Verfallstags-Nachlese und Übertreibung - Seite 3
Und das offensichtlichste Zeichen für eine Übertreibung ist natürlich das typische „Buy on dip“-Verhalten, dass wir erst in der Vorwoche wieder bestaunen durfte, das uns aber schon seit Wochen begleitet (und hier in der Börse-Intern bereits mehrfach thematisiert wurde).
Eine Warnung vor zu frühem Ausstieg bei einer Übertreibung
Ich warne jedoch davor, solchen Übertreibungssignalen zu frühzeitig zu folgen, denn bekanntlich halten Übertreibungen länger an, als man glauben mag.
In meinem Archiv hüte ich dazu zwei Artikel als warnende Beispiele: Der erste ist von 2004 und beschreibt detailliert die Gefahren der „Wertpapiere“ – CDOs genannt – die 3 bzw. 4 Jahre später erst die Immobilien- und dann die Finanzkrise auslösten. Noch früher gewarnt wurde in einem Artikel von 2009 vor der Immobilienblase in China. Sie ist erst 2021, also nach 12 Jahren, mit dem (schrittweisen) Zusammenbruch von Evergrande richtig ausgebrochen.
Es ist also keine gute Idee, schlauer sein zu wollen als der Markt und gleich den ersten Hinweisen zu folgen. Denn solche Hinweise sehen wir seit Längerem. Bereits im vergangenen Jahr wurde in den Stockstreet-Börsenbriefen, aber auch hier in der Börse-Intern mehrfach die Übertreibung thematisiert, die sich immer deutlicher abzeichnet.
Völlig verrückt – oder nicht?
Trotzdem habe ich im November 2023 für das Musterdepot des Geldanlage-Briefs einen Nasdaq100-ETF gekauft – mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Übertreibung. Und das, obwohl zugleich eine Einzelaktie aus dem Tech-Sektor, die ich bereits im April 2023 gekauft hatte, zu diesem Zeitpunkt knapp im Minus lag!
Inzwischen liegt der Nasdaq100-ETF mit 18,1 %, die Tech-Aktie mit 40,1 % (!) im Plus. Und momentan sehe ich noch keinen Anlass, an beiden Positionen zu rühren. (Wenn Sie mich jetzt für verrückt halten und aufhören wollen zu lesen: Tun Sie es nicht – ich komme auf diesen „Unsinn“ gleich noch zurück!)
Schauen wir doch erst einmal, welche Woche der vergangen 16 diejenige war, in denen der S&P 500 sein Minus einfuhr: Es war die erste Woche des neuen Jahres!
Das wäre viel zu früh gewesen!
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Erinnern Sie sich noch? Was wurden damals nicht alles für Teufel an die Börsenwände gemalt! Das Stichwort lautete: „Januar-Effekt“. Wer sich davon ins Bockshorn jagen ließ, schaut womöglich jetzt noch den Kursen hinterher, denn das „Buy on dip“-Phänomen hat dafür gesorgt, dass es faktisch keine nachträglichen Einstiegsgelegenheiten mehr gab.