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     761  0 Kommentare Horrorvorstellung Künstliche Intelligenz

    Viele Dinge sind nahezu unendlich kompliziert und so verwinkelt, dass kein Außenstehender sie verstehen kann. Manchmal lassen sich die Grundlagen jedoch auf einen ganz einfachen Nenner bringen.

    Neulich habe ich irgendwo in einem Fernsehmagazin beiläufig mitbekommen, die Künstliche Intelligenz würde unser Leben in den nächsten fünf Jahren stärker verändern als alle technischen Veränderungen vorher.

     

    Und da gibt es ja eine ganze Menge, was hier zuletzt passiert ist, mit dem Internet, den Handys und allem was dazugehört, lauter Dinge, die alle im Vorhinein absolut unvorstellbar waren.

     

    In fünf Jahren soll also alles komplett anders sein. Leider kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das tatsächlich stimmt.

     

    An zwei Dinge denke ich dabei vor allem, an das Lied „Five Years“ von David Bowie („We've got five years, my brain hurts a lot, five years, that's all we've got“) sowie an meine eigene Doktorarbeit. (https://www.peterlang.com/document/1080125)

     

    Erstaunlicherweise berührt diese auch genau dieses Thema, ob es nämlich möglich sein könnte, dass der Mensch in einem mathematischen Modell etwas vorgibt, aus dem dann anschließend ohne das weitere Eingreifen des Menschen etwas Neues entstehen könnte. Denn genau das wäre ja Intelligenz.

     

    Im Grunde genommen sind die folgenden Überlegungen ziemlich simpel, obwohl der Gegenstand enorm kompliziert ist. Doch so ist das ja oft.

     

    Intelligenz ist für mich das, was zu neuen Kombinationen führt, was Dinge des Geistes anders zusammenfügt, als das vorher passiert ist. Das dabei entstehende Neue muss allerdings zwei Bedingungen erfüllen:

     

    (1) Das Neue darf nicht bereits vorher von den Wissenschaftler schon gedacht worden sein.

     

    (2) Das Neue muss den Bedingungen und der Verantwortlichkeit der menschlichen Vernunft unterworfen bleiben.

     

    Kann es nun unter diesen beiden Bedingungen so etwas wie eine künstliche Form der Intelligenz geben? Ich nehme die Lösung hier bereits vorweg: Es geht NICHT!

     

    Mein Gegenstand, an dem ich Ende der 1980er Jahre meine Überlegungen durchexerziert habe, waren ökonomische Modelle und die konkrete Thematik, warum diese bei Prognosen stets scheitern müssen.

     

    Der Grund dieses Scheitern liegt daran, dass die Wirtschaftssubjekte, die in formalen Modellen modelliert werden, keine Subjekte sind, die selbständig denken können, sondern Objekte, die gemäß vorgegeben Regeln handeln müssen.

     

    Letztlich verbirgt sich dahinter eine ganz natürlich Grenze unseres Erkenntnisapparates, nämlich dass einem erkennenden Subjekt alles, was es erkennen möchte, dafür stets zum Objekt werden muss.

     

    Oder anderes ausgedrückt: Ich kann nicht wissen, was andere wissen. Und schon gar nicht, was sie in Zukunft wissen, denken und entscheiden werden. Damit ist dann erst einmal Ende der Fahnenstange.

     

    Rein formal kann ich natürlich einen Lernmechanismus unterstellen, doch den muss ich dann ebenfalls vorgeben. Oder ich baue eine stochastische Komponente ein.

     

    Diese stochastische Komponente wird dann zwar im obigen Punkt (1) erfolgreich sein, denn so – und nur so – kann tatsächlich Neues entstehen, was vorher vom Forscher nicht vorgedacht worden ist.

     

    Damit gelange ich jedoch unweigerlich in Teufels Küche, dass nämlich nicht mehr sichergestellt ist, dass die Bedingung (2) erfüllt ist.

     

    So einfach ist die Geschichte. So einfach, aber auch so katastrophal.

     

    Aus diesem Grund habe ich denn auch vor der Künstlichen Intelligenz mehr Angst als vor einem neuen Weltkrieg und allen anderen schrecklichen Dingen, die es heute auf der Welt gibt.

     

    Nehmen wir nur Wladimir Putin. Er mag ein Schurke, ein Kriegsverbrecher und sonst noch alles sein. Doch er ist ein Mensch, und es existiert in ihm die gleiche Grenze, die sich in jedem Menschen befindet. Er kann sie zwar überschreiten, aber dann tut er das bewusst. Aus Versehen kann das nicht passieren.

     

    Doch wenn eine sogenannte Künstliche Intelligenz auf eine Lösung kommt, die allem widerspricht, was wir vorher gedacht und überlegt haben, und diese „Intelligenz“ zudem auch noch die Kompetenz besitzt, die eigene Lösung auszuführen, dann: GUTE NACHT!

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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