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     2205  0 Kommentare "Niedrigzinsphase nicht aussitzen“ - Seite 2

    FundResearch: Auch der deutsche Aktienmarkt verzeichnet in diesem Jahr neue Höchststände. Wo erwarten Sie den DAX in etwa zwölf Monaten? 

    Vorndran: Leider haben auch wir keine Glaskugel....

    FundResearch: Ja, die haben nur Zauberer...

    Vorndran: ..als Investoren tun wir allerdings gut daran, nicht in Indizes zu denken, sondern in erstklassigen Unternehmen. Konzerne, die global aufgestellt sind, nachhaltig wachsen und nur wenig verschuldet sind. Generell sind wir davon überzeugt, dass Aktien im derzeitigen Kapitalmarktumfeld nach wie vor die attraktivste Anlageklasse sind.

    FundResearch: Die über viele Jahre beliebten Schwellenländer geraten derzeit in die Kritik. Besonders den BRIC-Staaten wird nicht mehr viel zugetraut. Ist das „BRIC-Bashing“ gerechtfertigt?

    Vorndran: Jahrelang wurde Anlegern lang und breit erklärt, wie groß das Potenzial der BRIC-Staaten sei. Rasant wachsende Volkswirtschaften, die Bevölkerung jung und dynamisch. Investoren waren bereit, hohe Preise zu bezahlen für Unternehmen aus diesen Ländern – mehr, als diese Konzerne tatsächlich wert waren. Die Erwartungshaltung war schlicht zu hoch! Seit 2010 haben wir immer wieder davor gewarnt. Wir gehen davon aus, dass Investoren in den kommenden Monaten weiter Geld abziehen werden aus den BRIC-Staaten. Im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus Europa und den USA sind viele Unternehmen dort noch immer ambitioniert bewertet. Im Laufe der nächsten zwölf Monaten könnte aber der Zeitpunkt kommen, an dem wertgetriebene Investoren auf der Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten wieder fündig werden. Noch ist es aber nicht so weit.

    FundResearch: Sind Anleger besser bedient, wenn Sie anstatt in den BRIC-Staaten, in anderen Schwellenländern investieren?

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    Vorndran: Im Grunde gilt für die meisten Schwellenländer, was für die BRIC-Staaten auch gilt: Wegen des zum Teil kräftigen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren haben sie von den Investoren einen Vertrauensvorschuss bekommen, der sich in vielen Fällen bisher nicht ausgezahlt hat.  

    FundResearch: Wie schätzen Sie die Lage im Euroraum ein? Besteht die Möglichkeit, dass die Krise in absehbarer Zeit zu Ende geht?

    Vorndran: Nein, die Lage ist nach wie vor fragil, eine deutliche Besserung nicht in Sicht. Die Entscheidung der EZB, den Zins über einen sehr langen Zeitraum niedrig zu lassen, spiegelt das sehr gut wider. Mario Draghi hat sich damit sehr deutlich positioniert und seine „we-do-whatever-it-takes“-Aussage aus dem vergangenen Sommer bekräftigt. Schauen Sie sich das Beispiel Italien an: Dessen Primärüberschuss, also der Haushaltssaldo vor Zinszahlungen, beträgt stolze 2,5 Prozent des BIP. Allerdings drückt die Zinslast bei einer Schuldenquote von 130 Prozent und einem Durchschnittszins von vier Prozent den Staatshaushalt deutlich ins Minus. Aus einem Primärüberschuss wird so ein Gesamtdefizit von fast drei Prozent. Weil die italienische Wirtschaft schrumpft, steigt die Schuldenquote immer weiter und weiter. Das heutige Zinsniveau ist viel zu hoch für Italien. Bei einem Realzins von mehr als drei Prozent rechnen sich viele Investitionen nicht, zumal Banken lieber Staatsanleihen kaufen als Kredite vergeben. Ein Teufelskreis.

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    Dieter Fischer
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    Dieter Fischer ist Dipl.-Journalist und Volkswirt. Er ist Geschäftsführer der €uro Advisor Services GmbH und betreut die Top-Themen des Onlineportals www.fundresearch.de. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren Redakteurs- und Führungspositionen bei Börse-Online, €uro, €uro am Sonntag sowie dem Finanzen-Verlag.  
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    Verfasst von 2Dieter Fischer
    "Niedrigzinsphase nicht aussitzen“ - Seite 2 FundResearch sprach exklusiv mit Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch, über die aktuelle Zinspolitik und seine Einschätzung zu den globalen Märkten.

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