Rückenwind für den Rebound?
Ausgabenrekord zum Neujahrsfest: Startschuss für die China-Rallye?
Ungeachtet der anhaltenden Wachstumskrise in China zeigten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts des Neujahresfestes in Spendierlaune: Die Konsumausgaben sind auf das Niveau vor Corona zurückgekehrt.
- Konsumausgaben in China auf Niveau vor Corona
- Hohe Nachfrage nach Inlandsreisen und Tourismus
- Hoffnungsschimmer durch starke Konsumausgaben
Das war angesichts der anhaltenden Wachstumskrise und der wiederholt schwachen Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte nicht zu erwarten: Chinesische Konsumenten zeigten sich zum traditionellen Neujahrsfest in der vergangenen Woche spendierfreudig – und gaben insgesamt so viel Geld aus, wie seit dem Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr.
Hohe Nachfrage nach Inlandsreisen
Die Zahl der Inlandsreisen kletterte gegenüber dem Vorjahr um 34,3 Prozent auf 474 Millionen. Noch stärker stiegen mit einem Plus von 47,3 Prozent die Tourismusausgaben. Insgesamt gaben chinesische Reisende umgerechnet rund 185 US-Dollar für ihre Unternehmungen aus und damit rund acht Prozent mehr als noch im Vorjahr. Vor allem die Aktie des aus China stammenden Reisevermittlers Trip.com könnte ein Nutznießer des erfreulichen Trends sein.
Auch die Glücksspieloase und ehemalige portugiesische Kolonie Macau stand hoch im Kurs. Allein zum Auftakt der eine Woche andauernden Neujahrsfeierlichkeiten verzeichnete die Casino-Stadt am vergangenen Montag 217.000 Touristen – und damit den höchsten Stand seit 2019. Hiervon könnten am Dienstag US-Casinobetreiber wie Wynn Resorts, Las Vegas Sands und MGM Resorts profitieren, die hier mit entsprechenden Hotelresorts vertreten sind.
Warten auf Daten aus dem Einzelhandel
Gefragt waren laut der staatlichen Filmbehörde auch Kinobesuche. Insgesamt acht Milliarden Yuan, umgerechnet etwa 1,1 Milliarden US-Dollar, sollen chinesische Filmtheater in der vergangenen Neujahrswoche erlöst haben. Mit einem China-Geschäft ist in der Volksrepublik auch IMAX vertreten.
Aus dem Einzelhandel, sowohl stationär als auch online, sind bislang noch keine Daten bekannt. Ist der Trend hier aber ein vergleichbarer gewesen, könnten Volkswirte die Konsumfreude der chinesischen Verbraucherinnen und Verbraucher und damit auch das für dieses Jahr zu erwartende Wachstum der chinesischen Wirtschaft unterschätzt haben.
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Profiteure einer höheren Inlandsnachfrage dürften vor allem Alibaba und JD.com sein. PDD (ehemals Pinduoduo) wächst zwar auch in China stark, hat inzwischen aber vor allem das internationale Ausland für seine Expansion im Blick.
Zurückhaltung vor dem Leitzinsentscheid
Während der festlandchinesische Gesamtmarktindex CSI 300 am Montag um rund 1,2 Prozent zulegen konnte, zeigte sich der Hang-Seng-Index, in dem Börsenschwergewichte wie Alibaba, Baidu, NetEase und Tencent notiert sind, unbeeindruckt und legte mit Verlusten in Höhe von 1,1 Prozent den Rückwärtsgang ein.
Während Versorger und Rohstofftitel gefragt waren, sortierten Anleger Aktien der übrigen Branchen aus ihren Depots aus. Zu den Verkäufern chinesischer Basiswerte gehört laut der US-Investmentbank Goldman Sachs eine Anlegergruppe inzwischen nicht mehr: Hedgefonds, im vergangenen Jahr noch mit die größten Verkäufer auf dem chinesischen Markt, seien im Januar Nettokäufer gewesen.
Ein möglicher Grund für die Zurückhaltung am Markt in Hongkong könnte zum Wochenauftakt der morgen anstehende Leitzinsentscheid der chinesischen Notenbank gewesen sein. Es wird erwartet, dass die Zentralbank ihre langfristige Rate von 4,2 auf 4,1 Prozent senkt, den Hauptzinssatz aber bei 3,45 Prozent belassen wird. Diesen hatte Peking zuletzt im August von zuvor 3,55 Prozent gesenkt.
Fazit: Ein erster Hoffnungsschimmer
Die chinesischen Verbraucher erwachen zum Neujahrsfest aus ihrem Dornröschenschlaf und melden sich ungeachtet der anhaltenden Wachstumskrise mit starken Reise-, Tourismus- und Konsumausgaben zurück. Die kehren nach ersten Einschätzungen auf das Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie zurück und sorgen so für einen Hoffnungsschimmer.
Dass dieser zum Start in die neue Handelswoche noch nicht so richtig zünden und für eine Wiederbelebung des Marktes für chinesische Aktien sorgen konnte, dürfte vor allem des morgen anstehenden Leitzinsentscheides geschuldet sein.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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