0DTE-Optionen im Verdacht
Sind die verteufelten 0DTE-Optionen Schuld am gestrigen US-Crash?
Die US-Aktienmärkte haben am Mittwoch ihre höchsten Verluste seit mehreren Monaten verzeichnet. Einige Händler geben den in Verruf geratenen Zero-Day-Optionen die Schuld an dem Crash. Was ist das eigentlich?
- US-Aktienmärkte verzeichnen hohe Verluste seit Monaten.
- Zero-Day-Optionen werden für den Crash verantwortlich gemacht.
- Handel mit Zero-Day-Kontrakten nimmt explosionsartig zu.
Der heißeste und vielleicht auch umstrittenste Derivatehandel dieses Jahres stand ein letztes Mal im Jahr 2023 im Rampenlicht, als Marktbeobachter Zero-Day-Optionen als die Bösewichte hinter dem Einbruch der US-Aktien am Mittwoch identifizierten.
Da sich der S&P 500 Index laut Bloomberg im überkauften Bereich befand und die Umsätze durch die bevorstehenden Feiertage eingeschränkt waren, vermuteten Beobachter, dass ein hohes Volumen dieser Put-Optionen ausreichte, um den Markt zu seinem größten Verlust seit fast drei Monaten zu führen. Diese so genannten 0DTE-Optionen (Zero Days To Expiry) laufen innerhalb von 24 Stunden aus und zwingen die Market Maker auf der anderen Seite der Transaktionen dazu, ihr Risiko abzusichern, was wiederum den Markt nach unten drückt.
"Wir sind schon seit geraumer Zeit vorsichtig mit 0DTE-Optionen", erklärte Matthew Tym, Leiter Aktienderivate-Handel bei Cantor Fitzgerald, am späten Mittwoch. "Heute haben wir einen späten Ausverkauf erlebt, der unserer Meinung nach durch 0DTE-SPX-Optionen verursacht oder sicherlich noch verstärkt worden sein könnte. Das Marktumfeld war auf jeden Fall reif dafür."
Der Handel mit Zero-Day-Kontrakten hat in diesem Jahr explosionsartig zugenommen. Für institutionelle Anleger bieten diese Optionen eine Möglichkeit, kurzfristige Risiken abzusichern und Strategien zu verfolgen, die auf dem Ein- und Ausstieg aus Positionen basieren. Kleinanleger können so mit geringem Kapitaleinsatz große Wetten eingehen, die sich schnell auszahlen können – oder auch nicht.
Experten wie Marko Kolanovic von JPMorgan haben davor gewarnt, dass die Popularität des Produkts die Gefahr größerer Schocks birgt. Auch der Hedgefonds-Manager Doug Kass hält es für möglich, dass es aufgrund der Optionen im nächsten Jahr zu einem Flash-Crash an den US-Börsen kommen könnte. Laut Cboe Global Markets gibt es allerdings kaum Beweise dafür, dass der Kauf und Verkauf von Derivaten den zugrunde liegenden Markt destabilisiert.
Rocky Fishman, Gründer des Derivate-Analyseunternehmens Asym 500, wies darauf hin, dass das tägliche 0DTE-Volumen mit 900 Milliarden US-Dollar das höchste seit Anfang Oktober gewesen sei, was angesichts des Mangels an spezifischen Wirtschaftsnachrichten im Laufe des Tages bemerkenswert sei. "Die erhöhten Volumina könnten zum Ausverkauf beigetragen haben, wenn es sich bei der zusätzlichen Aktivität um direktionale Optionskäufe handelte", so Fishman.
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Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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