Apple – kommt nun die Wende? - Seite 2
Neue Geldpolitik – zumindest in den USA
Gil Shapira, Chefstratege beim Broker eToro, erwartet daher auf absehbare Zeit eine restriktive Geldpolitik auf Seiten der Fed, um die Inflation einzudämmen: „Der rasante Anstieg der Inflation wird die Geldpolitik der USA erst einmal nachhaltig verändern. Es wird weitere Leitzinsanhebungen in diesem Jahr geben, eine schnelle Unterstützung in Form von Anleihenkäufen wird erst einmal ausbleiben“. Genau diese fehlenden Anleihekäufe sind für Aktien erstmal kein gutes Signal. „Sie waren seit der Finanzkrise der Motor der Hausse bei Aktien oder Anleihen“, findet Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. „Weil den Notenbanken der Spielraum für unterstützende Maßnahmen fehlt, müssen sich Anleger auf eine veränderte Börsenlandschaft einstellen“, so Molnar.
In einem Umfeld steigender Zinsen und hoher Inflation haben Substanzaktien in der Vergangenheit statistisch eine solide Wertentwicklung gezeigt. Das sind Aktien von Unternehmen, die meist ein sattes Eigenkapitalpolster haben, hohe wiederkehrende Erträge, oft auch eine hohe Dividende ausschütten und eine attraktive Aktienbewertung besitzen. Allerdings können auch und gerade in der Krise Technologietitel mit starker Marke und gutem Geschäftsmodell eine Einkaufsmöglichkeit für die Zukunft sein. Der neue Markt lässt grüßen, als es Anfang der 2000er-Jahre Amazon, Ebay oder Apple günstig zu kaufen gab.
„Eine Berichtssaison mit durchaus starken Ergebnissen vieler Technologiegiganten im Kerngeschäft“, finden die Experten von Acatis. „Allerdings zeigen sich erste Risse in der glänzenden Fassade. Manche, wie Netflix stoßen an die Grenzen des Wachstums, andere wie Apple trüben den Ausblick aufgrund der angespannten Situation der globalen Lieferketten“, sagt auch Johannes Hesche, Leiter des qualitativen Portfoliomanagements bei Acatis Investment. Genau in jenen Marktphasen gibt es passend zu den aufgedeckten Risiken aber günstigere Preise bei Aktien, so ist das Börsengeschäft schon immer.
Lesen Sie auch
Für Sparer bedeutet die aktuelle Lage darüber hinaus keinesfalls Entwarnung. Bei einer Inflation von sieben oder acht Prozent würde selbst ein Prozent Zins auf der Bank eine massive Vermögensentwertung Jahr für Jahr bedeuten. Der Realzins ist nicht nur im Keller, er ist tief unter der Erde. Deshalb gilt bei 14.000 Punkten oder tiefer im DAX und bei angeschlagenen Kursen an der Nasdaq – mutig Positionen aufbauen, antizyklisch in der Krise kaufen und nicht von Zinshoffnungen blenden lassen, die für die meisten Anleger ohnehin nicht spürbar sein werden.