Egbert Prior
Lufthansa profitiert von der neuen Reiselust
Die Reiselust in den Sommermonaten und im Herbst erwies sich als ungebrochen.
Zuletzt empfahlen wir die Kranich-Aktie am 28. Oktober 2022 beim Kurs von 6,78 Euro. Inzwischen ist die Notiz bis auf 9,60 Euro geklettert. Doch nach den Corona-Entbehrungen rollte in den Sommerferien eine große Reisewelle über die Branche hinweg, so daß Lufthansa-Kapitän Carsten Spohr nunmehr einen Gewinn von über 500 Millionen in Aussicht stellte. Die Vorhersage wurde im Oktober auf mehr als 1 Milliarde Euro verdoppelt. Im Dezember sogar noch einmal auf 1,5 Milliarden hochgeschraubt.
Auch im Herbst erwies sich die Reiselust als ungebrochen. Bei Licht betrachtet, stellt man fest, daß es hauptsächlich das Frachtgeschäft – Lufthansa Cargo – ist, das zu den Profiten beitrug, per Ende September waren es 1,3 Milliarden. Die Frachtsparte steuert auf ein Rekordergebnis hin, schon 2021 mitten in der Pandemie flog Lufthansa Cargo einen Rekordgewinn ein. Auch das Segment Lufthansa Technik verdient so viel wie noch nie. Das paßt zu dem geplanten Teilverkauf oder IPO. Die Lufthanseaten möchten sich von einem 25prozentigen Anteil trennen und damit eine Milliarde oder mehr einspielen.
Lufthansa mit ihren Töchtern Swiss, Brussells und Austrian Airlines sowie Eurowings haben noch viel Luft nach oben. Zusammengenommen flogen Lufthansa und ihre Airlines-Töchter noch einen Verlust ein. Der Staat, der Lufthansa während der Pandemie unter die Arme griff, ist inzwischen wieder komplett raus. Kein schlechtes Geschäft: Der Bund erlöste insgesamt rund 1 Milliarde Euro, während der Einstieg lediglich etwa 300 Millionen kostete.
Alle Restriktionen sind aufgehoben, so daß die Hamburger in Zukunft auch wieder eine Dividende bezahlen können. Größter Anteilseigner ist der Hamburger Spediteur Klaus-Michael Kühne. Im Moment ist Spohr dabei, sich eine weitere Tochter anzulachen. Dabei handelt es sich um die italienische Staatsairline Alitalia, die in den vergangenen Jahrzehnten zig Milliarden von Verlusten zusammenflog.
Die Airline leidet chronisch an Mißmanagement. Lufthansa möchte ITA, wie die italienische Fluglinie inzwischen firmiert, neu aufstellen, den Marktanteil in Italien ausbauen und vor allem die Internationalisierung vorantreiben. Der italienische Markt ist strategisch günstig als beliebtes Tor zu Europa von Italien-Reisenden. Fürs Erste streben die Hanseaten eine Minderheitsbeteiligung an zum Preis zwischen 200 und 300 Millionen, was ein Schnäppchen wäre. Immerhin hätten die Hamburger dafür Zugriff auf eine Flugzeugflotte von 70 Maschinen.
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Denn kaum laufen die Geschäfte besser, macht sich eine Knappheit an Fliegern bemerkbar, die aufgrund von Engpässen in der Industrie nicht schnell beseitigt werden können. In den letzten Monaten hielt die gute Buchungslage an. Börsenwert rund 12 Milliarden, das KGV 13. Fazit: Gehen Sie an Bord!