Berliner Morgenpost
EZB muss wachsam bleiben / ein Kommentar von Tobias Kisling
Berlin (ots) - Überraschend kommt der Schritt nicht. Die Europäische Zentralbank
(EZB) senkt den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte. Angesichts der hierzulande
schwächelnden Wirtschaft hatten Firmen und einige Ökonomen auf einen höheren
Zinsschritt gehofft. Klar ist aber: Es ist die oberste Aufgabe der EZB,
Preisstabilität im Euroraum zu garantieren. Die Hoffnung auf einen schnellen
konjunkturellen Aufschwung muss für sie zweitrangig sein.
Zuletzt besserte sich die Lage. Die Inflation näherte sich im Euroraum im August
mit 2,2 Prozent bereits der Zielmarke von 2 Prozent an. In Deutschland lag die
Teuerungsrate sogar nur noch bei 1,9 Prozent. Das sind gute Nachrichten. Für
völlige Entwarnung ist es aber noch zu früh. Die Kerninflation, bei der
besonders schwankungsintensive Güter aus dem Warenkorb herausgerechnet werden,
hält sich relativ hartnäckig knapp unter 3 Prozent und damit oberhalb der
Zielmarke. Eine erneute Fehleinschätzung wie nach Beginn des Ukraine-Kriegs und
der darauf folgenden Energiekrise darf sich die EZB nicht mehr leisten. Damals
hob sie zu spät und zu langsam die Zinsen an, die Inflation geriet aus dem
Ruder. Die Folgen spüren Verbraucher bis heute im Portemonnaie.
(EZB) senkt den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte. Angesichts der hierzulande
schwächelnden Wirtschaft hatten Firmen und einige Ökonomen auf einen höheren
Zinsschritt gehofft. Klar ist aber: Es ist die oberste Aufgabe der EZB,
Preisstabilität im Euroraum zu garantieren. Die Hoffnung auf einen schnellen
konjunkturellen Aufschwung muss für sie zweitrangig sein.
Zuletzt besserte sich die Lage. Die Inflation näherte sich im Euroraum im August
mit 2,2 Prozent bereits der Zielmarke von 2 Prozent an. In Deutschland lag die
Teuerungsrate sogar nur noch bei 1,9 Prozent. Das sind gute Nachrichten. Für
völlige Entwarnung ist es aber noch zu früh. Die Kerninflation, bei der
besonders schwankungsintensive Güter aus dem Warenkorb herausgerechnet werden,
hält sich relativ hartnäckig knapp unter 3 Prozent und damit oberhalb der
Zielmarke. Eine erneute Fehleinschätzung wie nach Beginn des Ukraine-Kriegs und
der darauf folgenden Energiekrise darf sich die EZB nicht mehr leisten. Damals
hob sie zu spät und zu langsam die Zinsen an, die Inflation geriet aus dem
Ruder. Die Folgen spüren Verbraucher bis heute im Portemonnaie.
Die EZB ist gut beraten, sich nicht zurückzulehnen und Vorsicht walten zu
lassen. Natürlich würden der deutschen Wirtschaft niedrigere Zinsen helfen. Aber
auch hier gilt: Die hiesigen Probleme hängen nicht nur mit der Geldpolitik der
Frankfurter Notenbanker zusammen, sie sind zu großen Teilen hausgemacht. Und
auch wenn es sich um Europas größte Volkswirtschaft handelt, kann die EZB darauf
nur bedingt Rücksicht nehmen. Mit dem jetzigen Schritt ist es noch nicht getan.
Die EZB wird in den kommenden Monaten die Zinsen weiter senken. Für Sparerinnen
und Sparer heißt das: Sie sollten aktiv werden, um auch nach Abzug der
Inflationsrate noch eine reale Rendite zu erhalten und ihr Erspartes für sich
arbeiten zu lassen.
Dass es mehr als zwei Jahre nach der ersten Zinsanhebung immer noch zahlreiche
Banken in Deutschland gibt - meist Sparkassen und Genossenschaftsbanken -, die
gar keine Zinsen zahlen, ist schlicht eine Frechheit. Zumal es besonders häufig
diejenigen trifft, die seit Jahrzehnten ihrer Hausbank treu sind, ihrem
Bankberater vertrauen und ein äußerst positives Verhältnis zu ihrem Geldinstitut
vor Ort haben. Oft gehen somit Menschen, die nicht digitalaffin sind, um eine
schnelle Kontoeröffnung online vorzunehmen, oder die sich vor der Beschäftigung
mit dem Thema Geldanlage scheuen, leer aus.
