Nach globalem Crash
Wall Street: "Nicht den Exit-Button drücken" – War es eine Markt-Überreaktion!?
Der Crash vom Freitag hat sich am Montag auf der ganzen Welt fortgesetzt. Anleger befürchten, dass die USA angesichts schwächerer Wirtschaftsdaten auf eine Rezession zusteuern könnten. Nun äußert sich die Wall Street.
- Weltweiter Marktcrash setzt sich fort, Rezessionsängste steigen.
- Fed muss Zinsen senken, sagt Finanzprofessor Siegel.
- Anleger sollten Ruhe bewahren, Panik ist keine Lösung.
- Report: Drei potenzielle Vervielfacher aus Osteuropa
Jeremy Siegel, Professor für Finanzen an der Wharton University, sagte am Montag in der "Squawk Box" von CNBC, dass die US-Notenbank nach der Veröffentlichung enttäuschender Wirtschaftsdaten und dem weltweiten Ausverkauf der Märkte die Zinsen zweimal um 75 Basispunkte senken müsse. Siegel betonte, dass die US-Notenbank nun sowohl ihre Beschäftigungs- als auch ihre Inflationsziele "übererfüllt" habe. Andererseits habe die Fed ihren Leitzins nicht verändert, was "absolut keinen Sinn macht", fügte Siegel hinzu. Der Professor glaubt, dass der Markt es zu diesem Zeitpunkt "so viel besser weiß als die Fed".
″[Die Fed] muss reagieren. Wenn sie auf dem Weg nach unten genauso langsam sind wie auf dem Weg nach oben – was übrigens der schlimmste geldpolitische Fehler der letzten 50 Jahre war – dann steht uns keine gute Zeit mit dieser Wirtschaft bevor."
Tom Lee von Fundstrat Global Advisors ist der Meinung, dass Anleger angesichts des sich abzeichnenden weltweiten Ausverkaufs den Cboe Volatility Index (VIX) genau im Auge behalten sollten. Demnach könnte sich der Markt nach Ansicht von Lee schnell wieder erholen, sobald das derzeitige hohe Volatilitätsniveau sinkt.
"Wir wissen, dass die Märkte nervös sind und sich erst einmal erholen müssen. Aber es ist noch kein schlechter Zeitpunkt, um zu denken, dass es auf der anderen Seite eine große Chance gibt, denn sobald sich der VIX zu beruhigen beginnt und die Märkte bereits korrigiert haben, wissen wir, dass es eine Chance gibt", so Lee.
Die von HSBC zusammengestellten Daten zeigen, dass Ausverkäufe beim S&P 500 in der Regel einen Monat dauern, wobei der Referenzindex im Durchschnitt zehn Prozent verliert. Sicherlich könnte dies "eine Gelegenheit sein, das Risikoengagement zu erhöhen, zumindest taktisch – aber noch nicht", so die Strategen um Duncan Toms.
Dan Ives, Tech-Analyst bei Wedbush, räumte ein, dass sich die Märkte in einer "Panikphase" befinden, vor allem, da der Technologiesektor einen Schlag einstecken muss. "Dennoch ist es unserer Meinung nach nicht an der Zeit, in Panik zu verfallen. Es ist nicht die Zeit, den Exit Button zu drücken."
"Einiges davon ist Panik, nachdem wir so ruhig waren. Plötzlich sind wir in Panik geraten, und Panik ist nie eine kluge Anlagestrategie", sagt auch Victoria Greene, Gründungspartnerin und Chief Investment Officer bei G Squared Private Wealth, am Montag gegenüber CNBC. "Atmen Sie tief durch. Es ist wahrscheinlich nicht das Ende der Welt."
John Stoltzfus von Oppenheimer sagt ebenfalls, Anleger sollten einen kühlen Kopf bewahren. "Der Ausverkauf, der stattgefunden hat, sah für uns aus wie eine Mischung aus Bären, nervösen Anlegern und kurzfristigen Händlern, die in der Reaktion auf die Arbeitsmarktzahlen ebenfalls einen Katalysator fanden, um ohne FOMO (Angst, etwas zu verpassen) Gewinne mitzunehmen", schrieb der Chefanlagestratege des Unternehmens.
"Angesichts der inhärenten Volatilität der monatlichen Arbeitsmarktzahlen, die in der Vergangenheit mal besser und mal schlechter ausfielen, halten wir es für das Beste, jetzt keine voreiligen Schlüsse zu ziehen", fügte er hinzu.
"Die Fed bekämpft ein Gespenst"
Angesichts des anhaltenden weltweiten Ausverkaufs an den Märkten könnte die US-Notenbank wenig Handlungsspielraum haben, warnt der Investor Cole Smead am Montag.
"Die Fed versucht in mancher Hinsicht, ein Gespenst zu bekämpfen. Das Gespenst ist ein massives Defizit an Bundesausgaben, sieben Prozent des US-BIP, und es ist sehr schwer, einem Problem wie diesem entgegenzuwirken, das man nicht selbst geschaffen hat."
Und weiter: "Ich denke, Jay Powell tut alles, was er kann, um dieses Problem zu verstehen und ihm mit Geldpolitik entgegenzuwirken. Aber es ist ein fiskalisches Problem, und dieses fiskalische Problem wird nicht enden."
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
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