Deutsche Aktien
Wer zahlt, schafft an
Mit RWE, Beiersdorf, Deutsche Post, Henkel, Adidas, Continental und Linde legen in dieser Woche erneut sieben Unternehmen aus dem DAX ihre Jahresabschlussberichte vor. Dabei werden Aktionäre eine Kennzahl diesmal besonders kritisch unter die Lupe nehmen: die Vergütung der Vorstände.
Denn seit die Schweizer am Sonntag per Volksentscheid strenge Regeln für Vorstandsvergütungen beschlossen haben, kocht auch hierzulande die Debatte um „perverse Boni" wieder hoch. Vor diesem Hintergrund war es ein Glücksgriff der VW-Oberen, ihrem Vorstandschef Martin Winterkorn die Gesamtvergütung schon vor Wochen um 6 Mio. Euro zu kürzen. Der Volkswagen-Lenker hätte in der laufenden Diskussion sonst die perfekte Zielscheibe abgegeben.
So rücken jetzt andere Manager ins Fadenkreuz. Die Bosse von Adidas, Beiersdorf und Linde dürften 2012 zwar wie schon 2011 überdurchschnittlich viel vom Nettogewinn als Vergütung einkassiert haben. Gleichwohl müssen sie den Zorn ihrer Aktionäre nicht fürchten, haben diese doch in Form von kräftig steigenden Kursen prächtig mitverdient. Anteilseigner der Deutschen Telekom oder von ThyssenKrupp dürften hohe Vorstandsgehälter dagegen sauer aufstoßen. Beide DAX-Konzerne haben im abgelaufenen Geschäftsjahr rote Zahlen geschrieben, die Aktien notieren auf Jahressicht im Minus.
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Unser Mitleid mit den Vorständen würde sich indes in Grenzen halten, sollten Aktionäre doch den Bannstrahl Richtung Vorstandsetage schleudern. Denn als Eigentümer haben sie jedes Recht dazu, auch die Kleinaktionäre, die durch das Schweizer Referendum gestärkt wurden. Schließlich bezahlen sie in Form fallender Kurse direkt für den Misserfolg von Managern, welche häufig nur hochbezahlte Angestellte ohne eigenen Aktienbesitz sind und damit zwar ein Arbeitsplatzrisiko, aber kein Kapitalrisiko tragen. Und wer zahlt, schafft an – auch an der Börse.