Teil 1 unserer Lithium-Serie
Lithiumpreis: Preisverdreifachung beim weißen Gold — Knappheit droht
Lithium ist der neue Star im Rohstoffsektor. Der Preis notiert auf einem Allzeithoch von 29.000 US-Dollar pro Tonne. 2030 soll die Nachfrage zehn Mal so hoch sein wie aktuell. Experten mit einer Marktprognose zu Lithium.
Von gut 6.000 US-Dollar pro Tonne Anfang des Jahres auf rund 29.000 US-Dollar im Oktober: Der Lithiumpreis hat allein 2021 um über 383 Prozent zugelegt. Ein direktes Investment in den Schlüsselrohstoff der Zukunft ist nicht möglich, da keine Börse Lithium aktuell handelt. Dennoch spielt Lithium in den kommenden Jahrzehnten eine entscheidende Rolle, um die Klimaziele zu erreichen.
Gerade für die Elektrifizierung der globalen Fahrzeugflotte wird das Batteriemetall Lithium benötigt. Viel Lithium. Hinzu kommt ein riesiger Bedarf an "weißem Gold" für den Ausbau der Energiespeicherkapazitäten.
Gabor Vogel, Analyst bei der DZ-Bank, meint: "Damit die Klimaziele bis 2040 erreicht werden können, müsste die Batteriemetallnachfrage bis 2040 um den Faktor 30 steigen, rechnet die Internationale Energiebehörde vor. In den nächsten zehn Jahren dürfte sich die Lithiumnachfrage allein fast verneunfachen und ein Niveau von etwa drei Millionen Tonnen erreichen. Ob das Angebot hier vollumfänglich mithalten kann, ist zumindest fraglich. Damit droht in den nächsten Jahren eine Lithium-Knappheit. Die rekordhohen Preise nehmen dies aber schon vorweg."
Angebotsdefizit schon in zwei Jahren?
Rohstoffexperte Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) geht davon aus, dass der erhöhte Bedarf in den kommenden zehn Jahren den Bergbausektor ohne zeitnahe Investitionen der Industrie vor große Herausforderungen stellen wird: "Dabei ist Lithium geologisch gesehen keine knappe Ressource. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass es ab 2023 – 2025 zu einem Angebotsdefizit kommen könnte." Dieses Angebotsdefizit werde maßgeblich von den weiteren, hoch dynamischen Entwicklungen, vor allem im Bereich der Elektromobilität abhängig sein, glaubt der Rohstoffexperte.
Batterierecycling
Für Gabor Vogel ist vor allem entscheidend, wie das Erhöhen der Recyclingquote gelingt: "Schließlich verlangen Kunden, die Elektroautos erwerben, zunehmend auch eine nachhaltige Produktion der für die E-Mobilität notwendigen Metalle. Zudem locken die hohen Lithiumpreise Investitionen der Minengesellschaften an." Auch der technologische Fortschritt eröffne neue verbesserte Produktionsverfahren. Es sei also möglich, eine ausgewachsene Knappheitskrise zu verhindern – vorausgesetzt sind aber erhebliche Anstrengungen, die auf der Angebotsseite umgesetzt werden müssen, sagt Vogel.
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Sandra Bachofer, Rohstoffexpertin bei Tresides Asset Management, sagt, dass viele Erweiterungsprojekte von Lithiumproduzenten infolge des Preisverfalls seit März 2018 zurückgestellt worden waren: "Die aktuelle Mehrnachfrage traf demzufolge zuletzt auf einen unterversorgten Markt. Beim aktuell hohen Preisniveau liefert die Preisfunktion des Marktes nun wieder deutliche Anreize bisher unrentable Förderprojekte zu realisieren.
Die Produzenten dürften allerdings aus dem Preisverfall 2018/19 ihre Lehren gezogen haben und nun eine wesentlich striktere Disziplin bei der Förderausweitung walten lassen, um nicht zu viel Material auf den Markt zu bringen und einen erneuten drastischen Preisverfall auszulösen."
Auch Bachofer betont, dass die Zielsetzung zur Bewältigung des Klimawandels und die Investitionsmaßnahmen zur Förderung alternativer Antriebsformen das Nachfragewachstum stetig in den kommenden
Jahren befeuern werden: "Der Lithiummarkt ist somit von der Angebots- und Nachfrageseite unterstützt, wobei technische Rücksetzer in überhitzten Aufwärtsphasen nicht ausgeschlossen werden
sollten."
Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion