Egbert Prior
Datagroup setzt auf die Cloud
Das Geschäftsjahr endete am 30.9.. Unternehmensgründer und Vorstandschef Hans-Hermann Schaber verrät der Prior Börse, die Jahresprognose locker erreicht zu haben. In Aussicht gestellt waren mehr als 150 Millionen Umsatz und über 10 Millionen Ebitda (um Sondereffekte bereinigt). In etwa 6 Wochen sollen die Zahlen veröffentlicht werden. CEO Schaber deutet an, daß er bei dieser Gelegenheit die Umsatzprognose für das kommende Geschäftsjahr 2014/15 konkretisieren wird. Die Erlöse sollen in einem Korridor zwischen 160 und 175 Millionen landen, bislang ist von mehr als 150 Millionen die Rede. Die Vorausschau für die Ebitda-Marge könnte mit ungefähr 10% unverändert bleiben. Spektakulär fällt Schabers „Vision 2020“ aus. Der Unternehmer möchte in den kommenden sechs Jahren den Umsatz auf eine Spanne zwischen 250 und 500 Millionen treiben. Bei einer operativen Marge von 10%. Das heißt, das Ebit soll 2020 zwischen 25 und 50 Millionen erreichen. Im Geschäftsjahr 2012/13 wurden erst gut 6 Millionen geholt. Die Planungen sind ambitioniert, aber keine Spinnerei. Das zeigt das beeindruckende Wachstumstempo in der Vergangenheit. 2006, im Jahr des Börsengangs, lagen die Erlöse erst bei 28 Millionen, das Ebitda 1,9 Millionen. Kein Wunder, daß sich der Aktienkurs prächtig entwickelt hat. Ausgabepreis 3,20 Euro. Aktuell notiert das Papier mit rund 9 Euro. Das Unternehmen aus der Umgebung von Stuttgart setzt auf zwei wichtige Trends der IT-Branche: Standardisierung und Cloud. Wie eine Autofabrik arbeitet Datagroup mit einer Art Plattformstrategie. Bewährte Elemente werden entsprechend der Kundenanforderungen kombiniert. Bei der Cloud setzen die Schwaben auf Nummer sicher und Made in Germany. Die Rechenzentren befinden sich in Deutschland, auch der gesamte Datenaustausch kann innerhalb der Landesgrenzen erfolgen. Bemerkenswert auch, daß Datagroup den Umsatz fast ausschließlich auf dem Heimatmarkt erzielt. Schaber verweist auf das enorme Marktpotential hierzulande, das eine Auslandsexpansion überflüssig (Risiko!) erscheinen lasse. Das Marktvolumen für IT-Dienstleistungen bei uns wird auf 37 Milliarden Euro geschätzt. Anders als viele Wettbewerber ist Datagroup kein „Kistenschieber“. Etwa 75% der Erlöse erzielt die Gesellschaft mit Services wie die Installation von Software oder den Betrieb der EDV. Der Handel mit Hardware spielt nur eine ungeordnete Rolle. Etwa 10 Millionen Umsatz erzielt Datagroup aktuell mit selbstentwickelter Software. Ein hochmargiges Geschäft, wie Schaber betont. Stolz ist der Firmengründer darauf, daß Datagroup bereits mehr als 30% der Umsätze mit Cloud-Dienstleistungen generiert. Wichtigster Kunde ist der Technologiekonzern Thales. Auch sonst enthält die Referenzliste klangvolle Namen wie Porsche, Bosch oder Edeka. Datagroup betreut derzeit mehr als 300.000 IT-Arbeitsplätze. Die Schwaben sind auch durch Akquisitionen gewachsen, seit dem IPO waren es 16 Übernahmen. Zuletzt kam ein Entwickler von Apps dazu. Schaber hat einen weiteren Fisch an der Angel. Im Januar könnte der Deal in trockenen Tüchern sein. Mit einem aktuellen Börsenwert von 68 Millionen erscheint Datagroup günstig bewertet. Das KGV (2014/15) schätzungsweise 11. „Die Aktie muß man kaufen“, resümiert Schaber das Gespräch. Der Unternehmer scheint von seiner Sache überzeugt, schließlich hält er knapp 60% der Anteile. Fazit: Geht die ehrgeizige Wachstumsstrategie auf, hat der Kurs in den nächsten Jahren deutlich mehr als 100% Kurspotential.