Monte-dei-Paschi
„Schieflage der Bank wäre hochgefährlich für das europäische Finanzsystem“
Die krisengeschüttelte italienischen Großbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) werde auf Dauer nicht eigenständig fortbestehen. Das sagt kein geringerer als der Verwaltungsratschef des Geldhauses, Alessandro Profumo. „Ich denke, dass es auf jeden Fall sinnvoll ist, für Gespräche mit möglichen Partnern offen zu sein“, sagte Profumo im Gespräch mit dem „manager magazin“. Doch der Bankchef gibt sich weiterhin kämpferisch: „Wir werden nächstes Jahr bis zu 2,5 Milliarden Euro an neuen Finanzmitteln aufnehmen. Dafür haben wir bereits eine Garantie der Banken, die diese Transaktion vorbereiten“, sagte Profumo weiter. Man warte jetzt nur noch auf die Genehmigung durch die EZB.
EZB attestiert riesige klaffende Kapitallücke
Das älteste Geldinstitut der Welt, war beim Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) im Oktober 2014 durchgefallen. Die von der EZB diagnostizierte Kapitallücke von 2,1 Milliarden Euro bei der Monte dei Paschi di Siena war die mit Abstand größte im gesamten Stresstest. „Das große Problem von Monte dei Paschi ist das Kreditportfolio, darin stecken noch immer viel zu viele faule Darlehen“, sagte Profumo dem „manager magazin". Immerhin sei es gelungen, die Bank zu stabilisieren, so Profumo weiter, und das sei bereits eine ganze Menge. „Wir sind das drittgrößte Kreditinstitut Italiens, die Schieflage einer Bank dieser Dimensionen wäre hochgefährlich für das gesamte europäische Finanzsystem.“
EZB-Stresstest-Szenario für Italien übertrieben
Das im Stresstest unterstellte Szenario, nach dem die italienische Wirtschaft bis 2016 um 11 Prozent einbricht, hält der Bankchef, der bis 2010 die italienische Großbank Unicredit leitete, für übertrieben. „Wenn das wirklich so einträfe, dann hätten wir schon bald ganz andere Sorgen als die Kapitalausstattung unserer Banken“, sagte Profumo. „Dann bricht die EU auseinander.“
Mit Blick auf die Krise seines Heimatlandes sagte Profumo im Gespräch mit dem „manager magazin“, er wünsche sich von den europäischen Nachbarn mehr Hilfsbereitschaft: „Natürlich muss jedes Land seine Hausaufgaben machen, wie Frau Merkel es nennt. Aber etwas mehr Solidarität würde ich mir schon wünschen. Das ist in unser aller Interesse.“
Lob an Draghi für Standhaftigkeit
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Großes Lob fand der Banker hingegen für die Arbeit seines Landsmanns, EZB-Chef Mario Draghi: „Wir können uns bei ihm bedanken, dass es die Europäische Union und den Euro in dieser Form noch gibt“, sagte Profumo. Um die Wirtschaft Europas wieder anzukurbeln, reichten Draghis Maßnahmen allerdings nicht aus.
Lesen Sie mehr: Wie geht es weiter mit der italienischen Traditionsbank, fragte wallstreet:online Anfang des Jahres. Denn Banca Monte dei Paschi di Siena schreibt im dritten Jahr in Folge rote Zahlen. Schuld sind faule Kredite. (siehe: Monte dei Paschi - Enorme Verluste plagen die älteste Bank der Welt)