Rutscht die Wirtschaft im zweiten Halbjahr in eine Rezession? - Seite 2
DAX erhält einen Dämpfer, weil deutsche Wirtschaft nur stagniert
Einen deutlichen Dämpfer hat der DAX gestern erhalten. Er machte sich am Morgen zunächst wieder in Richtung Norden auf und erreichte sogar ein neues Trendhoch, wenn auch nur im Nachkommabereich. Doch er prallte bei rund 15.900 Punkten wieder am oberen Ende der Seitwärtsspanne ab, die nun schon seit zwei Wochen Bestand hat. Und als um 10 Uhr die Daten zum deutschen BIP veröffentlicht wurden, rutschten die Kurse sogar auf ein Niveau, welches der deutsche Leitindex zuletzt am 13. April gesehen hat. Durch die folgende Erholung konnte ein bearisher Ausbruch aus der zweiwöchigen Seitwärtstendenz aber verhindert werden.
Grund für den Kursrutsch war, dass die deutsche Wirtschaft im Auftaktquartal 2023 lediglich stagnierte. Das war eine negative Überraschung, weil der Markt inzwischen eigentlich von einem leichten Wachstum (+0,3 %) ausgegangen war, nachdem er lange Zeit eine Winter-Rezession befürchtet hatte.
Diese ist laut den aktuellen Zahlen immerhin ausgeblieben. Wobei es zu beachten gilt, dass der Wert für das Schlussquartal 2022 von -0,4 auf -0,5 % nach unten revidiert wurde. Und das kann natürlich auch noch mit den Zahlen zum 1. Quartal 2023 passieren. Dann wäre Deutschland doch bereits in einer technischen Rezession, also in einer Phase von zwei negativen BIP-Quartalen in Folge.
Passt die Kursentwicklung des DAX zum BIP?
Würde dazu noch die starke Erholung des DAX passen? Zumal das BIP preis- und kalenderbereinigt im Vergleich zum Vorjahres Zeitraum sogar um 0,1 % gesunken ist.
Die Antwort lautet durchaus „Ja!“. Denn das deutsche BIP befindet sich in der Nähe seiner Höchststände, genau wie der DAX.
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Es fällt bei einem direkten Vergleich lediglich auf, dass der DAX oberhalb der Hochs von 2018 und 2020 notiert, das BIP allerdings Ende 2022 unter sein Hoch von 2019 zurückgefallen ist. Insofern könnte man argumentieren, dass es der DAX ein wenig übertrieben hat.
Dennoch halte ich das aktuelle Kursniveau durchaus für angemessen, wenn man das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zugrunde legt. Ich betrachte lediglich das Tempo, mit dem der Index auf dieses Niveau zurückgekehrt ist, mit Skepsis, weil er damit charttechnisch überkauft ist und dies einer Konsolidierung bedarf. Das weitere Kurspotential erscheint daher begrenzt, auch weil für den Rest des Jahres nicht von einer deutlichen Belebung des Wachstums ausgegangen wird. Die Bundesregierung rechnet aktuell für das Gesamtjahr 2023 mit einem moderaten BIP-Plus von 0,4 %.