Altersvorsorge
Warum staatliche Förderung zu weniger Rente führt
Von Alberto del Pozo, Geschäftsführer myPension Altersvorsorge GmbH
Das deutsche Altersvorsorgesystem in seiner absurden Komplexität überfordert die Bürger. Es verhindert, dass die Menschen die richtigen Weichen stellen, um ihren Lebensstandard im Alter zu sichern. Eine Studie hat nun erstmals systematisch untersucht, was Basisrente, Riester, betriebliche Altersvorsorge und private Vorsorgelösungen bestimmten Zielgruppen bringen. Fazit: Paradoxerweise führt viel staatliche Förderung oftmals zu weniger Nettorente.
Wer nichts als die gesetzliche Rente hat, dem drohen im Alter schwere Einbußen beim Lebensstandard - je nach Einkommen während des Erwerbslebens sogar bis hin zur Altersarmut. Diese Erkenntnis hat sich bereits herumgesprochen. Doch was konkret sollte der Einzelne tun, um mit privater oder betrieblicher Altersvorsorge seinen Lebensabend abzusichern? Das deutsche Drei-Schichten-System ist für die meisten ein undurchdringliches Dickicht. Kaum einer kennt die Unterschiede und Nachteile von Riester, bAV & Co. Und angesichts ihrer Kompliziertheit haben auch immer weniger Sparer Lust, sich überhaupt mit der Altersvorsorge auseinanderzusetzen.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge in Zusammenarbeit mit der V.E.R.S Leipzig, einem Spin-off der Universität Leipzig, und dem FinTech myPension bringt erstmals Licht ins Dunkel. Sie vergleicht die unterschiedlichen Sparformen und beziffert, wie viel Euro zusätzliche Rente verschiedenen Musterkunden - Familie mit Durchschnittseinkommen, Normalverdiener-Single, Familie mit geringem Einkommen, selbstständiger Single mit Durchschnittseinkommen und Topverdiener-Single - unter Berücksichtigung verschiedener ökonomischer Szenarien und Annahmen zur Kostenstruktur der Anbieter bringen. Die Studie zeichnet ein differenziertes Bild, das den Bürgen bei ihren Sparentscheidungen hilft. Und sie zeigt, dass manche Vorsorgewege schwere Konstruktionsmängel aufweisen und für die meisten Menschen deshalb nicht zu empfehlen sind - obwohl sie millionenfach genutzt und vom Staat großzügig finanziell gefördert werden.
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