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     1625  0 Kommentare Die bösen Spekulanten - Seite 2

     

    Wir Börsianer wissen natürlich, dass das ganze öffentliche Gerede zu solchen Themen Unsinn ist. Es geht an den Märkten um Preiserwartungen und darum, die Zukunft bereits heute handelbar zu machen.

     

    Der eine glaubt, die Preise werden weiter steigen, der andere glaubt, sie werden das jetzt nicht mehr tun, der eine braucht Öl, der andere hat Öl und der dritte will nur versuchen, Gewinne zu machen, wird aber genauso gut auch Verluste erzielen können.

     

    Im Endeffekt ergibt sich dabei etwas total Phantastisches, was keine andere Institution auf der ganzen Welt leisten könnte: Denn in einer Situation wie heute, wo es klar ist, dass es Angebotsstörungen gibt und geben wird, bewirkt der Markt, dass bereits heute, wo die Knappheit noch gar nicht da ist, die Preise bereits hoch sind.

     

    Und das bedeutet, dass bereits heute weniger von den entsprechenden Gütern konsumiert wird und damit die Angebotskrise, wenn sie dann voll da ist, abgemildert und abgeflacht wird, weil dann mehr Angebot zur Verfügung steht als es ohne den vorherigen Preisanstieg der Fall gewesen wäre.

     

    Ein Lob daher auf die Spekulanten. Besser kann man so eine Situation gar nicht handhaben, denn das Zeichen ist absolut klar: Die Preise zeigen an, dass es erstens angesagt ist, Weizen, Öl Gas etc. derzeit sparsamer einzusetzen, und zweitens weltweit den Anbau von Weizen und die Förderung von Energieträgern auszuweiten.

     

    Hierbei entscheidet der Markt für jeden einzelnen Konsumenten, was er am besten zu tun hat.

     

    Und wie würde es aussehen, wenn wir die Märkte nicht hätten, in denen die Spekulanten ja dazu dienen, die notwendige Liquidität zu schaffen, ohne die diese Märkte überhaupt nicht funktionieren könnten?

     

    Da müsste dann der staatliche Wirtschaftsplaner den großen Zettel nehmen und beim Weizen schreiben: Meyer ein Pfund weniger, Schulze zwei Pfund weniger …

     

    Das würde natürlich auch funktionieren. Doch ob das wirklich die Lösung ist, die die ganzen öffentlichen und öffentlich-rechtlichen Projektemacher im Kopf haben?

     

    In dieser Deutlichkeit natürlich nicht, in der Konsequenz aber schon. Schließlich lebt der öffentliche und der öffentlich-rechtliche Bereich ja auch nicht von Öl, Weizen und Brot, sondern vom Geld der Steuerzahler.

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Die bösen Spekulanten - Seite 2 In der Öffentlichkeit weiß kaum jemand, wie Märkte funktionieren