem Hintergrund dürften die Renditen in den langen Laufzeiten weiter leicht anziehen. Nach einer kurzen Enttäuschung sollte das den Aktienmärken eigentlich nicht wehtun. Ein vorsichtiger geldpolitischer Wechsel würde letztendlich nur die jüngste Richtung der Aktienmärkte bestätigen, die in den USA in dieser Woche eine neues Allzeithoch und Deutschland auf Jahreshoch notieren. Der US-Dollar dagegen dürfte seine jüngste Talfahrt beendet haben und sich jetzt auf aktuellem Niveau stabilisieren.“

    Mauricio Vargas, Senior Global Economist bei Union Investment, schätzte die Situation im Gespräch mit der wallstreet:online-Redaktion folgendermaßen ein: „Die US-Notenbank Fed hat die erwartete Zinssenkung geliefert. Doch die veränderte Kommunikation zeigt: Die Währungshüter streben eine Pause von weiteren Zinssenkungen an“. Und weiter führte Vargas aus: „Klar ist aber auch, dass das nur in einem verbesserten konjunkturellen Umfeld funktionieren kann. Sollten die anstehenden Konjunkturdaten enttäuschen, sehen wir das Risiko, dass der Markt verunsichert wird und auf eine Klarstellung durch die Fed pocht.“

    Ausblick auf 2020

    Bereits im Vorfeld zur Fed-Entscheidung schrieb Thomas Costerg von Pictet Wealth Management über die nächsten Schritte der Fed und die Meilensteine der US-Wirtschaft in 2020, dass er im Basisszenario mit unveränderten Leitzinsen rechne. Hierfür gibt es jedoch keine Sicherheit, denn es bestünde eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Zinsen weiter abgesenkt werden sobald die Fed feststellt, dass die jüngsten Maßnahmen nicht zu den erhofften Wachstumseffekten geführt haben.

    Die zentralen Themen in den USA im nächsten Jahr werden die Präsidentschaftswahl im November und das Amtsenthebungsverfahren sein, so Costerg. Dafür würden fiskalische Maßnahmen stärker in den Hintergrund rücken. Sein Ausblick für die nächsten Jahre lautet, dass die Wahrscheinlichkeit das die Zinsen bis 2021-2022 gegen Null gehen, höher sei, als dass sie wieder auf das Niveau von 2018 angehoben werden.

    Fed im Rückspiegel

    In diesem Jahr hat die Fed innerhalb von vier Monaten die Leitzinsen dreimal gesenkt. Im Juli gab es die erste Senkung seit der Finanzkrise bzw. seit Dezember 2008. Im Jahr zuvor hatte die Fed die Zinsen vier Mal angehoben. In erster Linie ist der Leitzins der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen können. Umso niedrigen der Leitzins, desto billiger sind Kredite. Bürger müssen weniger für den Schuldendienst bezahlen. Am Ende haben die Bürger mehr Einkommen zur Verfügung und Firmen können leichter investieren. Ob die Rechnung auch diesmal aufgeht, wird sich jedoch erst in einigen Monaten zeigen.

    Autor: Dr. Carsten Schmidt, Redakteur wallstreet:online.




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