Der Devisenmarkt wirkt deutlich sensibler als der Aktienmarkt - Seite 2
Yuan: Der Devisenmarkt reagiert deutlicher auf die Zinsentscheidung
Am Devisenmarkt hatte die Entscheidung der chinesischen Zentralbank derweil gestern größere Auswirkungen. Die chinesische Währung fiel nach der LPR-Ankündigung auf den tiefsten Stand seit dem 20. November, konnte ihre Verluste jedoch anschließend reduzieren, weil Chinas große Staatsbanken Dollars gegen Yuan verkauft haben, wie Medien berichten.
Lohnwachstum der Eurozone lässt nach
Ähnliche Entwicklungen ließen sich gestern auch in Europa beobachten. Und damit komme ich zur zweiten relevanten Information:
Die größte Sorge der Europäischen Zentralbank (EZB) im Hinblick auf den Kampf gegen die immer noch zu hohe Inflation ist derzeit das Lohnwachstum, wie unter anderem EZB-Präsidentin Christine Lagarde in jüngsten Reden immer wieder betont hat (siehe auch „Die EZB verweigert der schwächelnden Wirtschaft Hilfe“). Daher dürfte die Notenbank mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen, dass sich das Lohnwachstum nicht mehr beschleunigt hat. Stattdessen ist das Wachstum der Tariflöhne in der Eurozone im 4. Quartal 2023 von 4,7 % auf 4,5 % zurückgegangen.
Bislang waren die Löhne recht stark gestiegen, um die erhöhte Inflation auszugleichen. Steigende Löhne können allerdings zu mehr Konsum und somit durch die höhere Nachfrage zu einem Anstieg der Preise führen. Doch angesichts der aktuellen Lohndaten zum 4. Quartal 2023 und des nachlassenden Inflationsdrucks kann man davon ausgehen, dass das Tariflohnwachstum auch im Verlaufe des Jahres 2024 nachlassen wird.
Noch nicht ausreichend für erste Zinssenkungen
Der Rückschritt von 0,2 Prozentpunkten Ende 2023 ist aber noch zu klein, um die Tür für eine Zinssenkung der EZB zu öffnen. Vielmehr dürfte es dabei bleiben, dass die Notenbank die Daten für das 1. Quartal 2024 abwartet. Diese werden im April bekannt sein. Und dann kann die EZB über einen ersten Zinsschritt im Juni entscheiden und informieren.
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Die EZB dürfte auch deshalb vorsichtig vorgehen, weil das aktuelle nominale Lohnwachstum (+4,5 % im 3. Quartal 2023) abzüglich der bereits deutlich gesunkenen Inflation (+2,9 % im Dezember) auch zu einem realen Lohnwachstum führt. Die Menschen haben also abzüglich Inflation mehr in der Lohntüte. Und vor allem diese höhere Kaufkraft kann zu höherem Konsum führen, was das Erreichen des Inflationsziels von 2 % erschweren würde. Insofern muss die EZB über viele Monate hinweg beobachten, wie sich die Inflation und die Löhne weiterentwickeln und wie sich die Geldpolitik (bei zukünftig sinkenden) Leitzinsen auf die Wirtschaft auswirkt.