Die kurzfristigen und langfristigen Perspektiven für Gold - Seite 2
(Quelle: World Gold Council)
Zudem konnte Gold in Zeiten höherer Inflation (>5%) andere Rohstoffe regelmäßig bei der Preisentwicklung übertreffen, was diesmal nicht geschehen ist. Warum nicht?
Nur temporär hohe Inflation
Eine Antwort auf diese Fragen liefert der Blick auf die folgende Grafik der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Zu dieser berichten die Experten der Bank, die kurzfristigen Inflationserwartungen hätten zwar angezogen, aber „die auch aus Fed-Sicht letztlich entscheidenden längerfristigen Erwartungen bewegen sich bislang im Rahmen der Schwankungen der letzten zwanzig Jahre“. Und von den Niveaus Ende der 1970er Jahre seien beide Größen meilenweit entfernt.
Es wird also davon ausgegangen, dass die aktuell hohen Inflationsraten nur ein vorübergehendes Phänomen sind. Und dieses Szenario, welches auch insbesondere die Notenbanken immer wieder als Begründung für ihren zögerlichen Kurswechsel herangezogen hatten, ist durchaus im Bereich des Möglichen.
Wenn sich die Lieferkettenprobleme lösen und damit Angebot und Nachfrage wieder in Einklang kommen, was laut aktuellen Einschätzungen von Unternehmen in etwa einem Jahr der Fall sein wird (siehe auch „Licht am Ende des Tunnels bei den Lieferproblemen“), dürften die Inflationsraten deutlich zurückkommen. Und wenn in diesem Zeitraum auch der Ukraine-Krieg endet und/oder sich ein großer Teil Europas von russischen Energielieferungen unabhängig gemacht hat, dann dürften auch fallende Energiepreise zu einem Rückgang der Inflation beitragen und sich die hohen Raten damit tatsächlich als nur temporär herausstellen.
Zumal sich aus der ersten Grafik oben entnehmen lässt, dass die Kerninflation – also die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert – in den USA im Juni das dritte Mal in Folge gesunken sein könnte.
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Und so scheinen Gold und Silber offenbar zumindest nicht von einem kurzfristigen Inflationsschub profitieren zu können. Wie ich passend dazu auch in der Gold-Analyse vom 17. Mai zitiert hatte, ist schon seit geraumer Zeit im Target-Trend-Spezial bei den dortigen regelmäßigen Gold-Analysen immer wieder in leicht angepasster Form Folgendes zu lesen:
„Unsere langfristige Einschätzung zum Goldpreis, wonach das Edelmetall als Investment uninteressant ist (siehe zum Beispiel Analyse vom 01.07.2016), schien bis August 2020 eine Fehleinschätzung gewesen zu sein. Danach lagen wir mit unserer Einschätzung wieder lange Zeit richtig. Der Ukraine-Konflikt hatte die Karten zwar kurzzeitig neu gemischt, doch derartige politische Börsen haben gewöhnlich kurze Beine, so auch dieses Mal. Und es ist zweifelhaft, ob im Umfeld der Änderungen in der Geldpolitik und steigenden Zinsen sowie einem möglichen Hoch in der Inflationsentwicklung ein nachhaltiger Anstieg gelingen kann, insbesondere wenn der Krieg endet und sich das Chaos bei den Rohstoffpreisen ordnet.