checkAd

     1625  0 Kommentare Die bösen Spekulanten

    In unserer Öffentlichkeit weiß leider kaum jemand, wie Märkte funtionieren.

    Neulich habe ich mich so sehr geärgert, dass ich beinahe jemandem geraten hätte, doch an die Wladimir-Putin-Akademie auf der Halbinsel Krim zu gehen und dort über „Moderne und neue Wahrheitskonzepte“ zu promovieren.

     

    Dann jedoch habe ich in der ARD einen Bericht von der Börse gesehen und erlebt, dass das mit den hermetisch in sich abgeschlossenen Wahrheiten ja auch bei uns oft nicht anders ist, nur eben zivilisiert.

     

    So bin ich beispielsweise der Meinung, dass es im gesamten öffentlich-rechtlichen Medienbereich bis auf wenige Ausnahmen niemanden gibt, der weiß, wie Märkte eigentlich funktionieren, welche Aufgaben sie haben und welche Ergebnisse sie liefern.

     

    Ein Beispiel hierzu ist die These von den bösen Spekulanten, die jetzt dort hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Preise für Öl und Weizen so in die Höhe geschossen sind.

     

    Und es ist interessant zu beobachten, wie im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen überall vermeintliche Experten zu bestimmten Dingen präsentiert werden, die dann ihrerseits selbst wieder aus mit öffentlichen Mitteln finanzierten Stiftungen und NGOs kommen.

     

    Das ist also ein in sich geschlossener Kreislauf, ganz wie in Russland, nur eben zivilisiert. Was an dem freischwebenden und manipulativen Charakter der dabei gewonnen „Wahrheiten“ allerdings nichts verbessert.

     

    Es sind also die bösen Spekulanten, die jetzt zu großen Teilen für die Inflation verantwortlich sind. Aha.

     

    Wer mir gegenüber so eine These vertreten würde, dem würde ich zuallererst diese Frage stellen: Wenn es für die Spekulanten so lukrativ war, den Ölpreis auf über 100 Dollar je Barrel zu treiben, wäre es dann nicht viel profitabler, bis auf über 200 oder 300 Dollar zu gehen?

     

    Nach der Logik der bösen Spekulanten müsste das dann nämlich eigentlich der Fall sein. Da dem aber nicht so ist, scheint es also doch irgendwo eine Grenze zu geben.

     

    Und ich hätte auch noch mehr Fragen. Zum Beispiel, wer denn eigentlich „die Spekulanten“ sind? Und ob man schon einmal gehört hat, dass jedem Käufer auf dem Terminmarkt immer ein Verkäufer gegenüberstehen muss?

     

    Spätestens an dieser Stelle würde dann jedoch der Moderator eingreifen und sagen, dass man ja eigentlich noch andere und wichtigere Themen in dieser Sendung zu besprechen habe als sich mit den Grundlagen zu befassen. Aha.


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Seite 1 von 2

    Verfasst von Bernd Niquet
    Die bösen Spekulanten In der Öffentlichkeit weiß kaum jemand, wie Märkte funktionieren