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     194  0 Kommentare Üppige Renditehoffnungen, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Die Covid-19-Krise hat die Volkswirtschaften praktisch rund um
    den Globus arg in Mitleidenschaft gezogen. Heftige Konjunktureinbrüche für das
    zweite Quartal waren fast überall zu verzeichnen. Sieht man sich dagegen die
    Lage auf den Kapitalmärkten an, so ist nicht überall ein Abbild von heftigen
    Wirtschaftsturbulenzen ablesbar - so etwa an den Aktienmärkten.

    Sie haben die dramatischen Kursverluste aus dem März fast komplett wieder
    ausgebügelt, mancher Index, wie etwa das Nasdaq-Barometer, markierte wieder
    Rekord. Das ist nicht gerade ein Abbild von Krise. Derartige Signale sind aber
    beim Goldpreis zu beobachten, der in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich
    zugelegt hat. Und auch Bundesanleihen und die US-Treasuries profitierten von der
    Flucht der Anleger in sichere Häfen. Dass diese Assets Krisenbarometer sind, hat
    sich auch schon in früheren Unsicherheits- und Krisenszenarien wiederholt
    gezeigt. Und so mancher scheint angesichts von recht üppigen Renditeerwartungen
    die Krise und ihre gravierenden Folgen, und zwar für viele Unternehmen,
    womöglich noch ein wenig zu unterschätzen.

    Der Investmentmanager Schroders hat nun eine weltweite Anlegerbefragung
    vorgestellt, und danach haben die Investoren noch recht optimistische
    Ertragserwartungen. Die jährlichen Gesamtertragserwartungen - also laufender
    Ertrag und Kapitalzuwachs - für die Portfolios liegen bei Anlegern in Nord- und
    Südamerika bei stattlichen 13,2 Prozent. Asiatische Anleger veranschlagen 11,5
    Prozent, und die europäischen Anleger gehen von 9,4 Prozent aus. Etwas bedeckter
    geben sich die Deutschen mit einer Erwartung von 8,4 Prozent.

    Da schwingt natürlich auch immer ein wenig Hoffnung mit. Und so mancher Anleger
    hofft wohl, dass die Unternehmen einigermaßen durch die Krise kommen und die
    staatliche Unterstützung ausreichend helfen wird, dass die Firmen nicht
    umkippen. Viele Investmentexperten und auch die Ratingagenturen stellen sich
    allerdings darauf ein, dass die Default-Rate in Europa und auch in den USA und
    anderswo in den kommenden Monaten wohl eher einen Weg nach oben einschlagen wird
    denn nach unten. Das bedeutet: Kreditereignisse wie Zahlungsverzüge, Ausfälle
    und folglich auch Insolvenzen werden vermehrt auftreten. Aus den erhofften bzw.
    zugesagten Zinszahlungen wird dann nichts mehr, und derartige Bonds werden
    logischerweise im Wert verlieren und nicht noch Zuwächse aufweisen. Ob vor
    diesem Hintergrund die solide Performance des Aktienmarktes gerechtfertigt ist,
    muss sich jeder selbst beantworten.

    Dass die deutschen Investoren eher zurückhaltend sind, bestätigte in diesen
    Tagen auch gleich eine zweite Studie. Sie kam aus dem Hause Union Investment.
    Demnach bringt die Corona-Pandemie die deutschen Sparerinnen und Sparer nicht
    aus dem Tritt. "Sie schauen weiterhin optimistisch auf ihre eigenen finanziellen
    Verhältnisse, jedoch eher skeptisch auf die wirtschaftliche Entwicklung in
    Deutschland", hält Union Investment nach einer Befragung der Finanzentscheider
    in deutschen Haushalten fest.

    Die Anleger würden überwiegend bei ihren bereits vor der Pandemie favorisierten
    Geldanlagen bleiben. Umschichtungen von Vermögen stünden kaum auf dem Plan.
    Immer mehr Menschen würden sich jedoch offen für aktienbasierte Geldanlagen
    zeigen, vor allem Männer. Auch wünschten sie sich, dass Unternehmen mehr soziale
    und ökologische Verantwortung übernehmen. Zur skeptischen Beurteilung der
    Wirtschaftsentwicklung passt dann auch das Ergebnis der Schroders-Studie, wonach
    die Deutschen bei ihren Ertragserwartungen zurückhaltender sind als Investoren
    in anderen Regionen.

    In wenigen Wochen wird sich zeigen, wo die Reise hingeht. Denn dann kommen nicht
    nur harte makroökonomische Daten für das Sommerquartal herein, sondern die
    Unternehmen legen auch ihre Bilanzwerke für die abgelaufenen drei Monate vor.
    Fallen die Makrodaten und die Zahlen der Firmen enttäuschend und bei manchem
    womöglich noch schwächer als im zweiten Vierteljahr aus und sollte dann auch
    noch der Ausblick trüb bzw. pessimistisch sein, sollten die Anleger ihre
    Ertragserwartungen vielleicht noch einmal überdenken. Denn dann sollte man sich
    wirklich auf eine im vierten Quartal stärker werdende Default-Welle einstellen.
    Und die wird an den Märkten Spuren hinterlassen. Die Frage ist doch nur: Wie
    tief werden diese sein?

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4711010
    OTS: Börsen-Zeitung


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