“Woodstock” fällt aus
Berkshire mit Gewinnsteigerung trotz Corona-Crash: Welche Börsen-Fehler Warren Buffett eingesteht und wie er im Crash investiert
Das "Woodstock für Kapitalisten” ist dieses Jahr ausgefallen. Star-Investor Warren Buffett leitete die Hauptversammlung von Berkshire-Hathaway am Samstag zwar persönlich vom Podium des Kongresszentrums in Omaha, doch die Ränge um ihn herum blieb menschenleer. Die Aktionäre verfolgten die mit Spannung erwartete Sitzung im Livestream von Zuhause aus. Welche Aktien Warren Buffett in der Corona-Krise bevorzugt, welche er links liegen lässt.
Die Corona-Krise zog das Berkshire-Nettoergebnis kräftig runter. Hohe Verluste bei den Aktienbeteiligungen sorgten für ein Rekordminus von 50 Milliarden US-Dollar. In dieser Zahl sind die nicht realisierten Investmentverluste enthalten, die Zahlen müssen laut Bilanzregeln trotzdem gemeldet werden. Das Betriebsergebnis dagegen kann sich sehen lassen. Im ersten Quartal stieg der Gewinn auf 5,9 Milliarden US-Dollar - rund sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Dass auch das “Orakel von Omaha” mal daneben liegt, gab Buffett mit Blick auf seine Investments in vier amerikanische Airlines offen zu. Er trennte sich von seinen kompletten Aktienpaketen in American Airlines, United Airlines, Delta Airlines und Southwest Airlines - unterm Strich machte er dabei insgesamt ein bis zwei Milliarden Dollar Verlust. Ende 2019 hielt Berkshire noch rund zehn Prozent der Anteile an den vier Fluggesellschaften. Die Welt für Airlines habe sich geändert, so Buffett. “Ich habe entschieden, dass ich da einen Fehler gemacht habe.”
Auf der Kaufen-Seite hielt sich Buffett in den ersten drei Monaten des Jahres zurück. "Wir sehen nichts besonders Attraktives”, sagte der Börsen-Guru, der im August 90 Jahre alt wird. Berkshire gab insgesamt 3,5 Milliarden US-Dollar für neue Investments aus, die Hälfte davon wurde jedoch in den Rückkauf eigener Aktien gesteckt. Manche Beobachter vermuten, dass Buffett sich zurückhält, weil er einen weiteren Einbruch der Märkte befürchtet. Die Folgen der Pandemie seien schwer einzuschätzen, gab Buffett zu. Doch er gab sich unbeirrt zuversichtlich und patriotisch: "Die amerikanische Magie hat immer gesiegt”, sagte er. "Wetten Sie niemals gegen Amerika."
Während die Aussichten für die Weltwirtschaft weiter unklar sind, vertraut Warren Buffett erst einmal auf Bargeld. 137 Milliarden US-Dollar hält Berkshire derzeit in Cash. Zehn Milliarden mehr als noch im Quartal zuvor.
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Zu Berkshire Hathaway gehören rund 90 Unternehmen, hinzu kommen zahlreiche Beteiligungen an Großkonzerne wie Coca-Cola, Wells Fargo oder Apple. Buffett führt das Konglomerat seit über 50 Jahren und wird wegen seines Gespürs für Investments auch das “Orakel von Omaha“ genannt. “Forbes“ schätzt Buffetts Privatvermögen auf rund 72 Milliarden US-Dollar.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online-Zentralredaktion