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    Personalumbau soll Ruhe reinbringen  51391  0 Kommentare Platow zu Wirecard: „Braun ist ein Treiber und Macher, der dieses deutsche Einhorn maßgeblich geformt hat. Aber…“

    Ein Jahresabschluss, der weiterhin auf sich warten lässt, Vorwürfe der Bilanzfälschung, die nicht eindeutig ausgeräumt werden konnten und eine Klage von Aktionären. An negativen Schlagzeilen rund um den Zahlungsdienstleister Wirecard mangelte es zuletzt nicht. Diese Woche folgte ein Warnschuss der Ratingagentur Moody’s: Der Reputationsverlust und die Corona-Krise könnten die Finanzkraft von Wirecard empfindlich schwächen, teilten die Amerikaner mit. Wirecard könnte deshalb bald auf ein Ramsch-Rating herabgestuft werden. Hilft jetzt der Personalumbau?

    Die Aschheimer treiben den radikalen Umbau beim Spitzenpersonal voran. Am Mittwoch meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die japanische Softbank Group einen eigenen Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden wolle. Softbank ist mit einer Wandelanleihe bei Wirecard investiert, außerdem vereinbarten beide Unternehmen im vergangenen Jahr eine strategische Partnerschaft. Eine solche Personalie gilt als Vertrauensbeweis der einflussreichen Japaner, die mit ihrem 100 Milliarden US-Dollar schweren Vision Fund in Tech-Unternehmen weltweit investieren.

    Schon im Mai sorgte die Ankündigung, ein neues Compliance-Ressort mit dem renommierten Manager James Freis aufzubauen, für kurzfristige Euphorie an der Börse. Außerdem wurde der umstrittene Vorstandschef Markus Braun teilweise entmachtet. Er wird sich künftig vornehmlich um die „strategische Weiterentwicklung“ kümmern. Braun – mit mehr als sieben Prozent auch der größte Einzelaktionär der Aschheimer –­ war wegen der Ungereimtheiten rund um die KPMG-Sonderprüfung in die Kritik geraten.

    Beobachter verweisen darauf, dass der CEO die Firma Wirecard wie kein Zweiter verkörpert. Klaus Brune, Leiter des Börsenressorts beim Platow-Verlag, sagte gegenüber wallstreet:online: „Braun ist ein Treiber und Macher, der dieses deutsche Einhorn maßgeblich geformt hat.“

    Für die Aktie lief es zuletzt jedoch alles andere als rund. Deshalb ist Brune beim Thema Wirecard hin- und hergerissen. „Fundamental ist die Aktie angesichts ihrer ungebrochenen Wachstumsdynamik katastrophal unterbewertet. Aber Wirecard hat ein Kommunikationsproblem.“ Dieses Problem liege in erster Linie am Chef, den Brune „den deutschen Elon Musk“ nennt. „Ein charismatischer Querdenker, der mit einem genialen Konzept und mit ungeheurer unternehmerischer Stringenz einen Milliarden-Konzern aus dem Boden gestampft hat.“ Doch ähnlich wie der Tesla-Chef zeichne Braun eine gewisse „Laxheit im Umgang mit dem Kapitalmarkt und den Aufsehern“ aus. „Kommunikativ ist Braun für Wirecard zuletzt ein Desaster gewesen. Er hat Vertrauen vernichtet, und das ist blitzschnell weg, benötigt aber Jahre, bis es wiederaufgebaut ist.“

    Nicht überall wird Wirecard dieses Vertrauen wiedergewinnen können. Eine Anwaltskanzlei, die Aktionäre vertritt, stellte im Mai einen Antrag auf Einleitung eines Musterverfahrens. Wirecard soll wegen unterlassener und unvollständiger Kapitalmarktmitteilungen Schadenersatz zahlen.

    Das Fachportal Versicherungswirtschaft Heute spekulierte kürzlich sogar, Braun könnte ein Fall für die Managerhaftung werden. Ob die sogenannte Directors-and-Officers Versicherung im Fall Wirecard greift, hängt maßgeblich davon ab, ob Braun persönlich für die mutmaßliche Manipulation der Bilanz verantwortlich gemacht wird, oder ob die Kontrollsysteme des Unternehmens versagt haben.

    Zunächst einmal hoffen Wirecard-Aktionäre und Beobachter auf den 18. Juni. Dann soll der lang erwartete Jahresabschluss für 2019 endlich veröffentlicht werden. Platow-Experte Brune befürchtet, dass weitere Turbulenzen auf die Aktie zukommen. Er rät deshalb, sich nach Alternativen umzuschauen. „Wer nicht drin ist, sollte derzeit die Finger davonlassen. Eine gute Alternative zu Wirecard ist die französische Ingenico, die gerade von ihrem Landsmann Worldline übernommen wird. Viele Restaurants hierzulande nutzen Ingenico, die Sparkassen haben ihr Payone auf einem System der Franzosen aufgebaut.“

    Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion



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    Verfasst vonJulian Schick
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