Aber auch wenn die Zinsen nun wieder sinken: Eine Nullzinspolitik sollten sich
Sparerinnen und Sparer derzeit von keiner Bank gefallen lassen. Natürlich gibt
es oft gute Gründe, warum man seiner Hausbank nicht den Rücken kehren möchte.
Das muss man auch nicht. Viele Banken bieten beispielsweise kostenfreie
Tagesgeldkonten an, ohne dass ein Girokonto nötig ist. Hier kann der Wechsel
lohnen, ohne dass man das Konto bei der bisherigen Hausbank auflöst.
Hinzu kommt: Nie war es so einfach, Geld breit gestreut und ohne große Gebühren
am Aktienmarkt zu investieren. Wer Zeit mitbringt und auch Rückschläge aushalten
kann, der kann beispielsweise mit ETF-Sparplänen auf eine langfristige Rendite
hoffen, die deutlich über der Teuerungsrate liegt. Je tiefer die Zinsen sinken,
desto eher sollten Sparer, die in den vergangenen Monaten ihr Erspartes auf dem
Tagesgeldkonto geparkt haben, über eine Diversifikation nachdenken.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/53614/5863541
OTS: BERLINER MORGENPOST
lassen. Natürlich würden der deutschen Wirtschaft niedrigere Zinsen helfen. Aber
auch hier gilt: Die hiesigen Probleme hängen nicht nur mit der Geldpolitik der
Frankfurter Notenbanker zusammen, sie sind zu großen Teilen hausgemacht. Und
auch wenn es sich um Europas größte Volkswirtschaft handelt, kann die EZB darauf
nur bedingt Rücksicht nehmen. Mit dem jetzigen Schritt ist es noch nicht getan.
Die EZB wird in den kommenden Monaten die Zinsen weiter senken. Für Sparerinnen
und Sparer heißt das: Sie sollten aktiv werden, um auch nach Abzug der
Inflationsrate noch eine reale Rendite zu erhalten und ihr Erspartes für sich
arbeiten zu lassen.
Dass es mehr als zwei Jahre nach der ersten Zinsanhebung immer noch zahlreiche
Banken in Deutschland gibt - meist Sparkassen und Genossenschaftsbanken -, die
gar keine Zinsen zahlen, ist schlicht eine Frechheit. Zumal es besonders häufig
diejenigen trifft, die seit Jahrzehnten ihrer Hausbank treu sind, ihrem
Bankberater vertrauen und ein äußerst positives Verhältnis zu ihrem Geldinstitut
vor Ort haben. Oft gehen somit Menschen, die nicht digitalaffin sind, um eine
schnelle Kontoeröffnung online vorzunehmen, oder die sich vor der Beschäftigung
mit dem Thema Geldanlage scheuen, leer aus.
Aber auch wenn die Zinsen nun wieder sinken: Eine Nullzinspolitik sollten sich
Sparerinnen und Sparer derzeit von keiner Bank gefallen lassen. Natürlich gibt
es oft gute Gründe, warum man seiner Hausbank nicht den Rücken kehren möchte.
Das muss man auch nicht. Viele Banken bieten beispielsweise kostenfreie
Tagesgeldkonten an, ohne dass ein Girokonto nötig ist. Hier kann der Wechsel
lohnen, ohne dass man das Konto bei der bisherigen Hausbank auflöst.
Hinzu kommt: Nie war es so einfach, Geld breit gestreut und ohne große Gebühren
am Aktienmarkt zu investieren. Wer Zeit mitbringt und auch Rückschläge aushalten
kann, der kann beispielsweise mit ETF-Sparplänen auf eine langfristige Rendite
hoffen, die deutlich über der Teuerungsrate liegt. Je tiefer die Zinsen sinken,
desto eher sollten Sparer, die in den vergangenen Monaten ihr Erspartes auf dem
Tagesgeldkonto geparkt haben, über eine Diversifikation nachdenken.
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