Die Zeit der Schnäppchenjäger?
Nervöse Märkte: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche
überwiegend schwächer geschlossen. Die Stimmung der Anleger blieb in Folge der Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen verhalten bis pessimistisch. Hierzu trugen auch neue Wirtschaftsdaten wie das
Ifo-Geschäftsklima oder die Verbraucherpreise in Deutschland bei. Zwar waren zwischenzeitliche Aufwärtsbewegungen zu verzeichnen, die zu einem guten Teil auf die Käufe von „Schnäppchenjägern“
zurückzuführen waren, die vorangegangene Kurseinbrüche zum Einstieg nutzten. Allerdings verpufften solche Erholungstendenzen meist nach kurzer Zeit. Auch ein versöhnlicher Wochenausklang mit teils
deutlichen Gewinnen, der vor allem positiven Impulsen von der Wall Street geschuldet war, vermochte bei den meisten Indizes die negative Wochenbilanz nicht zu verhindern.Wir stellen den
Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
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TecDax konnte zulegen
Der Deutsche Aktienindex Dax, der zu Wochenmitte erstmals seit knapp zwei Jahren wieder unter
die Marke von 12.000 Zählern gesunken war, gab im Wochenvergleich 1,4 Prozent auf 12.114,36 Punkte ab. Der MDax reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 22.370,02 Zähler. Der TecDax verbesserte sich dagegen um 0,5 Prozent auf 2.670,82 Punkte. Nach den zuletzt teils erheblichen Kurseinbrüchen bei Technologiewerten nutzten etliche Anleger die
niedrigeren Kursniveaus zum Einstieg. Der m:access All-Share fiel um 5,5 Prozent auf
1.734,25 Zähler.
Zu den größten Kursverlierern im Dax zählten die Titel der Porsche
Holding und von Volkswagen mit Abschlägen von 17,7 beziehungsweise 10,3 Prozent
auf Wochensicht. Die Anleger reagierten nach dem Börsengang der Sportwagentochter Porsche am vergangenen Donnerstag mit Enttäuschung auf deren Kursentwicklung. SAP verzeichnete gegen den Trend einen Kursgewinn von 3,1 Prozent. Die Titel von Siemens Healthineers, die in der Vorwoche um 12,2 Prozent eingebrochen waren, erholten sich deutlich und kamen auf ein Wochenplus von 10,1 Prozent.
Der Börsengang der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG stand im Zentrum der Börsenwoche,die Börsenwelt stand sozusagen Kopf, zog allerdings die Kurse der Porsche Holding und der Volkswagen-Mutter
nach unten. Das Bild stammt aus dem sehenswerten Porsche-Museum in Zuffenhausen, der Porsche steht dort tatsächlich Kopf!
Anleihen: Kurse haben auf Wochensicht nachgegeben
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche geschwankt, unter dem Strich aber weiter nachgegeben. Die Erwartung weiterer Zinssteigerungen angesichts der sehr hohen
Inflationsraten belastete die Notierung der Bundespapiere. Zwischenzeitlich sorgte allerdings die Ankündigung der Bank of England, aufgrund von Marktstörungen bis Mitte Oktober langlaufende
britische Staatsanleihen kaufen zu wollen, für Auftrieb. Marktteilnehmer hofften auf eine Abkehr vom Kurs der gelpolitischen Straffung. Die
Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe, die im Wochenverlauf mit 2,35 Prozent ihren höchsten Stand seit elf Jahren markiert hatte, zog im Wochenvergleich von 2,02 auf 2,10
Prozent an. Die Umlaufrendite stieg von 1,91 auf 2,01 Prozent. Zu Beginn dieser Woche legten die Kurse nach schwach ausgefallenen Konjunkturdaten deutlich zu, die Rendite der zehnjährigen
Staatsanleihen sank auf 1,92 Prozent.
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US-Börsen weiterhin mit Verlusten
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut Verluste verbucht. Die Sorge vor weiteren Zinsschritten zur Inflationsbekämpfung und deren möglichen negativen Auswirkungen auf die
Wirtschaft ließ viele Anleger Abstand von den Dividendenpapieren nehmen. Der Dow-Jones-Index verlor im Wochenvergleich 2,9 Prozent auf 28.725,51 Punkte und verzeichnete erstmals seit 2015 drei Quartalsverluste in Folge. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel ebenfalls um 2,9 Prozent auf 3.585,62 Zähler. Der von Technologiewerten
dominierte Nasdaq-100-Index gab um 3,0 Prozent auf 10.971,22 Punkte nach.
Ausblick: Börsenwoche startet positiv
Zu Beginn der aktuellen Woche haben die deutschen Aktienbörsen überwiegend spürbar zugelegt. Von den oben genannten Indizes wies lediglich der m:access All-Share einen Rückgang um 0,6 Prozent
auf, die übrigen verzeichneten Steigerungen von 0,8 bis 1,7 Prozent. Noch deutlicher ging es in den USA nach oben, hier standen Index-Gewinne von 1,5 bis 2,2 Prozent an den Anzeigetafeln. Etliche
Anleger setzten nach den Verlusten im bisherigen Jahresverlauf auf eine Erholung im an den Börsen traditionell starken vierten Quartal, zudem griffen Schnäppchenjäger zu. Unterstützung kam
paradoxerweise auch von schwächer als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten, da Marktteilnehmer diese als Argument für eine weniger starke Straffung der Geldpolitik werteten.Ob die gute
Stimmung im weiteren Wochenverlauf anhält, bleibt abzuwarten. Denn auch wenn der Blick auf die Statistik und Hoffnungen in Bezug auf die Geldpolitik hier Argumente liefern, bleiben doch die
insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen der vergangenen Wochen erhalten.
Interessante Konjunkturdaten
Neben Nachrichten zu den geopolitischen Einflussfaktoren könnten in den kommenden Tagen Konjunkturdaten eine wichtige Rolle spielen. Hier stehen unter anderem Einkaufsmanagerindizes von dies-
wie jenseits des Atlantiks auf der Agenda. Die größte Aufmerksamkeit dürften allerdings die US-Arbeitsmarktdaten erhalten. Diese stehen sowohl wegen ihrer Aussagekraft zum Zustand der
US-Wirtschaft als auch in Hinblick auf die mögliche Wirkung auf die US-Notenbank im Fokus.
Dienstag, 04.10.: Erzeugerpreise in der Eurozone; Werkaufträge in den USA
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