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    Wochenausblick  2220  3 Kommentare
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    EURUSD + Dax

     

    Euro-Dollar:

    Nun sind de Griechenland-Wahlen gelaufen – und erstaunlicherweise steht die Welt immer noch. Der Sieg der etablierten Parteien, und damit der Mitverursacher der Malaise, hat nur kurz für Euphorie in Euro-Dollar gesorgt – bis 1,2750 reichte die Kraft, damit noch ein gutes Stück vom nächsten Widerstand bei 1,2820 entfernt.
    Nun kann also die kollektive Insolvenzverschleppung erst einmal weiter gehen – wenn zügig eine Koalition zustande kommt (wir rechnen jedoch noch mit einigen Querschlägern im Vorfeld). Also weiter ein Schrecken ohne Ende statt ein Ende mit Schrecken – wenn etwa die linksradikale Syriza gewonnen hätte. Kurzfristig ist das gut für die Märkte, mittelfristig jedoch eher negativ.
    Der Fokus aber richtet sich ohnehin immer mehr auf das ökonomisch ungleich bedeutendere Spanien, dessen Renditen für zehnjährige Anleihen just heute vormittag auf ein neues Hoch (seit Euro-Einführung) über die magische Marke von 7% gestiegen ist. Neben den Unklarheiten, wie der „bailout“ der spanischen Banken nun gestaltet wird (über EFSF oder ESM) bleibt die Grundsatzfrage, wann Spanien als Ganzes unter den Rettungsschirm muß. Wobei die Frage nicht ist, ob das passiert, sondern nur wann.
    Und dann eben auch Italien. Das Land ist wieder zurück in der Stagnation, Regierungschef Monti ausgebremst – da ist es fast negativ, dass der Fokus auf die Griechenland-Wahl nun vorbei ist und die fundamentalen Probleme der großen Peripherieländer wieder in den Mittelpunkt rücken.
    Deutschland, so die Forderung, muß die Haftung übernehmen – und wird es wohl auch, bevor der Stecker aus dem Finanzsystem gezogen wird (wahrscheinlich von der Nachfolgerregierung Merkels). Viele sehen in den Forderungen nach deutscher Haftungsübernahme eine gezielte angelsächsische Strategie zur Schwächung Europas bzw. Deutschlands. Das erinnert, vorsichtig formuliert, an die Mentalität bei Ausbruch des 1.Weltkriegs, als man sich in Deutschland ebenso von lauter Feinden umzingelt wähnte. Faktisch geht es um eine andere Philosophie, die auf anderen Erfahrungen basiert – nämlich eher eine auf deflationäre Gefahren fokussierte Geld-Politik. Daher die immer wiederkehrende Forderung nach Gelddrucken – eben weil man kurzfristig damit gute Erfahrung gemacht hat. Daß das mittelfristig wenig nutzt, sieht man derzeit sehr gut in den USA: bis auf eine kurze Scheinblüte haben die Aktionen der Fed praktisch nichts gebracht. Es wird noch etwas dauern, bis diese Lehre auch wirklich verstanden wird.
    Zurück zu Euro-Dollar: die Schwäche nach der kurzen Euphorie sollte zu Denken geben. Die Gemeinschaftswährung muß möglichst schnell wieder über die gebrochene Unterstützung bei 1,2670, sonst droht ein schneller Abverkauf in Richtung 1,2430. Wir erwarten, dass diese Bewegung nach der Fed-Sitzung am Mittwoch abend einsetzen wird
     
     
     
     
     
    Dax:
     
    Auch der Dax gibt seine Gewinne nach der Griechenland-Wahl wieder zügig ab. Hellas war gestern, heute ist wieder Spanien mit seinem neuen Renditehoch über der 7%-Marke (für Zehnjährige).
    Der Sieg der „bailout“-Befürworter in Griechenland ist ein Pyrrhus-Sieg für die Märkte. Denn der wichtigste Grund für die ordentliche performance der Aktienmärkte vor der Griechenland-Wahl war doch die Annahme, dass die wichtigsten Notenbanken im worst case eine koordinierte Aktion unternehmen werden. Nun ist dieser worst case nicht eingetreten, insofern eine Aktion der Notenbanken mehr als überflüssig. Damit ist den Bullen letztlich das (einzige?) Argument aus der Hand geschlagen worden. Das dürfte der Hauptgrund sein für die schnelle Schwäche nach der Ralley.
    Bleibt noch am Mittwoch die Fed. Aber auch für die Amerikaner ist die Notwendigkeit weiterer Stimulusmaßnahmen mit dem Ausgang der Griechenland-Wahl deutlich geringer geworden.
    Klar: die US-Konjunkturdaten der letzten Wochen waren mies, die vorherige Erholung wohl nur eine Scheinblüte. Auffällig ist besonders der starke Rückgang der Preise (Erzeugerpreise, Verbraucherpreise) – das ist ein globaler Trend, der auch in den USA angekommen ist. Wir stehen also vor einer deflationären Entwicklung, was aus Sicht der Amerikaner der Fed weitere Möglichkeiten zum Gelddrucken gibt.
    Aber was kann da kommen? Eine Fortstetzung des operation twist (der Kauf von langlaufenden Anleihen und Verkauf kurzlaufender Anleihen)? Wow, wird sofort die Welt retten. Was immer die Fed auch tun wird, es ist und bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein, der das Grundsatzproblem nicht lösen wird.
    Das Grundproblem ist ein Solvenzproblem, kein Liquiditätsproblem. Es fehlt also nicht an Geld (das ja mit vollen Händen in die Märkte gepumpt wird), sondern am Glauben, dass Schulden zurück gezahlt werden können. Daß dem so ist, ist eine recht realistische Einschätzung der Lage…
    Es heißt also letztlich abwarten bis Mittwoch. Wir gehen davon aus, dass spätestens am Donnerstag die Aktienmärkte wieder unter Druck kommen werden, weil die Fed die Märkte enttäuscht. Fiele der Dax dann nachhaltig unter die 6080er-Unterstützung, gehen wir zeitnah von neuen Jahrestiefs aus. Erst ein Überschreiten der 6440/50er-Zone würde diese Einschätzung sehr unwahrscheinlich werden lassen.

     

     

    Markus Fugmann

    fugmann@actior.de

    Tel.:040/44809860

    www.actior.de

     




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    Markus Fugmann
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    Markus Fugmann ist Chefanalyst der actior AG und Redakteur bei www.finanzmarktwelt.de. Die actior AG bietet Selbsthändlern die Möglichkeit, an allen gängigen Märkten der Welt im Bereich CFDs, Futures, Aktien und Devisen zu Top-Konditionen zu handeln. Darüber hinaus erhalten Kunden kostenlose Informationsabende, Seminare, One-to-One Coaching, allgemeine Einführungen in die Handelsplattformen und Märkte.
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    Verfasst von Markus Fugmann
    Wochenausblick EURUSD + Dax Euphorie verflogen - koordinierte Aktion der Notenbanken vom Tisch..

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